JULIA COLLECTION Band 14
KAPITEL
„Wie bitte?“ Kirby war sprachlos.
Unglücklicherweise ignorierte James ihren Einwand, da er viel zu sehr damit beschäftigt war, sie von oben bis unten zu mustern. „Ja“, bestätigte er, „das Kleid muss weg. Und zwar sofort.“
Kirby starrte ihn fassungslos an. Er wollte, dass sie ihr Kleid auszog? Warum? Oh, natürlich kannte sie den Grund. Er hatte es ihr vor einigen Tagen unmissverständlich klargemacht. Aber hier und jetzt?
„Nicht hier und jetzt“, erklärte er lachend, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Kommen Sie mit, ich werde es Ihnen zeigen.“
Ehe Kirby sich versah, saß sie auf dem Rücksitz seines Rolls Royce. Das Innere des Wagens war geräumig und verströmte einen Duft nach Leder. James betätigte einen Schalter, worauf eines der Brandenburgischen Konzerte aus den Lautsprechern hinter und neben Kirby ertönte und eine Rauchglasscheibe den hinteren Teil vom Fahrer abtrennte.
James saß neben ihr in den cremefarbenen Lederpolstern und strahlte ein enormes Selbstvertrauen aus. Er trug eine saphirblaue Hose und ein weißes kragenloses Leinenhemd. Seine schwarzen Haare fielen ihm seidig auf die Schultern, und er kam Kirby noch attraktiver vor als sonst.
„Ja, das Kleid muss eindeutig verschwinden“, wiederholte er.
Kirby hob instinktiv eine Hand an die blaue Satinschleife, die am Kragen den krönenden Abschluss einer Leiste mit etwa drei Dutzend Perlmuttknöpfen bildete. „Das glaube ich kaum“, erklärte sie. „Das ist eines meiner Lieblingskleider.“
„Nicht zu fassen.“
Seine beiläufige Bemerkung traf sie, obwohl sie sich einredete, dass es überhaupt keine Rolle spiele. Was kümmerte es sie, ob er ihr Kleid mochte oder nicht? Jeder, der sein Haus mit Möbeln im Tigerfellmuster einrichtete, hatte für Mode ein Gespür wie Tarzan. Trotzdem fragte sie: „Was ist an dem Kleid verkehrt?“
„Gar nichts – wenn man sechs Jahre alt ist und auf dem Weg zur Kirche ist. Aber Sie sind eine erwachsene Frau, die Männer für sich interessieren möchte. Und das stellen Sie völlig falsch an.“
Kirby nahm an, dass es sinnlos war, erneut abzustreiten, dass sie einen Mann für sich interessieren wollte, vor allem, nachdem James gerade einen dieser Versuche bei Teddy Gundersen miterlebt hatte. Trotzdem brauchte er es nicht so auszusprechen, dass es billig und geschmacklos klang. So wie er von ihr redete, hatte sie den Eindruck, ihr einziges Lebensziel sei es, einen Mann in ihr Schlafzimmer zu bekommen.
„Es hat wohl keinen Zweck, Sie vom Gegenteil überzeugen zu wollen. Schließlich habe ich Ihnen selbst erzählt, dass ich mir von Bob einen Mann gewünscht habe, der mich für immer liebt. Ja, ich will einen Mann. Aber nicht so, wie Sie es andeuten. Zu einer Beziehung gehört viel mehr als Sex.“
„Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ James’ Miene war unergründlich. „Tatsache bleibt jedoch, dass auch die Art von Beziehung, die Sie sich vorstellen, Sex beinhaltet. Ich weiß ja nicht, wie viel Ihre Mutter Ihnen über das Leben beigebracht hat, aber falls Sie Kinder wollen …“
Sie machte ein wütendes Gesicht. „Ich weiß, woher die Babys kommen!“
Er hatte die Nerven, erstaunt zu tun. „Wirklich? Fein. Das macht die Sache leichter.“
„Welche Sache?“ Kaum hatte Kirby die Frage ausgesprochen, bereute sie es auch schon. Irgendetwas führte er ganz deutlich im Schilde. Ihr wurde mulmig.
James beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf die Knie und legte die Fingerspitzen aneinander. „Kirby, meine Liebe, wir werden einen Mann für Sie finden. Einen, der Ihnen zumindest schwört, dass er Sie ewig lieben wird, falls Sie das wollen. Einen echten, im Gegensatz zu der Schar der Memmen, die Ihnen offenbar gefallen. Einen, der mit Ihnen auf der Verandaschaukel sitzt, bis Sie alt und grau sind.“ Er verzog das Gesicht. Irgendetwas schmeckte ihm anscheinend ganz und gar nicht. „Wieso Sie so etwas wollen, ist mir allerdings schleierhaft.“
„Was meinen Sie damit, dass dieser Mann mir zumindest ewige Liebe schwört?“
„Das mit der ewigen Liebe war doch sicher nicht Ihr Ernst, oder?“
„Selbstverständlich. Wieso nicht?“
Er lachte humorlos. „Weil es so etwas nicht gibt.“
„Natürlich gibt es das.“
„Ich habe es noch nie erlebt.“
„Das ist kaum überraschend in Anbetracht der Kreise, in denen Sie sich bewegen. Aber ich versichere Ihnen, Mr. Nash, dass derartige Gefühle existieren, und die meisten normalen Menschen begegnen ihr
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