JULIA COLLECTION Band 12
hatten. Sie standen mitten auf der Straße, brüllten und stritten sich. Die meisten verschwanden, als ich kam und ihnen befahl, nach Hause zu gehen, aber einer war richtig lästig. Das Ganze fand vor seinem Haus statt, und er stand eigentlich nur in seinem Vorgarten und schrie immer weiter. Ich sagte ihm, er sollte reingehen, sonst würde ich ihn festnehmen.“
„Und dann?“
„Er ging rein, öffnete aber ein Fenster im Erdgeschoss, lehnte sich raus und brüllte weiter Schimpfwörter. Er gab damit an, dass er ja in Sicherheit war, weil er sich in seinem eigenen Haus befand, und niemand könnte etwas dagegen tun. Dabei hat er sämtliche Nachbarn aufgeweckt. Schließlich hatte ich genug davon.“
„Was hast du getan?“
„Ich bin zu dem Kerl gegangen, habe nach seinem Hemd gegriffen und ihn daran zum offenen Fenster rausgezogen. ‚Scheint mir, als wären Sie jetzt draußen‘, habe ich gesagt und ihn festgenommen.“
„Ist das nicht illegal?“
„Nein, das passiert bei diesem Kerl einmal im Monat, wie eine Art von Ritual. Es ist Bobby Rays Methode, sich zu amüsieren.“
Gaylynn wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, also lächelte sie nur und fummelte an ihrem Medaillon herum. Dadurch zog sie Hunters Aufmerksamkeit wieder auf ihren Ausschnitt. Wenn sie das Medaillon berührte, fühlte sie sich weniger unbehaglich, und ihr Mut wuchs. Sie rückte die Schultern gerade, beugte sich vor und fragte in heiserem Ton: „Möchtest du noch ein Stück Brust?“
Hunter überlegte, was sie tun würde, wenn er einfach nach ihrer Brust gegriffen und sie gestreichelt hätte. Dann verfluchte er sich selber. Er hatte wirklich überhaupt keine Manieren. Schließlich hatte Gaylynn nicht absichtlich mit diesem seltsamen Ding herumgespielt, das sie da trug, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Sie war bloß höflich. Oder?
Doch da war ein gewisser Glanz in ihren Augen, der ihn auf die Idee brachte …
Nach dem Dinner servierte sie auf dem Couchtisch Kaffee und Pfirsichkuchen. Sie hatte eine blauweiße Decke über das Sofa gelegt, und nun wirkte es richtig gemütlich. Aber es hatte in der Mitte eine Delle, und so rutschten Hunter und Gaylynn aufeinander zu. Ausnahmsweise war Gaylynn einmal froh über diese Eigenart der alten Couch.
Mit jeder Minute fühlte sie sich zuversichtlicher, was ihren Entschluss anging, Hunter zu verführen. Er war der Mann, auf den sie all die Jahre gewartet hatte. Und wenn sie an die Umarmung neulich vor der Bücherei dachte und an seine Reaktion auf sie heute Abend, glaubte sie eine gute Chance zu haben, dass er sich auch zu ihr hingezogen fühlte.
Als sie sich vorbeugte, um ihre Kaffeetasse auf den Tisch zurückzustellen, streifte sie leicht Hunters Schulter und stellte erfreut fest, dass seine Haut erhitzt war und sein Atem sich beschleunigte.
Sie machte Eindruck auf ihn. Wunderbar!
Über den Bergen donnerte es, und das passte zu dem heftigen Klopfen von Gaylynns Herz.
„Liebst du Gewitter immer noch so wie als Kind?“, fragte Hunter.
Sie nickte. „Mein Vater hat mir früher erzählt, der Donner wäre das Geräusch, das Gott macht, wenn er schnarcht.“
Hunter hörte nur halb zu, weil er sah, dass Gaylynn ein bisschen Pfirsichsaft von ihrer Oberlippe leckte. Dabei entging ihr ein Tropfen, und plötzlich war Hunter mit seiner Selbstbeherrschung am Ende. Schließlich hatte er sich schon den ganzen Abend zusammenreißen müssen.
Nun konnte er keine Sekunde länger widerstehen. Er strich mit dem Zeigefinger über Gaylynns Mund, und gleich darauf küsste er sie zärtlich und leidenschaftlich zugleich. Es war ein besitzergreifender Kuss.
Gaylynn freute sich über diese fordernde Haltung und reagierte in gleicher Weise darauf. All die Gründe, warum sie dies nicht hätte tun sollen, schwanden dahin, und es zählten nur noch die, die dafür sprachen. Es war so richtig, so perfekt, so als hätte das Schicksal es gewollt.
Ihre Spannung wuchs immer mehr an, während das Gewitter draußen näher kam. Hunter näherte sich inzwischen weiter Gaylynns Brust, bis er schließlich mit dem Daumen über eine Spitze strich. Gaylynn bog sich ihm erregt entgegen, und bevor sie noch richtig mitbekam, was geschah, lag sie schon mit dem Rücken auf der Couch.
Sie waren nun von den Schultern bis zu den Hüften aneinandergepresst. Ihr Hunger wurde immer stärker und damit auch das Bedürfnis, sich noch näher zu sein. Hunters Krawatte war das erste Kleidungsstück, das abgestreift wurde. Als Nächstes
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