Julia Collection Band 21
„Nein, das willst du nicht. Du willst bei mir sein, amore. Es hätte dir das Herz zerrissen, wenn du gegangen wärst“, erinnerte er sie. Dann beugte er sich vor und hob sie auf die Arme, um sie wieder ins Schlafzimmer zu tragen. „Unter der Woche kannst du nach Hause, aber an den Wochenenden gehörst du mir von der ersten bis zur letzten Minute. Tut mir leid, aber so ist es nun mal.“
„Heute ist Donnerstag“, flüsterte sie an seiner sonnengebräunten Schulter.
„Entschuldige, ich habe dich nicht gehört.“
„Heute ist Donnerstag.“
Behutsam setzte Andreo sie aufs Bett. „Du solltest einmal in den Kalender schauen, cara mia.“
„Nun ja … eigentlich fühlt es sich wirklich mehr wie Freitagnacht an“, wisperte sie einer plötzlichen Eingebung folgend und wurde mit einem leidenschaftlichen Kuss belohnt.
Pippa pflückte eine zartrosa Rose aus Andreos letztem Bouquet und befestigte sie im Knopfloch ihrer neuen blauen Jacke. Zusammen mit dem engen, kurzen Rock betonte das Kostüm vorteilhaft ihre schlanke Gestalt.
Ihr Haus war mit Blumen überfüllt, die in jedem Raum ihren Duft verströmten. Alle paar Nächte brachte sie die Überwindung auf, sich im Morgengrauen von Andreos Seite loszureißen und nach Hause zu fahren, um frische Sachen zu holen. Dabei nahm sie immer die Sträuße mit, die er ihr geschenkt hatte, und arrangierte sie in Vasen. Versonnen betrachtete Pippa ihr Spiegelbild. Ihre Augen strahlten vor Glück, und ein verträumtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Energisch rief sie sich zur Ordnung. In knapp sechsunddreißig Stunden würde sie nach Frankreich fliegen, und zwar nicht nur, um den Urlaub bei Tabby und Christien zu genießen, sondern auch, um ein neues Leben zu beginnen. Die Trennung von Andreo war das Schwerste, das sie je hatte bewältigen müssen …
Es war eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet sie die Affäre beenden würde. Andreo hatte bislang noch nicht die geringsten Anzeichen von Langeweile gezeigt – warum auch? Die letzten neun Tage waren voller Spaß, Leidenschaft und besonderer Momente gewesen. Sie war fest entschlossen, nicht eine einzige der kostbaren Sekunden mit ihm zu vergessen, und hatte deshalb jedes Detail in ihrem Tagebuch notiert. Andererseits waren neun Tage auch eine recht kurze Zeitspanne, und Pippa war zu dem Schluss gelangt, dass Andreo es für praktischer hielt, die Beziehung einfach fortzusetzen, bis er nach Italien zurückkehren musste. Natürlich hatte sie ihm noch nichts von ihren Plänen erzählt, er hatte also keine Ahnung, dass sie im Begriff war, Venstar und London zu verlassen.
Warum hatte sie ihm nichts gesagt? Vielleicht, weil sie befürchtet hatte, er könnte sie durch eine andere ersetzen, die länger verfügbar war. Jedenfalls war sie nicht so naiv gewesen, sich einzubilden, ein so unscheinbares Geschöpf wie sie könne auf eine Zukunft mit einem Mann von Andreos legendärem Ruf hoffen.
Nein, sie hatte die vernünftige Entscheidung getroffen, das Beste aus der Zeit mit ihm zu machen und sich keinen falschen Illusionen hinzugeben. Dank ihres nüchternen Standpunktes und der sachlichen Einschätzung ihrer eigenen Grenzen hatte sie neun unbeschreiblich traumhafte Tage mit einem Mann verbracht, den sie sehr, sehr gern hatte. Das war alles. Nur eine äußerst dumme Frau würde sich in Andreo D’Alessio verlieben. Und dumm war sie nicht, oder?
Als Pippa das Haus verließ, wartete am Straßenrand eine Limousine auf sie. Ungeachtet der neugierigen Gesichter an den Fenstern der Nachbarswohnungen stieg sie ein und rief Andreo übers Autotelefon an.
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich den Zug nehmen kann“, schalt sie ihn sanft.
„Ich möchte, dass du deine Energien für mich aufsparst. Wir sehen uns um eins beim Lunch.“
Seine tiefe, samtige Stimme jagte ihr einen prickelnden Schauer über den Rücken. „Hm …“ Lächelnd dachte sie an die ebenso exotischen wie diskreten Restaurants, die Andreo für ihre täglichen Verabredungen auswählte. „Ich kann es kaum erwarten.“
Als sie sich ihrem Schreibtisch bei Venstar näherte, herrschte plötzlich Schweigen im Raum. Kein Wunder, denn sie war morgens nicht mehr die Erste an ihrem Platz, sondern die Letzte, dafür machte sie jedoch abends als Erste Feierabend. Und da man ihr außerdem nur die simpelsten Aufgaben übertrug, die allesamt weit unter ihren Fähigkeiten waren, hatte sie genug Zeit, ihren Tagträumen nachzuhängen.
„Sie haben da ein wirklich fantastisches
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