JULIA COLLECTION Band 14
seine Brust.
„Lass mich los“, zischte sie und wehrte sich wütend.
„Erst wenn du dir angehört hast, was ich dir zu sagen habe.“
„Lass mich los!“, wiederholte sie und unternahm einen erneuten Befreiungsversuch.
Widerstrebend gab er ihrem Wunsch nach, packte jedoch ihr Handgelenk, damit sie nicht sofort aus dem Zimmer rannte.
„Lass mich los!“
Doch er blieb unnachgiebig. „Nein.“
„Ethan …“
„Erst müssen wir einiges klarstellen.“
Sie lachte humorlos. „O ja, sicher, wir müssen einiges klarstellen. Das ist wirklich stark. Wenn wir lange genug hierbleiben müssen, um irgendetwas zu klären, dann können wir für den Rest unseres Lebens hierbleiben.“
Seit er ihr die Wahrheit über seine Identität gesagt hatte, war sie seinem Blick ausgewichen. Das gefiel ihm ganz und gar nicht. Na schön, er hatte einer ohnehin unmöglichen Situation ein Ende bereitet. Aber auf diese Weise konnten sie wenigstens auf eine gemeinsame Lösung hinarbeiten, oder? Diese Lösung würde vielleicht in vielerlei Hinsicht noch unbefriedigend sein, doch zumindest stünden sie nicht mehr gegeneinander. Das hoffte Ethan zumindest.
„He, es würde mir nichts ausmachen, für den Rest meines Lebens mit dir hier zu sein“, erwiderte er.
„Ja, darauf wette ich.“
„Ich weiß, das kommt alles äußerst überraschend für dich, und ich weiß auch, dass es vieles verändert. Aber warum um alles in der Welt bist du so wütend?“
Sie hob die Brauen. „Kannst du dir das nicht vorstellen?“
„Man sollte eher erwarten, dass du erleichtert bist darüber, dass ich nicht der miese Gangster bin, für den du mich gehalten hast. Vor allem, nachdem wir miteinander …“ Er schluckte und war nicht in der Lage, in Worte zu fassen, was erst vor wenigen Stunden zwischen ihnen geschehen war. Es war noch zu frisch und neu, die Emotionen noch zu wenig verarbeitet, um jetzt schon damit zurechtzukommen. Auch Angie schien keine Worte dafür zu haben, denn sie sah zu Boden und tat so, als wüsste sie nicht, wovon er sprach.
Stattdessen verkrampfte sie sich bei der Erinnerung, die er offenbar in ihr geweckt hatte, und sagte leise: „Ich habe dich schon lange nicht mehr für einen miesen Gangster gehalten.“ Sie sah mit Tränen in den Augen zu ihm auf. „Ich war mir nicht sicher, wer du bist, ich wusste nur, dass du kein schlechter Mensch bist.“
Ethan war vollends verwirrt. „Warum verändert dann die Tatsache, dass ich ein Cop bin, etwas zwischen uns?“
„Weil es bedeutet, dass du mich die ganze Zeit über angelogen hast. Es bedeutet, dass du ein Lügner bist.“
Er starrte sie perplex an. „Du mochtest mich, als du glaubtest, ich sei ein Gangster. Und jetzt willst du mir weismachen, dass ein paar kleine Notlügen alles ändern?“
„Hier geht es ja wohl nicht nur um harmlose Notlügen“, konterte sie.
„Sondern?“
Offenbar hatte sie kein Verständnis für seine Verwirrung: Mit einem Ruck befreite sie ihr Handgelenk aus seinem Griff, machte jedoch keine Anstalten, davonzulaufen. Ethan hätte nicht gewusst, was er getan hätte, wenn sie jetzt zu fliehen versucht hätte. Mit Daumen und Zeigefinger der einen Hand rieb sie sich die Augen, mit der anderen hielt sie die Decke zusammen, in die sie sich gehüllt hatte.
„Begreifst du es denn nicht?“, meinte sie.
Ihr Zorn war ihm immer noch ein Rätsel. Dass sie aufgebracht sein würde, hatte er mehr oder weniger erwartet. Aber seiner Einschätzung nach wäre das lediglich auf ihre Verwirrung über die neue Situation zurückzuführen gewesen. Er hätte erwartet, dass sich ihr Entsetzen rasch legen und großer Erleichterung weichen würde. Denn immerhin stand der Mann, mit dem sie noch vor Kurzem geschlafen hatte, auf der richtigen Seite des Gesetzes.
Plötzlich fiel ihm etwas anderes ein: Er hatte kein Kondom benutzt. Vielleicht war das der Grund, weswegen sie so wütend auf ihn war. Möglich war es. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht sahen sie die Dinge noch immer nicht im gleichen Licht.
„Nein“, antwortete er zögernd. „Ich glaube nicht, dass ich es begreife. Vielleicht könntest du es mir noch einmal genau erklären.“
„Du hast es schon verstanden“, fuhr sie ihn an. „Das ist ja das Problem. Du hast bekommen, was du wolltest: eine amüsante Nacht und einen Teil von mir.“
„Nein, Angel, das stimmt nicht. Das, was heute Nacht zwischen uns geschehen ist, war viel mehr. So etwas wie in dieser Nacht habe ich noch nie erlebt. Und das werde
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