JULIA COLLECTION Band 15
sollen.“
„Stimmt“, bestätigte sie. „Heißt das jetzt ja oder nein zu Tee?“
Er deutete auf eine Tür. „Im Konferenzraum findest du einen Küchenschrank.“
„Zitrone, Zucker?“
„Nein, danke.“
Melanie fand alles Nötige und brachte kurz darauf ein Tablett, das sie auf Richards Schreibtisch abstellte. „Ich werde mir von deiner Sekretärin einen Termin geben lassen“, erklärte sie und wich zurück.
Er hielt sie an der Hand fest. „Tut mir aufrichtig leid, ich habe Kopfschmerzen und bin schlechter Laune, aber das ist keine Entschuldigung.“
„Wenn du das einsiehst, besteht noch Hoffnung für dich“, entgegnete sie lächelnd.
„Nicht mal ich bin schon zu alt, um noch etwas zu lernen“, versicherte er. „Diskutieren wir doch gleich einige deiner Ideen. Ich habe erst um halb neun eine Besprechung.“
Sie nickte und setzte sich. „Wie viel Zeit soll ich für deine Wahlstrategie aufwenden? Soll ich nur einen Plan entwerfen und an andere Mitarbeiter weitergeben, oder soll ich alles koordinieren? Anfangs haben wir auch über Marketing für Carl ton Industries gesprochen. Was ist wichtiger, die Firma oder der Wahlkampf? Überlege es dir. Ich will nicht, dass hohe Kosten entstehen, ohne dass wir uns vorher einigen.“
„Das weiß ich zu schätzen“, stellte er fest und reichte ihr einige Aktenordner. „Das sind Bewerbungsschreiben von möglichen Wahlkampfmanagern. Ich möchte deine Meinung hören. Wir treffen uns um drei. Dann hast du fünfzehn Minuten Zeit. Ich habe für dich ein Büro auf dieser Etage einrichten lassen. Wenn du etwas brauchst, sagst du Winifred Bescheid. Über alles andere reden wir, sobald wir einen Wahlkampfmanager haben.“
„Einverstanden“, sagte sie. „Bis drei Uhr.“
Sie war schon an der Tür, als er nach ihr rief. „Hast du heute Abend etwas vor?“
„Richard …“
„Es ist geschäftlich. Ich muss um acht an der Veranstaltung einer wohltätigen Organisation teilnehmen, bei der Destiny im Vorstand sitzt. Es werden viele Leute da sein, die du kennenlernen solltest. Und es wird Destiny glücklich machen, dich mit mir zu sehen“, fügte er lächelnd hinzu.
„Das Spiel geht also weiter?“, fragte sie und bekam Herzklopfen.
„Natürlich, bis sie uns in Ruhe lässt. Darüber waren wir uns einig.“
Melanie hatte einen Einwand. „Hast du dir überlegt, was passiert, falls sie die Wahrheit herausfindet?“
„Das darf eben einfach nicht geschehen“, wehrte er ab. „Darum müssen wir stets vorsichtig sein. Sie rechnet bestimmt damit, dass ich dich heute Abend mitnehme.“
Wenn das so weiterging, war Melanie vermutlich bald pleite, weil sie sich passende Garderobe anschaffen musste. „Wann genau?“
„Ich hole dich um halb acht ab.“
Sie nickte. „In Zukunft brauche ich aber mehr Zeit, um mich auf solche Veranstaltungen vorzubereiten. Schließlich habe ich keine gütige Fee, die dafür sorgt, dass ich mich zeigen kann.“
„Sicher“, meinte er lächelnd, „aber erwähne das nicht Destiny gegenüber. Ich fürchte, sie würde zu gern in die Rolle der gütigen Fee schlüpfen. Sie musste drei Jungen anziehen und konnte dabei ihre Kreativität in Sachen Mode nicht gut ausleben. Der Designer mag noch so ein Genie sein, aber ein Frack ist und bleibt ein Frack.“
„Ja, das ist für eine Frau wie Destiny bestimmt frustrierend“, meinte sie lachend. „Ich beschäftige mich jetzt mit den Bewerbungen.“
„Bis drei Uhr.“
Melanie verließ das Büro und lehnte sich an die Tür. Mindestens vier Mal wäre sie am liebsten über den Schreibtisch gesprungen, um Richard zu küssen. Dann hätte er vielleicht endlich glücklicher ausgesehen. Doch das wäre natürlich höchst unklug gewesen.
Melanie ging sämtliche Bewerbungen durch und versah sie mit Anmerkungen. Drei Leute stachen dabei durch Erfahrung, gute Ideen und Ehrgeiz hervor. Deren Mappen legte sie auf einen Stapel zur Seite.
Becky steckte den Kopf in Melanies Büro. „Darf ich hereinkommen?“
„Sicher.“
Becky setzte sich. „Warum hast du das hier gemacht?“
„Weil Richard mich um meine Meinung gebeten hat.“
„Und darum hast du sofort alles stehen und liegen lassen?“
„Ich habe nur zwei Termine umgestellt“, verteidigte sich Melanie. „Das kommt oft vor.“
„Und das wird bestimmt in der nächsten Zeit noch viel öfter vorkommen.“
„Aber nur, weil Richard uns fürstlich bezahlt.“
„Damit du nach seiner Pfeife tanzt“, hielt Becky ihr vor. „Das gefällt mir
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