JULIA COLLECTION Band 15
da sind und dass sich viele andere Menschen für ihn einsetzen.“
Sie nickte und wischte sich die Tränen von den Wangen. „Ich bin nur gegangen, damit er mich nicht weinen sieht. Er will nicht, dass ich seinetwegen weine. So ist er. Um mich macht er sich Sorgen, nicht um sich selbst.“
„Dann keine Tränen mehr“, munterte Mack sie auf. „Noch ist nicht alle Hoffnung verloren.“
Maria lächelte traurig. „Sie sind ein guter Freund, Mack. Ich werde nie vergessen, dass Sie täglich für ihn da waren. Für ihn ist ein Traum wahr geworden, und wenn das seine letzten Tage sein sollten, haben Sie daraus glückliche Tage gemacht.“
Mack winkte ab. „Vielleicht kann ich etwas wirklich Wichtiges für ihn tun.“
Während Maria das Zimmer betrat, warf Mack einen Blick auf Tony. Der Junge war blasser als je zuvor und hielt die Augen geschlossen.
Rasch lief Mack auf einen Ausgang zu, um das Handy benützen zu dürfen. Vielleicht war es zu spät, aber er musste etwas unternehmen.
In Gedanken erstellte er bereits eine Liste, während er den Korridor hinuntereilte. Beth warf ihm einen fragenden Blick zu. Er deutete an, dass er nach draußen wollte, und sie nickte.
Plötzlich war er selbst wieder ein Junge und hörte, wie ein Fremder ihm, Richard und Ben erklärte, dass ihre Eltern tot waren. Die Haushälterin hatte lautlos geweint bei der Schilderung des Flugzeugabsturzes. Ben hatte auch geweint, aber Richard hatte nur stumm dagestanden. Mack wusste über den Tod Bescheid, hatte diese Endgültigkeit aber noch nie erlebt.
Erst nach dem Begräbnis hatte er verstanden, dass Mutter und Vater nie wieder zu ihnen zurückkehren würden. Dann war Destiny zu ihnen gekommen und hatte ihr Leben völlig verändert. Mit ihrer fröhlichen und unberechenbaren Art hatte sie ihnen sehr geholfen. Nach einer Weile war es einfacher, so zu tun, als wäre alles in Ordnung.
Das war es jedoch nicht gewesen. Die Wunde saß tief, aber er hatte sich damit noch nie beschäftigt, bevor die Gefahr aufgetaucht war, er könnte Beth verlieren. Und nun hatte er es außerdem mit Tonys Krankheit zu tun.
Eine halbe Stunde später telefonierte Mack noch immer, als Beth endlich zu ihm kam. Er griff nach ihrer Hand, lächelte ihr matt zu und beendete das letzte Gespräch.
„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie.
„Nichts ist in Ordnung.“ Er staunte, dass sie noch die Kraft fand, sich um ihn zu sorgen.
Sie streichelte seine Wange. „Nimm es nicht so schwer. Wir alle wussten, dass es so kommen könnte.“
„Es darf nicht so kommen“, erwiderte er heftig. „Ich will nichts davon hören, dass du ihn aufgibst.“
„Manchmal reicht eben nicht, was man tun kann“, erklärte sie nüchtern.
„Das akzeptiere ich nicht. Ich habe die Mannschaft angerufen. Er braucht schließlich einen Spender für Knochenmark, oder? Das ist die einzige Hoffnung.“
Sie nickte. „Aber die Chancen …“
Jetzt wollte er nichts mehr von Zweifeln hören. „Ich habe gerade veranlasst, dass so gut wie jeder, den ich kenne, herkommt und sich testen lässt. Schafft euer Labor das?“
Sie sah ihn ungläubig und mit einem winzigen Hoffnungsfunken an. „Ja, ich spreche sofort mit den Kollegen, aber bist du dir auch sicher? Hast du allen erklärt, dass es nicht nur um einen einfachen Bluttest geht?“
„Sie wissen Bescheid“, versicherte er. „Und sie wissen vor allem, dass es um das Leben eines Jungen geht. Mit mir kannst du gleich anfangen. Das hätte ich schon vor Wochen machen sollen.
Ich habe nur nicht daran gedacht.“
Tränen traten ihr in die Augen. „Ach, Mack!“
Er drückte ihre Hand. „Fangen wir an. Dieser Junge muss am Leben bleiben.“
Beth hatte gedacht, damals nach dem Tod ihres Bruders alle Tränen ihres Lebens vergossen zu haben. Als sie jetzt jedoch sah, wie sich ein stämmiger Footballspieler nach dem anderen testen ließ, ob er als Spender für Knochenmark infrage kam, flossen ihr die Tränen unaufhaltsam über die Wangen. Schließlich besorgte Mack ihr aus dem Krankenhauslädchen die größte Packung Papiertaschentücher, die es gab.
Richard kam in Begleitung eines Mannes, der ebenfalls ein Carlton sein musste, also der zurückgezogen lebende Künstler Ben. Destiny war bei ihnen.
Mack umarmte seine Tante. „Du hättest nicht herkommen müssen. Ich wollte nur, dass du Richard und Ben verständigst.“
„Natürlich musste ich kommen.“ Destiny drückte Beth die Hand. „Ich lasse mich auch testen.“
„Nein, Destiny“,
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