JULIA COLLECTION Band 14
wenigstens einmal.“
Er grinste genüsslich. „Achten Sie auf Ihre Worte. Die meisten normalen Leute begegnen der ewigen Liebe wenigstens einmal? Wenn sie ewig dauert, kann man ihr kaum öfter als einmal begegnen, oder?“
„So meinte ich das nicht.“
„Dann erklären Sie es mir.“
Kirby starrte auf ihre Hände, die nervös gefaltet auf ihrem Schoß lagen. Am Ringfinger der rechten Hand trug sie einen Verlobungsring. Es war der Ring, den ihr Vater ihrer Mutter vor fünfunddreißig Jahren gegeben hatte. Sie war überzeugt, dass ihre Eltern sich bis ins hohe Alter und darüber hinaus geliebt hätten, wenn sie noch am Leben wären. So, wie Angies Eltern sich lieben würden und Rosemarys sich geliebt hätten, wenn ihr Vater noch am Leben wäre. Wie die Eltern all ihrer Freunde in Endicott.
Sie konnte sich an keinen Freund aus ihrer Kindheit erinnern, der aus einem zerrütteten Elternhaus gekommen wäre. Das lag zum Großteil sicher daran, dass Endicott eine kleine, konservative Stadt im Mittleren Westen war, in der Dinge wie Scheidung selten vorkamen. Zum Teil lag es aber auch daran, dass sich die Leute, zumindest hier, für alle Zeiten verliebten. Die Liebe war eine ernste Sache, mit der man nicht leichtfertig umging. Für Menschen wie James war sie jedoch lediglich ein Zeitvertreib.
„Ich meinte damit“, erklärte Kirby, „dass ganz gleich, mit wem wir den Rest unseres Lebens verbringen, jeder eine große Leidenschaft im Leben erlebt. Man begegnet jemandem, den man nie wieder vergisst, an dessen Gesicht man sich immer wieder unerwartet erinnert, dessen Stimme und Duft einem unzählige schlaflose Nächte bereitet und mit brennender Sehnsucht erfüllt.“ Sie sah James an, doch seine Miene verriet nicht, was in ihm vorging. „Vielleicht ist es nicht der Mensch, den man heiratet oder mit dem man alt wird. Aber es gibt sie, die ewige Liebe. Jemanden, den man nie vergisst. An irgendeinem Punkt des Lebens trifft es jeden, und man überwindet es nie.“
„Mich hat es nicht erwischt“, konterte er mit Bestimmtheit.
Kirby lächelte traurig. „Noch nicht.“
Er schüttelte entschieden den Kopf. „Das wird es auch nicht.“
„Wie können Sie sich da so sicher sein?“
„Weil es so etwas nicht gibt.“
„Woher wissen Sie das?“
„Ich weiß es eben.“
„Gut, aber woher?“
Plötzlich erschien ein bitterer Zug um seinen Mund. „Ich weiß es. Aber wir sprachen über Sie.“
„Sie sprachen über mich“, korrigierte sie ihn. „Ich habe keine Ahnung, was Sie vorhaben.“
„Das habe ich Ihnen doch gesagt. Wir werden einen Mann für Sie finden. Wenn Bob Ihnen keinen bringt, dann müssen wir die Angelegenheit eben selbst in die Hand nehmen.“
„Wir?“ Ein unangenehmes Gefühl beschlich sie. „Wieso wir?“
„Weil Sie es ohne mich nicht schaffen. Ich werde Ihnen das notwendige Detail liefern, das uns den Erfolg sichert.“
Sie wollte sich nicht vorstellen, was er damit meinte, daher fragte sie gar nicht erst. „Ich bin nicht sicher, dass das eine gute Idee ist.“
„Natürlich ist es das. Vertrauen Sie mir. Und jetzt“, fügte er rasch hinzu, da sie schon wieder protestieren wollte, „wo gehen Sie Ihre Kleidung einkaufen?“
Sie sah ihn einen Moment misstrauisch an. „In einer kleinen Boutique namens ‚Rose’s Romantic Reminiscences‘.“
„Gut.“ Er drückte mit dem Daumen einen Knopf links von seinem Kopf. „Omar?“
Es gab ein kurzes Klicken, dann meldete sich die Stimme des Fahrers: „Ja, Mr. Nash?“
James seufzte schwer, um Geduld bemüht. „Wie oft muss ich Sie noch darum bitten? Würden Sie mich bitte James nennen?“
„Wie Sie wünschen, Mr. Nash.“
James verdrehte die Augen. „Omar, wenn Sie in der Stadt eine Boutique namens ‚Rose’s Romantic Reminiscence‘ entdecken, geben Sie Gas und fahren Sie so schnell Sie können daran vorbei.“
Kirby enthielt sich eines Kommentars.
„Ja, Mr. Nash.“
„James“, korrigierte er ihn. „Nennen Sie mich James.“
„Jawohl, Mr. Nash.“
James knurrte, ließ den Knopf der Sprechanlage jedoch ohne eine weitere Bemerkung los. „Also“, wandte er sich wieder an Kirby. „Wo kaufen die College-Mädchen ihre Sachen?“
Sie wollte ihm antworten, dass sie absolut keine Ahnung habe, da sie selbst nie ein College-Mädchen gewesen war. Dennoch wusste sie, wo all die modischen jungen Frauen in der Stadt einkauften, weil das Geschäft ihrem Büro genau gegenüberlag. Und da sie selten etwas zu tun hatte, verbrachte sie
Weitere Kostenlose Bücher