Julia Collection Band 21
ein.
Sein Blick war durchdringend und vernichtend. In einer einzigen abrupten Bewegung schob er seinen Stuhl zurück und sprang auf. Dann lief er wie ein Tiger auf Beutejagd zur Mauer und blickte in die Dunkelheit. In der schrecklichen Stille, die folgte, klang das Rauschen der Brandung geradezu unheimlich laut.
Hillary räusperte sich. „Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich einmal mit dir schlafen würde, und als es passierte, habe ich keinen Gedanken an Empfängnisverhütung verschwendet. Alles stürmte auf mich ein. Ich wusste, ich hätte nicht mit dir schlafen sollen, und fühlte mich so schuldig … all diese Dinge haben mich einfach abgelenkt.“
Er hatte ihr noch immer den Rücken zugewandt. Hillary wünschte, er würde sich zu ihr umdrehen. „Ich weiß, dass du dich darüber ärgerst. Das ist auch verständlich. Du hast mit einer solchen Entwicklung nicht gerechnet. Ich allerdings auch nicht. Eine Abtreibung kommt für mich jedoch nicht infrage, also lass uns darüber gar nicht erst reden …“
Jetzt erst drehte Roel sich um. Der Ausdruck in seinen Augen war so kühl, dass es Hillary fröstelte und eiskalt den Rücken hinunterlief.
„Ich weiß, ich weiß. Vielleicht wolltest du nicht mal über diese Möglichkeit sprechen. Aber es ist einfacher, wenn ich jetzt sage, dass es zwar ein ungewolltes Baby ist, es aber trotzdem willkommen sein wird“, sagte sie. „Obwohl ich momentan durcheinander bin und hauptsächlich Angst habe.“
Roel schenkte sich einen doppelten Whiskey ein und kippte ihn in einem Zug herunter.
Nichts Gutes ahnend, stand Hillary auf und ging auf wackligen Beinen in die Mitte der Terrasse. „Bitte sag doch was.“
„Du bist die zukünftige Mutter meines Kindes.“ Es hörte sich an wie eine Beschimpfung. Hillary erstarrte. „Ich muss mir genau überlegen, was ich zu dir sage. Eine schwangere Frau hat sehr viele Rechte, nicht zuletzt das auf angemessene Rücksichtnahme auf ihren Zustand. Wie lange weißt du es schon?“
„Seit du diese nette Ärztin nach meiner Ohnmacht angerufen hast.“
Roel lachte bitter. „So lange schon? Wie hast du es geschafft, diese viel versprechende Nachricht die ganze Woche für dich zu behalten?“
„Das war nicht schwer. Wenn ich davor hätte weglaufen können, hätte ich es getan“, gestand sie leise. „Ich wollte … ich will dich nicht verlieren.“
Seine Züge wurden hart. „Du hattest mich nie, es sei denn auf die ursprünglichste Art.“
„Ich weiß“, flüsterte sie. „Trotzdem wird es zerstören, was zwischen uns ist.“
„Glaub ja nicht zu wissen, was ich denke oder fühle. Oder was ich als Nächstes zu tun beabsichtige“, riet Roel ihr grimmig.
„Du kannst mir gern erzählen, was du denkst. Ich werde es dir nicht übel nehmen.“ Sie war verzweifelt darum bemüht, die Kluft, die sich zwischen ihnen aufgetan hatte, zu schließen, und wenn die Wahrheit schmerzte, sei es drum.
„Nun, sehr gut. Zunächst – weshalb sollte ich von deiner Schwangerschaft überrascht sein? Die Babys der Sabatinos sind immer mit einem sehr großen Preisschild versehen auf die Welt gekommen.“
„Nicht unser Baby …“, versicherte sie ihm.
Bitterkeit und kalter Zynismus standen ihm im Gesicht geschrieben. Er marschierte an Hillary vorbei, als wäre sie gar nicht da, und ging ins Haus. Nach einer Weile folgte sie ihm und traf ihn in der Eingangshalle, als er gerade die Villa verlassen wollte.
„Nicht unser Baby“, wiederholte sie. Ihre Stimme mochte zwar beben, doch ihre Augen verrieten ihre Entschlossenheit. Fragend runzelte sie die Stirn. „Gehst du fort?“
Roel bedachte sie mit einem spöttischen Blick. „Was glaubst du wohl?“
„Wohin gehst du?“
„Das ist meine Sache.“
Noch lange nachdem er gegangen war, stand sie in der Eingangshalle, die Arme fest um sich geschlungen, als wäre ihr kalt. Schließlich nahm sie sich zusammen und ging wieder hinaus auf die Terrasse. Das Personal hatte den Tisch bereits abgeräumt. Sie dachte an das winzige Leben in ihrem Bauch und fragte sich, ob es ihm schlecht ging, weil sie nichts gegessen hatte. In ihren Augen brannten ungeweinte Tränen. Sie bestellte Toast und einen Schokoladendrink zum Abendessen.
Und die ganze Zeit versuchte sie, nicht darüber zu grübeln, wie Roel sich verhalten hatte. Als würde er sie zutiefst verachten. Als wäre sie es nicht einmal wert, verachtet zu werden. Als wäre sie absichtlich schwanger geworden und wollte ihr Baby zum höchstmöglichen
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