JULIA COLLECTION Band 14
tatsächlich nicht, wer ich bin?“, fragte er. „Sie kennen meinen Namen nicht?“
Kirby seufzte ungeduldig und machte die Tür wieder ein Stück weiter auf. „Nein, tut mir leid. Sollte ich?“
Er lachte erfreut. „Und Sie haben mich wirklich noch nie gesehen?“
Sie schüttelte den Kopf.
„Nicht im Fernsehen? In einer Zeitschrift? Oder im Internet?“ Er beugte sich vor und fügte im verschwörerischen Ton hinzu: „Ich bin regelmäßiger Stargast in der wöchentlichen Show ‚Undercover Camera‘. Außerdem gibt es eine ganze Web Site mit Berichten über mich. Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen die Internet-Adresse geben.“
Kirby war verwirrt von dem, was dieser Mann ihr erzählte. Doch seine tiefe, volle Stimme verzauberte sie. Schließlich nahm sie sich zusammen. „Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung, wer Sie sind.“
Er musterte sie schweigend, als sei er sich über die Herkunft dieses Wesens nicht ganz sicher. Dann funkelten seine Augen amüsiert. „Überlegen Sie noch einmal gründlich. Sicher haben Sie meinen Namen schon irgendwo gehört. James Nash. Ich gehöre sozusagen zu den Ikonen der populären Kultur dieses Landes.“
Kirby lächelte nachsichtig, da man bei geistig verwirrten Menschen nie vorsichtig genug sein konnte. „Na, das erklärt ja alles. Ich besitze keinen Fernseher und habe auch keinen Internetzugang. Und ich lese nur Zeitschriften, die mit Inneneinrichtung zu tun haben.“
„Na also, über zwei meiner Häuser wurde letztes Jahr im ‚Architectural Digest‘ berichtet. Und die letzte Feiertagsausgabe von ‚Metropolitan Home’s‘ war praktisch meinem Apartment am Central Park gewidmet.“
Kirby kaute einen Moment nachdenklich auf ihrer Unterlippe und versuchte sich zu erinnern. Sie sah sich den Mann gründlicher an. „Sagen Sie nicht, das Sofa mit dem Leopardenmuster und der Clubsessel mit den Zebrastreifen gehörten Ihnen.“
Seine Miene hellte sich auf. „Sie erinnern sich!“
„Sie brauchen dringend einen neuen Innenarchitekten.“ Kirby verzog das Gesicht. „Ich fand es abscheulich.“
Sein Lächeln erstarb. „Aber ich liebe dieses Sofa.“
„Dieser Afrika-Stil ist längst aus der Mode. Heute kehrt man zu elementaren Dingen zurück. Weniger ist mehr. Einfache Linien, schlichte Farben. Viel Licht und Raum, keine toten Tiere.“
Er wirkte niedergeschlagen. „Aber ich mag tote Tiere.“
„Die mochte Ernest Hemingway auch, aber deshalb war er noch lange kein Experte für Innenarchitektur.“ Plötzlich fiel ihr ein, dass sie hier an der Haustür stand und sich kaum bekleidet mit einem Mann unterhielt, dessen geistiger Zustand unklar war. Sie zog den Kimono mit der freien Hand fester um sich. „Also, es war nett, Sie kennenzulernen, Mr. … Nash, richtig?“
„Bitte nennen Sie mich James.“
„Einverstanden, James. Auf Wiedersehen. Ich muss jetzt wirklich gehen.“ Erneut versuchte sie vergeblich, die Tür zuzuschlagen.
Er sah sie ungläubig an. „Sie müssen gehen? Ich bin doch gerade erst gekommen. Außerdem habe ich Champagner mitgebracht.“ Er hielt die Flasche hoch, und selbst Kirby, die auf diesem Gebiet wenig Ahnung hatte, erkannte, dass es sich um eine sehr teure Marke handelte.
Noch immer nicht ganz überzeugt, ob sie das alles nicht doch bloß träumte, erwiderte sie sanft: „Ich verstehe nicht, was das mit der ganzen Sache zu tun hat.“
„Ich habe Champagner mitgebracht“, wiederholte er mit Nachdruck, als müsste sie wissen, was er damit andeuten wollte.
„Und was soll das?“
„Es bedeutet, dass wir heute Abend nach dem Dinner sehr ausgelassen sein werden.“
Ein heißer Schauer lief ihr über die Haut. Er konnte unmöglich das andeuten, was sie vermutete: dass sie sich betrinken und dann … Oder etwa doch? „Also …“ Mehr brachte sie nicht heraus.
James nahm das jedoch als die positive Antwort, die er erwartet hatte, denn er zwinkerte ihr anzüglich zu. „Sie brauchen sich nicht einmal umzuziehen, denn zufällig mag ich Frauen nackt am liebsten. Besonders ohne Bräunungslinie.“
Kirby starrte ihn an, denn plötzlich wurde ihr klar, dass ihr Gefühl, beim Sonnenbaden beobachtet zu werden, keineswegs unbegründet gewesen war. Sie wusste zwar nicht, wie „Mr. Begehrenswert“ es gelungen war, doch endlich hatte ein Mann in Endicott sie nackt gesehen. Und sie hatte sich nicht einmal darum bemühen müssen.
„Wie bitte?“ Das Gespräch kam ihr unwirklich vor.
„Keine Sorge“, beruhigte er sie. „Ich werde Ihren
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