JULIA COLLECTION Band 14
ihn. Ein weiteres Foto seines attraktiven Gesichts sprang ihr ins Auge und löste ein seltsames Kribbeln in ihrem Bauch aus. Rasch begann sie den Artikel zu lesen.
Macho, Mannsbild, Mistkerl – mit all diesen Bezeichnun gen ist der begehrenswerteste Mann Amerikas schon be dacht worden. Wie dem auch sei, trotz seines umstrittenen Rufes kann man eines nicht leugnen: dass er absolut voll kommen ist. Er ist reich, intelligent, abenteuerlustig, um werfend charmant und sexy. Was kann eine Frau sich bei einem Mann noch wünschen?
Verlässlichkeit zum Beispiel, dachte Kirby. Aufrichtigkeit, Zuneigung. Sie las weiter.
James Nash hat so ziemlich alles erlebt. Er verkehrt mit den Reichen und Schönen, in der glamourösen Welt der Adeligen, der Mode und der Berühmtheiten. Er hatte in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Beziehungen zu Frau en, von denen man trotz allem kein schlechtes Wort über ihn hört.
„Jede Frau sollte wenigstens einmal in ihrem Leben einen Mann wie James Nash gehabt haben“, verkündete zum Bei spiel Ashley Evanston kürzlich in einem Telefon-Interview. Die Debütantin Sissy Devane, Tochter des Milliardärs Rus sel Devane, stimmt ihr zu: „Kein Mann weiß besser, was einer Frau gefällt“, sagte sie mit einer Begeisterung, die der Verfasserin dieses Artikels nicht entging. „James be herrscht die Kunst des Liebesspiels einfach perfekt.“
Du liebe Zeit!, dachte Kirby und klappte das Magazin zu. War diesen Frauen überhaupt nichts heilig? Wieso verbreiteten manche Leute sich öffentlich über ihr Liebesleben, als handele es sich dabei um Kochrezepte?
Sie wollte das Magazin zurück auf den Stapel werfen und vergessen, dass James Nash jemals vor ihrer Tür gestanden hatte. Doch aus irgendeinem Grund ließ dieser Mann ihr keine Ruhe. Es konnte ja nicht so schlimm sein, den Artikel zu Ende zu lesen. Nur damit sie wusste, woran sie war, falls Mr. Nash wieder auftauchen sollte. Sie warf einen raschen Blick über die Schulter, klemmte die Zeitschrift zwischen sich und die Handtasche und ging eilig zum Ausleihtresen.
Hinter dem Tresen erhob sich lächelnd Mrs. Winslow, die schon seit Kirbys Kindheit die Bibliothekarin war. „Guten Abend, Kirby“, begrüßte sie sie mit leiser Stimme und schob einen Bleistift in ihren weißen Haarknoten.
Kirby zwang sich, ihr Lächeln zu erwidern, und tat möglichst gleichgültig, was die Zeitschrift anging. „Hallo, Mrs. Winslow.“
„Wie ich sehe, tagt das Festivalkomitee heute oben. Habt ihr große Pläne für dieses Jahr?“
„Und ob.“
„Habt ihr schon einen Ersatz gefunden für Rufus Laidlaw als Grand Marshall der Parallax Parade?“
Kirby schüttelte den Kopf. „Noch nicht.“
„Es wird schwer werden, jemanden von Rufus’ Kaliber zu finden“, meinte die Bibliothekarin. „Es gibt nicht viele Leute in Endicott, die den Status einer solchen Berühmtheit haben.“
„Nein, Ma’am, da haben Sie recht. Es gibt nicht viele Leute von hier, die schon eine Nebenrolle in einem Werbespot für Abführmittel gespielt haben.“
„Und vergiss nicht den Werbespot, in dem er eine tanzende Dose Mais gespielt hat.“
„Natürlich. Es ist wirklich eine Schande, dass er als Grand Marshall aufhört, auch wenn es wegen seiner Karriere geschieht. Aber keine Sorge, wir werden schon jemanden finden.“
„Da bin ich sicher.“ Mrs. Winslow sah auf die Zeitschrift, für die Kirby sich entschieden hatte. „Tut mir leid, meine Liebe, aber Zeitschriften dürfen nicht ausgeliehen werden.“
Kirby hob erstaunt die Brauen. „Nein?“
Die Bibliothekarin schüttelte den Kopf. „Deshalb haben wir den Leseraum. Manche kopieren sich auch die Artikel, die sie interessieren. Dabei solltest du jedoch bedenken, dass man unter Umständen das Copyright verletzt.“
„Oh, das möchte ich auf keinen Fall“, versicherte Kirby ihr. „Ich habe noch ein paar Minuten Zeit bis zum Treffen. Ich gehe solange in den Leseraum.“
Mrs. Winslow war offenbar zufrieden, dass Kirby die moralisch richtige Entscheidung getroffen hatte.
Kirby drehte sich um und betrachtete den Mann, der sie vom Titelblatt des Magazins anschaute. Sein Lächeln war so flirtend wie in der Realität, und der Ausdruck in seinen Augen ebenso frech, wie sie es erlebt hatte. Ein Mann wie er konnte seinen Charme sicher nach Belieben an- und ausschalten, je nachdem, ob Blitzlichter oder Kameras in der Nähe waren.
Sie war dermaßen in die Betrachtung des Fotos vertieft, dass sie zusammenzuckte, als eine vertraute
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