JULIA COLLECTION Band 12
lustig machte oder versuchte, sie zu verführen. Nein, heute wirkte er völlig verblüfft.
Niedergeschlagen fragte Gaylynn sich, ob sie sich vielleicht zu sehr aufgedonnert hatte. Machte sie sich total zum Narren? Standen ihr ihre Absichten klar im Gesicht geschrieben, so deutlich erkennbar wie der Lippenstift, den sie viermal hatte auftragen müssen, bevor er richtig ausgesehen hatte?
Zu dumm, wenn Hunter erstaunt ist, dachte sie dann. Jetzt würde sie keinen Rückzieher mehr machen. Nicht nach all dem Ärger, den sie gehabt hatte.
Sie griff nach Hunters Arm und zog ihn ins Haus … nur für den Fall, dass es ihm in den Sinn kam zu flüchten. „Du bist früh dran.“
„Du siehst wunderschön aus“, erklärte er heiser. Sein Akzent war stärker herauszuhören als sonst.
Das Kompliment machte Gaylynn nicht verlegen, sondern verlieh ihr zusätzlichen Mut. „Danke.“
„Etwas riecht gut“, fügte Hunter hinzu.
„Das Brathuhn?“
„Nein, es ist eher …“ Er schnüffelte.
Lass ihn bloß nicht feststellen, dass es verbrannt riecht, dachte Gaylynn.
„Pfirsiche“, erklärte er triumphierend.
„Das muss der Kuchen sein.“ Ma Battle hatte Gaylynn auch noch einen Pfirsichkuchen mitgegeben.
Hunter trat näher. „Nein, es ist dein Haar.“
Sie hatte fast vergessen, dass sie Pfirsichshampoo benutzt hatte. Anscheinend wirkte das stärker auf Hunter als Ma Battles Tipp mit dem Hühnerfett hinter dem Ohr.
Als Hunter sah, wie Gaylynn lächelte, hatte er Mühe, sie nicht sofort in die Arme zu nehmen und zu küssen. Sie sah umwerfend aus in diesem Kleid. Ihre Haut war leicht gerötet, ihre Lippen glänzten … und Hunter sehnte sich danach, festzustellen, ob sie genauso gut schmeckte, wie sie aussah.
Aber sie eilte bereits in die Küche. „Das Dinner ist fertig. Bist du bereit zu essen?“, fragte sie.
„Und ob ich bereit bin“, murmelte Hunter.
Sie hatte den Eindruck, dass er da nicht vom Essen sprach. Gut! Anscheinend hatte der erste Teil ihres Verführungsplans funktioniert. Zumindest das Kleid wirkte. Sie hatte absichtlich die Hälfte der Knöpfe am Rock offen gelassen, sodass eine Menge von ihren Beinen zu sehen war, während sie hin und her ging, um Ma Battles ausgezeichnete Mahlzeit auf den Tisch zu bringen.
„Ist alles da, was wir brauchen?“ Sie überlegte, ob sie etwas vergessen haben mochte.
Hunter legte sich eine Papierserviette auf den Schoß, nicht nur wegen des Essens, sondern auch, um seine Erregung zu verbergen, und versuchte, nicht auf Gaylynns teilweise offenes Kleid zu starren.
Sollte er die Tatsache erwähnen, dass sie die Hälfte der Knöpfe nicht geschlossen hatte? War das seine Schuld, weil er ein bisschen zu früh gekommen war? Für den Fall, dass das stimmte, wollte er lieber nicht darauf hinweisen. Womöglich knöpfte sie dann das Kleid ganz zu, und er genoss die Aussicht viel zu sehr, um sich das zu wünschen.
„Möchtest du lieber Schenkel oder Brust?“, fragte Gaylynn.
Er blickte zuerst auf ihre gut geformten Beine, dann auf ihre ebenso schöne Brust. Das Kleid hatte einen tiefen Ausschnitt, sodass er die verlockende kleine Mulde zwischen ihren Brüsten erkennen konnte. Und ihm stieg wieder der Pfirsichduft in die Nase.
„Schenkel oder Brust?“, wiederholte Gaylynn.
„Beides sieht toll aus“, antwortete er und sah dabei weiter ihren Körper an statt des Essens, das sie ihm anbot. „Tatsächlich läuft mir das Wasser im Mund zusammen.“
„Darüber bin ich froh.“ Sie lächelte, beugte sich vor und legte ihm zwei Stücke von dem Huhn auf den Teller … einmal Brust, einmal Schenkel.
Allmählich kam Hunter in den Sinn, dass sie die Knöpfe vielleicht absichtlich offen gelassen hatte. War das ihre Art, ihm ihre Dankbarkeit dafür zu zeigen, dass er ihr geholfen hatte? Gaylynn war immer ein Mensch gewesen, der seine Schulden prompt bezahlte.
„Wie ist das Huhn?“, erkundigte sie sich.
Er musste erst ein Stück probieren, bevor er antworten konnte. „Großartig.“
„Da bin ich froh.“
„Es schmeckt irgendwie wie das Brathuhn von Ma Battle“, stellte er voller Anerkennung fest. „Und sie macht das beste im ganzen Bundesstaat.“
„Ach, wirklich?“ Gaylynn wechselte lieber das Thema. „Wie lief es denn heute bei der Arbeit?“
„Gut. Gestern Abend hatten wir etwas Aufregung, aber das ist samstags immer zu erwarten.“
„Was ist denn passiert?“, fragte Gaylynn besorgt.
„Wir wurden angerufen, weil ein paar Kerle zu viel getrunken
Weitere Kostenlose Bücher