JULIA COLLECTION Band 15
sogar in diesem Stockwerk ein kleines Büro.“
„Du weißt, was ich meine.“
„Gib auf, Mack. Ich habe schon mit Destinys Hinterhältigkeit genug Probleme. Fang du nicht auch noch an.“
„Hey, Bruderherz, ich bin ganz offen zu dir“, versicherte Mack ernst. „Du machst einen Fehler, wenn du dieser Frau keine Chance gibst und nur spielst, um Destiny zu beruhigen. Lern Melanie kennen, und verbarrikadiere dich ausnahmsweise nicht hinter deiner steifen Fassade.“
„Ach, jetzt bin ich plötzlich auch noch steif?“
„Das warst du schon immer. Das kommt natürlich davon, dass du bereits mit zwölf Jahren Verantwortung übernommen hast. Ben und ich können froh sein, dass wir dich hatten, sonst hätten wir ebenfalls vorzeitig erwachsen werden müssen.“
„Lass es“, bat Richard, weil er seinem Bruder recht geben musste.
„Solltest du allerdings wirklich nicht an Melanie interessiert sein“, meinte Mack lässig, „könnte ich es sein.“
Eine Ader an Richards Stirn begann zu pochen, und er fragte sich, ob das ein Anzeichen für den Schlaganfall war, den er bestimmt vor Abschluss dieses ganzen Irrsinns erleiden würde.
„Halt dich von ihr fern“, verlangte er. „Egal, was ich mache oder nicht mache – du bleibst von ihr weg!“
Mack stand sichtlich zufrieden auf. „Dachte ich’s mir!“
„Was soll das heißen?“, fragte Richard gereizt.
„Du bist doch der Klügste von uns allen“, entgegnete Mack. „Denk darüber nach.“
Melanie begegnete Mack auf dem Korridor. Sie war zu Richard unterwegs, als Mack sie mit einem wissenden Lächeln begrüßte, das sie sich nicht erklären konnte.
„Guten Morgen“, sagte sie vorsichtig. „Haben Sie Richard besucht?“
„In seinem Büro. Lassen Sie ihm etwas Zeit, bevor Sie zu ihm gehen.“
„Hat er eine Besprechung?“
„Nein, er kämpft mit seinen inneren Dämonen“, stellte Mack zufrieden fest.
„Darf ich fragen, was da drinnen vorgefallen ist?“, erkundigte sie sich.
„Von mir erfahren Sie nichts. Brüderlicher Zusammenhalt.“ Mack wurde ernst. „Melanie, denken Sie immer daran, dass Richard ein guter Mensch ist.“
„Das weiß ich.“
„Vergessen Sie es nicht, was auch passiert, wie verrückt es zugehen mag und was immer Destiny sich einfallen lässt. Richard zeigt der Welt eine Fassade der Sicherheit, aber er braucht jemanden, der hinter diese Fassade blickt.“
„Ich helfe ihm im Wahlkampf“, entgegnete Melanie. „Andere Gründe habe ich nicht, egal, was Sie gehört haben mögen.“
„Ja, ich weiß über euer Spiel Bescheid“, bestätigte Mack lachend. „Aber bei solchen Spielen verwischen sich manchmal die Grenzen zwischen Wahrheit und Fantasie.“
„Nicht für mich“, betonte Melanie.
„Glück für Sie … oder auch nicht.“
Bevor sie fragen konnte, wie er das meinte, ging er pfeifend weiter. Seufzend klopfte sie an Richards Tür und warf einen Blick hinein. „Darf ich reinkommen? Deine Sekretärin ist noch nicht da.“
Richard sah ihr verdrossen entgegen. „Sie ist nicht da, weil ich normalerweise um diese Uhrzeit nicht von Besucherscharen heimgesucht werde.“
Melanie ließ sich nicht beeindrucken. „Ich habe Mack getroffen. Habt ihr euch gestritten?“
„Wir streiten uns nie, weil er dafür nie lange genug bleibt. Er taucht auf, reizt einen zur Weißglut und verschwindet wieder.“
„Er war sichtlich gut gelaunt“, stellte sie fest.
„Natürlich. Schließlich hat er eine seiner erfolgreichsten Aktionen hinter sich.“
„Und was wollte er von dir?“
Richard schüttelte den Kopf. „Bist du hier, um mit mir über meinen Bruder zu sprechen?“
„Nein, sondern über deine Marketingpläne. Alles andere nennt man unter zivilisierten Menschen Unterhaltung oder Plauderei.“
„Ich habe keine Zeit für Plaudereien.“ Er zeigte auf die Stapel Papiere, die seinen Schreibtisch bedeckten.
„Dann verschwinde ich wieder“, bot sie an. „Wann können wir reden? Ich brauche einen Plan und ein Budget. Falls du einen Wahlkampfmanager hast, sollte ich ihn kennenlernen. Er oder sie könnte dir jede Menge Strategieplanung abnehmen.“
Richard schloss die Augen und massierte sich die Schläfen.
„Kopfschmerzen?“, fragte Melanie mitfühlend. „Wie wäre es mit Tee? Wenn es hier eine Küche gibt, könnte ich dir welchen machen.“
„Du bist nicht hier, um mir Tee zu machen, verdammt!“
Sie sah ihn an, bis er endlich seufzte.
„Tut mir leid, ich hätte dich nicht anfauchen
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