Julia Collection Band 21
Jeder Mann wäre angesichts ihrer Reize von Verlangen gepackt worden. Jeder Mann hätte beschlossen, dieser unverblümten Einladung bei der ersten sich bietenden Gelegenheit zu folgen. Es war Christien natürlich nie in den Sinn gekommen, sich zu fragen, warum Tabby so oft zu Hause blieb, während der Rest der Gruppe jeden Abend essen ging. Erst im Nachhinein war ihm klar geworden, dass sie ihn wohl von Anfang an als Ziel auserkoren hatte. Kein Wunder, sie hatte ihn im Dorf zum ersten Mal gesehen und sicher bald herausgefunden, wer er war und – was womöglich noch wichtiger war – was er wert war. Da die Laroche-Villa oberhalb des Bauernhauses lag, hatte Tabby sich ausrechnen können, dass er sie früher oder später unweigerlich beim Nacktbaden ertappen musste.
Dass sie es vom ersten Tag an darauf angelegt hatte, ihn einzufangen, erstaunte Christien nicht im Mindesten. Schon als Teenager hatte er gemerkt, dass Frauen sein attraktives Äußeres unwiderstehlich fanden und sich jede erdenkliche Mühe gaben, sein Interesse zu erregen. Trotzdem hatte ihn sein außergewöhnlicher Erfolg bei Frauen nicht eitel gemacht. Er wusste, dass Sex und Geld eine ungeheure Faszination ausübten. Er war sehr, sehr reich geboren – als einziges Kind zweier vermögender Einzelkinder – und war als Erwachsener noch wohlhabender geworden.
Ausgestattet mit dem Laroche-Talent fürs Geldverdienen und geradezu sensationellen unternehmerischen Fähigkeiten, hatte Christien mit zwanzig die Universität verlassen. Innerhalb von neun Monaten hatte er seine erste Million gemacht. Fünf Jahre danach war er Alleininhaber einer international erfolgreichen Fluglinie und vom Stress der endlosen Siebentagewochen ausgebrannt gewesen. Er hatte sich gelangweilt. In jenem Sommer war er reif gewesen für ein bisschen Abwechslung, und Tabby hatte ihn in diesem Punkt mehr als zufrieden gestellt.
Sie hatte keine Spielchen getrieben und sich seinen Bedingungen unterworfen. Er hatte sie schon bei ihrer ersten Verabredung bekommen. Dem waren sechs Wochen mit dem wildesten Sex gefolgt, den er je erlebt hatte. Er war besessen von ihr gewesen. Ihre standhafte Weigerung, die Nacht nicht in seinem Bett zu verbringen und ihre Affäre vor ihrer Familie und ihren Freunden geheim zu halten, hatte jedem Zusammensein einen zusätzlichen Kick verschafft. Und nach nur sechs Wochen leidenschaftlicher sexueller Erfüllung war er bereit gewesen, ihr einen Heiratsantrag zu machen, um sich jederzeit an ihrem verführerischen Körper erfreuen zu können.
Einen Heiratsantrag! Christien schauderte noch immer bei dem demütigenden Gedanken. Sein astronomischer IQ hatte ihm wenig geholfen, die aufgepeitschten Hormone zu bändigen. Die Entdeckung, dass er mit einem Schulmädchen geschlafen hatte, hatte ihn zutiefst erschüttert. Ein Schulmädchen von siebzehn Jahren, das zudem eine zwanghafte Lügnerin war!
Während Veronique sich den Kopf zerbrochen hatte, wie er sich am besten vor dem drohenden Skandal schützen könnte, war Christien so verrückt vor Lust gewesen, dass er zu dem Schluss gelangt war, er könnte mit einer minderjährigen Ehefrau fertig werden, ihr beibringen, stets die Wahrheit zu sagen, und sie außerdem die meiste Zeit ohnehin im Bett halten. Am nächsten Tag hatte er jedoch seine insgeheim Auserwählte dabei beobachtet, wie sie sich wie ein Flittchen mit einem pickeligen Jüngling auf einem Motorrad herumtrieb. Außer sich vor Zorn, Fassungslosigkeit und Ekel hatte Christien sich unverzüglich von seiner Besessenheit befreit …
„Falls dieses Burnside-Mädchen auch nur einen Fuß auf Laroche-Land setzt, wird das Andenken deines Vaters beschmutzt“, jammerte Matilde Laroche.
Jäh aus seinen düsteren Erinnerungen gerissen, zuckte Christien beim weinerlichen Tonfall seiner Mutter zusammen. „Das wird auf keinen Fall passieren“, beschwichtigte er sie. „Wir werden ihr anbieten, uns das Anwesen wieder zu verkaufen, und sie wird natürlich das Geld akzeptieren.“
„Die Angelegenheit ist für dich sicher schrecklich lästig“, raunte Veronique ihm mitfühlend zu. „Wenn du gestattest, kümmere ich mich darum.“
„Du bist wie immer überaus großzügig, aber in diesem Fall ist das nicht nötig.“ Christien betrachtete bewundernd die schöne elegante Brünette, die er zu ehelichen gedachte.
Veronique Giraud war die ideale Laroche-Gattin. Er kannte sie sein Leben lang, und sie stammten aus den gleichen Kreisen. Sie war Firmenanwältin und
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