JULIA COLLECTION Band 15
du meinst. Letztlich hat sie dir wehgetan.“
„Ja“, erwiderte er knapp.
„Ich habe dich nicht verlassen, und Richard und Mack haben dich nicht verlassen. Du magst auch die Frauen deiner Brüder, die ebenfalls bleiben werden. Und ich wette, dass du dein Herz an die Kinder deiner Brüder verlieren wirst.“
„Höchstwahrscheinlich“, bestätigte er. Wenn er fühlte, wie sich Melanies Baby bewegte, beneidete er seinen Bruder. „Aber ich brauche niemanden“, trotzte er.
„Wir alle brauchen jemanden. Wenn ich dir das nicht beigebracht habe, dann habe ich kläglich versagt.“
„Du scheinst aber niemanden zu brauchen.“
„Ich habe Erinnerungen“, erwiderte sie betrübt. „Wunderbare Erinnerungen.“
„Und die wärmen dich nachts?“
„Sie geben mir Frieden“, versicherte Destiny. „Das Leben gehört den Lebenden, mein Lieber. Vergiss das nie.“
„Es sei denn, das Schicksal greift ein, und mit dem Schicksal ist das so eine Sache. Man weiß nie genau, wann es zuschlägt.“
Destiny seufzte wehmütig. „Nein, das weiß man nicht.“
„Du denkst jetzt daran, was du aufgegeben hast, um dich um uns zu kümmern, nicht wahr?“, fragte Ben.
„Du sagst das, als würde ich es bedauern, aber ich habe kein Opfer gebracht“, versicherte sie wie schon so oft. „Ich habe einfach getan, was ich tun musste, und ihr Jungs habt Freude in mein Leben gebracht.“
„Das hat dir aber nicht den Mann ersetzt, den du zurückgelassen hast“, behauptete er und hoffte, sie würde ausnahmsweise über diesen Teil ihres Lebens sprechen.
„Das ist Schnee von gestern“, behauptete Destiny. „Wichtig ist, dass ich nichts bedauere. Man macht immer weiter, geht Risiken ein und lässt andere Menschen in sein Leben. Man sichert sich nicht dadurch ab, dass man sich verschließt. Dadurch wird man lediglich einsam. Wenn du willst, könnte ich dir Kathleens Telefonnummer geben.“
„Erstaunlich, dass du sie mir nicht schon an die Wände geschrieben hast.“ Ben musste trotz allem lachen. „Ich hab dich lieb, das weißt du, nicht wahr?“
„Ja“, bestätigte Destiny heiter. „Und letztlich wirst du genau das tun, was ich von dir erwarte. So wie immer.“
Leider hatte sie recht. Er konnte Kathleen Dugan also auch gleich am nächsten Morgen anrufen. Letztlich würde er sie sowieso wiedersehen – und küssen.
Er wollte nur sicherstellen, dass dies zu seinen Bedingungen geschah.
4. KAPITEL
Am Freitagvormittag drängten sich in Kathleens Galerie Kunden, die in der Zeitung die Kritik von Boris’ Bildern gelesen hatten. Der Kritiker hatte von dem gewagten Stil geschwärmt und dem Künstler eine große Zukunft vorhergesagt. Nun bezahlten Sammler, die bei der Vernissage kein Interesse gezeigt hatten, die Spitzenpreise, die Kathleen nach dem Lesen der Kritik auf die Preisschildchen geschrieben hatte.
Wenn das so weiterging, war sie bald ausverkauft und musste nach einem anderen Künstler Ausschau halten. Bens Gemälde fielen ihr wieder ein. Es wäre großartig gewesen, hätte sie ihn gleich zu einer Ausstellung überreden können, doch die Chancen standen schlecht. Bestimmt brauchte sie viel Zeit und Geduld, um ihn umzustimmen.
Kathleen hatte soeben den letzten Verkauf getätigt, als Destiny in einem roten Mantel mit einem Kragen aus Kunstpelz und passendem Hut in die Galerie fegte.
„Guten Morgen, Kathleen.“ Destiny lächelte, als sie an den Bildern die roten Schildchen mit der Aufschrift „VERKAUFT“ entdeckte. „Habe ich Ihnen nicht gleich gesagt, dass eine gute Kritik das Blatt für Boris wenden wird? Die Ausstellung ist offenbar ein großer Erfolg.“
„Das ist sie“, bestätigte Kathleen glücklich. „Jetzt brauche ich allerdings dringend Ersatz. Ich habe erreicht, dass die meisten Käufer die Bilder erst nächste Woche holen werden, aber dann könnten die Wände plötzlich kahl sein. Möchten Sie mir nicht helfen?“
„Sie haben erlebt, wie schwierig Ben ist. Ich bezweifle, dass Sie ihn zu einer Ausstellung überreden können.“
„Stimmt“, meinte Kathleen, „aber die Familie Carlton hat mehr als einen Künstler aufzuweisen. Und ich finde, Sie stehen in meiner Schuld.“
„Wieso denn das, meine Liebe?“, fragte Destiny scheinbar ahnungslos.
„Sie haben mich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Haus Ihres Neffen gelockt, oder etwa nicht?“
„Vorspiegelung falscher Tatsachen?“, erwiderte Destiny. „Ich verstehe Sie nicht.“
„Es ging keinen Moment um Bens Gemälde“, fuhr
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