JULIA COLLECTION Band 12
… liebt.“
Der Ausdruck in seinem Gesicht war nicht der eines verliebten Mannes, eines Mannes, der plante, den Rest seines Lebens mit einer bestimmten Frau zu verbringen und sie zu heiraten. Gaylynn fand eher, dass er aussah, als würde er die letzte Nacht bereuen. „Wenn ich gewusst hätte, dass du eine … dass du noch nie …“, stammelte er.
„Das Wort ist Jungfrau“, unterbrach sie ihn.
„Was glaubst du denn, wo diese … Beziehung hinführt?“, wollte er wissen.
„Was glaubst du denn, wo sie hinführt?“, konterte sie.
„Nirgendwohin“, antwortete er. „Ich meine, du wirst doch bald nach Chicago zurückkehren, und ich bleibe hier.“
„Richtig“, sagte sie, obwohl sie den Eindruck hatte, dass es falsch war. Völlig falsch. Sie und Hunter waren dazu bestimmt, zusammen zu sein. Aber sie konnte den Mann schließlich nicht einfach mit ihrer Liebeserklärung überrumpeln und zwingen, ihre Gefühle zu erwidern. Andererseits konnte sie sicherstellen, dass er nicht zu bereuen brauchte, was sie letzte Nacht geteilt hatten. Und sie würde tun oder sagen, was immer nötig war, damit ihr Liebesspiel kein einmaliges Erlebnis blieb. „Schau, lass uns das nicht zu sehr komplizieren, okay? Keine Verpflichtungen. Wir genießen einfach die Gesellschaft des anderen, solange es geht.“
„Wie denn?“ Hunter wollte das genauer wissen. „So wie letzte Nacht?“
Sie nickte und hielt seinem herausfordernden Blick stand. „Was hältst du davon? Abgemacht?“ Sie streckte die Hand aus.
Zu ihrer Erleichterung schüttelte er sie. „Abgemacht.“
Doch noch während Hunter zustimmte, fühlte er sich innerlich völlig aufgewühlt. Er wusste, dass er mehr für Gaylynn empfand als bloß Leidenschaft. Aber war es Liebe? Wer konnte das beurteilen?
Und dann war da noch die Tatsache, dass er wohl kaum ein Hauptgewinn war für eine Frau wie Gaylynn … die klügste, die er je getroffen hatte, eine, die um die ganze Welt gereist war. Seine Exfrau hatte kaum die Highschool geschafft, und sie hatte Chicago nie verlassen, bis er mit ihr nach Lonesome Gap gezogen war, ein mieses, verschlafenes Nest, wie sie es in besseren Zeiten genannt hatte.
Zugegeben, Gaylynn schien seine kleine Heimatstadt zu gefallen. Sie fand sie malerisch. Vorläufig. Aber das würde sich geben. So war es immer bei Neuankömmlingen. Sie zogen dann an einen weniger abgelegenen Ort, eine Stadt, die sich im Aufwind befand, statt um ihre Existenz kämpfen zu müssen.
Hunter merkte, dass Gaylynn sich rasch von dem Überfall erholte, dessentwegen sie in die Berge geflüchtet war. Er hatte recht gehabt mit seiner Annahme, dass ihre Angst und Unsicherheit bloß vorübergehend waren, eine natürliche Reaktion auf das Trauma, das sie durchgemacht hatte. Schon jetzt war sie wieder mutig, mit jedem Tag mehr. Die Tatsache, dass sie ihn verführt hatte, bewies das.
Nicht, dass eine große Verführungskunst nötig gewesen wäre. Er hatte schon seit einiger Zeit gegen seine Gefühle für sie angekämpft. Trotzdem war er immer noch sicher, dass nichts sie davon abhalten würde, zu ihrem alten Leben in Chicago zurückzukehren. Sie hatte es ja gerade selbst gesagt.
Gaylynn beobachtete, wie Hunter nachdachte, und wünschte sich, sie könnte etwas tun, um seine Sorgen zu zerstreuen.
Er sollte sich nicht schlecht fühlen wegen dem, was geschehen war.
Sie hatte genau gewusst, was sie tat, und war nicht so naiv gewesen zu denken, er würde auf die Knie sinken und ihr einen Heiratsantrag machen, sobald sie miteinander geschlafen hatten. Eigentlich war sie nicht mal sicher, ob sie sich das wünschte. Dies war alles so neu. Sie wollte nicht riskieren, das Glück zu verlieren, das sie hatte, indem sie es zu genau studierte.
Sie umschloss seine Hand fester und erinnerte ihn auf diese Weise daran, dass er sie seit ihrem Händeschütteln vor ungefähr einer Minute nicht wieder losgelassen hatte. Nun konnte er nicht widerstehen. Er musste sie einfach zu sich ins Bett zurückziehen und den Honig von ihren Lippen küssen.
Als sie dann neben ihm lag, sagte er: „Du hast unglaublich schöne Augen.“
„Sie sind bloß braun.“
Er schüttelte den Kopf. „So dunkle Augen sind ausgesprochen sexy, weißt du das nicht?“
„Also, ich habe eine Menge für grüne Augen übrig“, erklärte sie. Sie war ihm jetzt so nah, dass sie die Schatten erkennen konnte, die seine Wimpern auf seine Haut warfen.
„Wie viel hast du dafür übrig?“ Seine Augen begannen zu
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