JULIA COLLECTION Band 15
Kathleen.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr nur wenig nachgedacht habt“, bestätigte Destiny vergnügt.
Kathleen verschluckte sich an ihrem Kaffee. „Zwischen Ben und mir ist nichts!“
„Ach nein?“, fragte Destiny enttäuscht. „Kommt ihr euch denn gar nicht näher?“
„Doch, wir sind Freunde“, erwiderte Kathleen.
„Freunde“, wiederholte Destiny seufzend. „Nun ja, das ist wenigstens ein guter Anfang. Allerdings merke ich schon, dass mir noch viel Arbeit zu tun bleibt.“
„Nein“, wehrte Kathleen heftig ab. „Sie haben bereits genug getan . Lassen Sie es, bitte!“
„Wieso sind Sie denn dermaßen dagegen, dass sich die Beziehung mit meinem Neffen weiterentwickelt?“, fragte Bens Tante erstaunt.
„Ich bin nicht wirklich dagegen“, behauptete Kathleen. „Aber wir sind erwachsen. Wir brauchen keine Einmischung. Sie haben Ihre Aufgabe erfüllt und sollten sich jetzt zurückziehen. Wenn es zu etwas kommt, dann wird es schon von selbst geschehen.“
„Ich soll mich zurückziehen, wenn ich merke, dass ihr beide zu stur seid, um die Tatsachen zu erkennen?“ Destiny tat empört.
„Auch dann“, bestätigte Kathleen.
„Na schön“, lenkte Destiny ein, „das mache ich.“
„Wirklich?“, fragte Kathleen sofort misstrauisch.
„Vorerst“, schränkte Destiny heiter ein. „Ich muss jetzt zu einer Besprechung. Vielen Dank für den Kaffee und das Muffin. Unser nettes Gespräch war sehr erhellend.“
Erhellend? Kathleen fröstelte, sobald Destiny gegangen war, weil Bens Tante sich die Zukunft offenbar völlig anders vorstellte als sie . Kathleen träumte von einer erfolgreichen Ausstellung mit Bens Bildern. Destiny dagegen sah Ben und sie bereits für immer glücklich vereint. Und das malte Kathleen sich lieber gar nicht erst aus, weil es ihr immer verlockender erschien.
11. KAPITEL
Kathleen saß im Büro der Galerie, als sie die Glocke über der Eingangstür hörte. Mit einem herzlichen Lächeln verließ sie das Büro und stockte, als sie ihre Mutter vor sich sah.
„Das ist aber eine Überraschung, Mutter! Was machst du denn hier?“, fragte Kathleen möglichst freundlich, obwohl sie nicht damit gerechnet hatte, ihre Mutter jemals in der Galerie zu sehen.
„Ich habe deine Einladung zum Besuch angenommen.“ Prudence deutete auf ein großes Gemälde von Boris. „Ich kann zwar nicht behaupten, dass es mir gefällt, aber es ist beeindruckend.“
„Der Kritiker der Zeitung hat es ein Meisterwerk genannt“, erwiderte Kathleen und rechnete jeden Moment mit einer unangenehmen Überraschung.
„Ich weiß“, erwiderte Prudence. „Ich habe die Kritik gelesen.“
Das war die zweite Überraschung an diesem Vormittag. „Du?“
„Ja, natürlich“, erwiderte ihre Mutter ungeduldig. „Dein Großvater spürt im Internet alle Artikel auf, in denen deine Galerie erwähnt wird, und druckt sie für mich aus.“
„Wirklich?“
Jetzt war es an ihrer Mutter, überrascht zu sein. „Glaubst du denn, Schatz, dass du uns nichts mehr bedeutest?“
„Eigentlich ja“, erwiderte Kathleen. „Ich habe angenommen, dass du nicht billigst, was ich tue.“
„Ich verstehe, wieso du das denkst“, meinte ihre Mutter betrübt. „Keiner von uns war jemals hier. Es tut mir leid, Kathleen. Das war selbstsüchtig von uns. Wir wollten, dass du zurückkommst, und wir dachten, das hier wäre nur ein vorübergehender Zeitvertreib für dich.“
„Ist es aber nicht“, entgegnete Kathleen gereizt.
„Das weiß ich mittlerweile auch. Deine Galerie kann mit allen mithalten, die ich jemals gesehen habe, und du bist erfolgreich. Offenbar hast du den Geschäftssinn deines Großvaters geerbt.“
Mit einem solchen Zugeständnis hätte Kathleen nie gerechnet .
„Allerdings wundere ich mich schon ein wenig“, fuhr ihre Mutter fort.
Jetzt kommt es, dachte Kathleen.
„Was ist aus deiner eigenen Malerei geworden, Kathleen? Vernachlässigst du sie völlig?“
„Wieso fragst du nach meiner Malerei? Die hast du doch noch mehr als die Galerie wie einen Zeitvertreib eingestuft.“
„Das stimmt nicht“, behauptete ihre Mutter entschieden. „Ich habe dich stets für sehr talentiert gehalten.“
„Das hast du aber nicht ein einziges Mal gesagt“, hielt Kathleen ihr vor.
„Wirklich nicht?“, fragte ihre Mutter betroffen.
„Nie.“
„Wahrscheinlich wollte ich nicht, dass du dir zu große Hoffnungen machst“, meinte ihre Mutter reuevoll. „Es ist sehr schwer, sich auf diesem Gebiet
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