JULIA COLLECTION Band 15
Kathleen fort. „Sie wollten nur, dass ich ihn kennenlerne.“
„Und das haben Sie“, bestätigte Destiny. „Früher oder später werden Sie ihn bestimmt dazu bringen, dass Sie seine Bilder verkaufen dürfen.“
„Woher weiß ich überhaupt, dass es noch mehr Bilder gibt?“, fragte Kathleen. „Ich habe keine gesehen.“
„Nun ja, das hat nicht so recht geklappt“, räumte Destiny ein. „Vielleicht haben sich in einigen Tagen oder Wochen die Wogen so weit geglättet, dass Sie wieder zur Farm fahren können. Ich würde Ihnen allerdings empfehlen, bis nach Neujahr zu warten.“
„Fast sechs Wochen? Dann muss Ben über Ihr Ränkespiel ja sehr zornig sein.“
Destiny winkte ab. „Er wird sich schon wieder beruhigen. Lassen Sie ihm nur etwas Zeit.“
„Aber ich habe keine Zeit. Ich brauche noch vor Weihnachten ein neues Projekt. Einige Arbeiten von Destiny Carlton wären sehr gut vor den Feiertagen. Wir könnten eine besonders schöne Vernissage arrangieren . “
„Auf keinen Fall“, wehrte Destiny ab. „Ich stelle meine Gemälde nicht mehr aus.“
„Genau wie ein anderes Mitglied Ihrer Familie. Wieso denn nicht? Ich weiß, dass Sie gut sind, Destiny. Sie haben mir einige Ihrer Bilder gezeigt.“
„Vor Jahren war das Malen mein Beruf. Jetzt ist es nur noch Zeitvertreib.“
„Was es angeblich auch für Ben ist.“
„Ben ist ein Genie“, behauptete Destiny leidenschaftlich. „Konzentrieren Sie sich auf ihn, meine Liebe, und vergessen Sie mich.“
„Das fällt mir schwer, wenn Sie hier sind, er aber nicht.“
„Er wird es sich bestimmt anders überlegen. Und bis dahin finden Sie sicher etwas für Ihre Galerie. Es gibt zahlreiche Künstler in der Gegend, die Ihre Werke gern ausstellen würden. Fragen Sie doch einen von ihnen. Sie können sehr überzeugend sein.“
„Bei Ihnen habe ich versagt“, stellte Kathleen trocken fest. „Vielleicht sind die Carltons gegen meinen Charme immun.“
„Oder Sie müssen sich eine neue Strategie ausdenken und sich mehr bemühen“, riet Destiny. „Mein Neffe hat übrigens einen Hang zum Süßen. Bei Ihren Ausstellungen servieren Sie immer herrliches Gebäck, das Sie selbst gemacht haben. Bestimmt könnten Sie diese Fähigkeit zu Ihrem Vorteil einsetzen.“ Destiny sah auf die Uhr und tat betroffen. „Ach, schon so spät. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich mich über die gute Kritik gefreut habe. Und es war nett, dass Sie gestern bei uns waren.“
„Vielen Dank für die Einladung“, erwiderte Kathleen. „Es war schön, den Rest der Familie kennenzulernen. Das Gespräch mit Beth und Melanie war sehr aufschlussreich.“
„Glauben Sie nicht alles, was Sie hören“, warnte Destiny.
Kathleen lachte über das besorgte Gesicht der älteren Dame. „Oh ja, ich verstehe gut, warum Sie nicht wollen, dass ich auf die Ratschläge der beiden höre.“
„Was haben sie Ihnen denn erzählt?“, forschte Destiny vorsichtig.
„Nichts, was ich nicht sowieso schon herausgefunden hatte“, erwiderte Kathleen. „Sie sind eine kluge Frau, eine Frau, die man nicht unterschätzen darf.“
„Das betrachte ich als Kompliment“, erwiderte Destiny.
„Das können Sie auch“, meinte Kathleen lächelnd, „obwohl die beiden es vielleicht nicht so meinten.“
„Die zwei haben keinen Grund, sich zu beklagen“, fand Destiny. „Hätte ich bei ihnen und meinen Neffen nicht nachgeholfen, wäre alles nicht so gut gelaufen.“
„Dem wird niemand widersprechen“, bestätigte Kathleen, „aber darf ich Ihnen einen Rat geben?“
„Natürlich.“
„Rechnen Sie nicht damit, dass Sie sich auch bei Ben und mir durchsetzen werden.“
„Weil Sie aus härterem Holz geschnitzt sind?“, erkundigte sich Destiny amüsiert.
„Genau.“
„Meine Liebe, das bedeutet nur, dass es Sie noch schneller erwischen wird.“
Damit verließ Destiny die Galerie in einer Duftwolke teuren Parfums, und Kathleen überlegte, was Bens Tante wohl gemeint haben könnte.
Ben trug eine dicke dunkle Farbschicht auf die Leinwand auf und betrachtete sie düster. Der Klecks entsprach ziemlich genau seiner Stimmung seit Thanksgiving – innerer Aufruhr und Verwirrung. Vielleicht würde ein Kritiker darin auch Anzeichen von Irrsinn entdecken, und Ben hielt es durchaus für möglich, dass er seit seiner Begegnung mit Kathleen Dugan den Verstand verloren hatte. Jedenfalls konnte er sie einfach nicht mehr aus seinen Gedanken verbannen.
Er konnte seither auch nicht mehr richtig arbeiten.
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