JULIA COLLECTION Band 15
nicht und sicher auch nicht den Leuten, die uns schon lange regelmäßig bezahlen. Das mögen kleine Fische sein, aber es sind unsere kleinen Fische.“
„Ich werde sie nicht vernachlässigen“, versprach Melanie. „Was ist wirklich los, Becky?“
„Es gefällt mir nicht, dass du für diesen Mann durch Reifen springst. Dafür bist du zu schade.“
„Er ist nicht irgendein Mann“, wehrte Melanie ab, „sondern ein Kunde.“
„Dann ist das Spiel für seine Tante abgeblasen?“
„Das nicht“, räumte Melanie ein.
„Dachte ich es mir.“ Becky schüttelte den Kopf. „Merkst du nicht, wie riskant das ist? Fühlst du dich gar nicht zu ihm hingezogen? Ist das alles wirklich nicht persönlich?“
Melanie verzichtete darauf zu schwindeln. „Ja, gut, ein wenig persönlich ist es schon. Ich will ihn unglaublich beeindrucken. Aber ich verliere bestimmt nicht die Kontrolle.“
„Diese ganze Angelegenheit läuft erst seit einem Tag, meine Liebe“, warnte Becky, „und meiner bescheidenen Meinung nach ist sie schon gewaltig außer Kontrolle geraten.“
„Gewaltig?“, fragte Melanie geringschätzig. „Ich habe zwei Termine abgesagt. Ich bitte dich, das ist doch selbstverständlich, wenn man einen neuen Kunden übernimmt.“
„Wenn du das sagst.“
„Ja, das sage ich.“ Bevor Melanie etwas hinzufügen konnte, klingelte ihr Privattelefon. „Hallo“, meldete sie sich.
„Miss Hart?“, fragte eine ihr unbekannte Frauenstimme.
„Ja.“
„Hier Winifred, Mr. Carltons Sekretärin. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Mr. Carlton das Treffen um drei Uhr absagen muss, aber er holt Sie um halb acht ab.“
„Verstehe. Danke für den Anruf.“
Als sie auflegte, warf Becky ihr einen wissenden Blick zu. „Treffen abgesagt?“
Melanie nickte und kam sich ziemlich dumm vor.
„Du hast keinen neuen Termin notiert.“
„Vielleicht will er heute Abend mit mir reden.“
„Heute Abend?“
Melanie seufzte über Beckys ungläubigen Ton. „Ich habe wohl noch nicht erwähnt, dass wir zu einer Spendengala gehen.“
Ihre Freundin schüttelte den Kopf. „Du sollst sicher mit ihm die Bewerbungen durchsehen, während er allen wichtigen Gästen die Hand schüttelt“, spottete sie.
„Wir können auf der Hinfahrt reden – oder hinterher.“
„Mel“, drängte Becky, „wie weit willst du eigentlich gehen, um diesen albernen Auftrag zu behalten? Du bewegst dich entlang einer ziemlich unklaren Grenze, und deine Augen funkeln jedes Mal, wenn Richards Name fällt. Mein Gefühl ist, du wirst diese Grenze ganz bald überschreiten.“
„Wie kannst du so etwas sagen?“, fragte Melanie verletzt.
„Du bist meine beste Freundin, und ich habe Angst, dass du etwas machen könntest, was du hinterher bereust.“
„Sorgst du dich um mich oder um die Firma?“, fragte Melanie.
„Natürlich um dich“, versicherte Becky. „Obwohl auch dein geschäftlicher Ruf leiden könnte, sollten die Leute merken, dass du mit einem deiner wichtigsten Auftraggeber im Bett gelandet bist.“
„Ich schlafe nicht mit Richard“, wehrte Melanie ab.
„Noch nicht.“
„Ich habe von Anfang an klargestellt, dass ich nicht mit ihm schlafen werde.“
Becky seufzte. „Wir sind in einem seltsamen Geschäft, Mel. Wir helfen Menschen, ein bestimmtes Bild in der Öffentlichkeit zu zeigen. Am besten machen wir das, wenn Bild und Tatsachen übereinstimmen. Und wir beide sind zu ehrlich, um die Wahrheit zu verdrehen.“
„Mit anderen Worten“, sagte Melanie betroffen, „wenn die Leute vermuten, ich könnte mit Richard schlafen, kommt es nicht mehr darauf an, ob ich es wirklich tue.“
„Genau das wollte ich sagen“, bestätigte Becky.
„Wie bin ich bloß in diese Lage gekommen?“, klagte Melanie, obwohl sie die Antwort genau kannte. Sie hatte Destiny und Richard nachgegeben.
Becky zuckte mit den Schultern. „Du konntest schließlich nicht wissen, dass du sofort auf diesen Mann anspringen würdest.“
„Ich bin nicht in Richard verliebt“, widersprach Melanie energisch.
„Ich habe nichts von Liebe gesagt, sondern eher an Lust gedacht“, korrigierte Becky lächelnd. „Es ist allerdings interessant, dass du gleich von Liebe sprichst. So, ich bin für heute fertig und gehe jetzt nach Hause.“
„Es ist noch nicht mal drei Uhr.“
„Ich weiß, aber du brauchst noch viel Zeit, um dich für den Abend herauszuputzen.“
„Vielleicht sollte ich mich in Sack und Asche kleiden“, murmelte Melanie.
„Das würde kaum helfen. Ich
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