Julia Collection Band 21
Jonelle.
„Ja.“
„Dann werden Sie also die neue Abteilungsleiterin“, folgerte Jonelle.
„Ich will den Job nicht mehr.“
„Natürlich … Sie sind ja auch mit Mr. D’Alessio zusammen“, meinte die Blondine leise.
Pippa zuckte zusammen.
„Nach dem zweiten Blumenstrauß haben wir uns zusammengereimt, dass Sie die Unbekannte auf der Party waren.“ Jonelle kicherte. „Sie verstehen es wirklich, Leute zu überraschen, oder?“
„Ja. Ich habe übrigens gerade mit ihm Schluss gemacht.“ Pippa fragte sich, wie lange es dauern mochte, bis die Nachricht von Lilis Existenz in die Finanzabteilung vordringen würde.
Sie fuhr nach Hause und rief den Personalchef an, um ihm mitzuteilen, dass sie nicht zurückkommen würde. Niemals. Dann zog sie sich aus und stopfte das Designerkostüm, die Schuhe sowie alle tropfnassen Blumen und die Karten, die sie aufgehoben hatte, in einen Müllsack. Anschließend begann sie zu packen.
Um jedes Risiko zu vermeiden, dass Andreo versuchen könnte, sie wiederzusehen, beschloss sie, die Nacht in einem Hotel zu verbringen. Bevor sie jedoch ihr Haus verließ, beauftragte sie einen Kurierdienst, den Müllsack an Andreos Apartment zu liefern. Sie bezweifelte allerdings, dass er oder Lili aus dem Bett steigen würden, um die Tür zu öffnen.
7. KAPITEL
Pippa lehnte sich an die Steinbalustrade, die die schattige Terrasse von Duvernay säumte, und versuchte, ihre traurigen Gedanken zu verdrängen und die herrliche Aussicht zu genießen.
Die streng geometrischen Gärten des Châteaus waren von weiten grünen Wiesen umgeben, die ihrerseits an Apfelplantagen grenzten, von denen angeblich einer der besten Cidre der Welt stammte. Das weitläufige Duvernay-Anwesen, das Heim der Vorfahren von Tabbys Ehemann Christien Laroche, glich einem dicht bewaldeten Naturschutzgebiet. Doch nur wenige Meilen westlich lag die zerklüftete bretonische Küste mit wilden Felsformationen, sandigen Buchten und pittoresken Fischerhäfen.
Pippas luxuriöse Suite hätte einem Fünfsternehotel zur Ehre gereicht, und sie war wahrhaft fürstlich bewirtet worden. Seit zwei langen Wochen bemühte sie sich nun, ihren Gastgebern zuliebe ein fröhliches Gesicht zu machen, denn wer hatte schon gern eine deprimierte, weinerliche Besucherin. Leider fühlte sie sich in der Gesellschaft dieses glücklich verheirateten Paares noch elender und einsamer.
Christien Laroche war sehr nett zu ihr gewesen. Tabbys Mann war sogar so viel freundlicher gewesen als der ziemlich arrogante Typ der Vergangenheit, an den Pippa sich erinnerte, dass sie sich fragte, ob Christien vielleicht erraten hatte, dass die Jugendfreundin seiner Frau an einem gebrochenen Herzen litt.
Ja, sie gab sich keinen Illusionen mehr hin: Sie hatte sich rettungslos in Andreo verliebt. Sie hatte sich eingeredet, alles im Griff zu haben, obwohl dies gar nicht stimmte. Die Vernunft sagte ihr, warum sie sich nie hatte überwinden können, ihr Londoner Haus zu vermieten, und warum sie bis zur letzten Minute gewartet hatte, um ihre Kündigung bei Venstar einzureichen. Es hätte bloß eines ermutigenden Wortes von Andreo bedurft, und sie hätte alle Umzugspläne nach Frankreich über Bord geworfen. Weder ihr Stolz noch ihre Intelligenz hatten protestiert, wenn es um Andreo D’Alessio ging.
Während seine hübsche Freundin im Ausland und nicht verfügbar gewesen war, hatte Andreo sie, Pippa, benutzt, um den leeren Platz in seinem Bett zu füllen und seine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Sie schämte sich, weil sie sich ihm so leicht ausgeliefert hatte. Was ihr so besonders vorgekommen war, erschien ihr nun billig und schmutzig. Andreo hatte sie mit der Behauptung belogen, er sei ungebunden, allerdings war ihr auch klar, dass viele ehrbare Männer nichts Schlimmes an Lügen fanden, die mit Untreue zusammenhingen. Außerdem konnte sie Andreo nicht vorwerfen, er habe ihr Liebe oder eine gemeinsame Zukunft versprochen.
Warum, um alles in der Welt, hatte er dann mehrfach versucht, sie zu erreichen, nachdem sie London verlassen hatte? Wahrscheinlich hatte er erraten, dass sie von Lili erfahren hatte. Trotzdem hatte er ihr anfangs unzählige SMS geschickt. Als er darauf keine Antwort erhalten hatte, war er dazu übergegangen, ihr ein halbes Dutzend Nachrichten aufs Handy zu sprechen. Nachrichten, die seine ehrliche Sorge über ihr plötzliches Verschwinden widerspiegelten. Was wollte er noch von ihr? War der Müllsack, den sie ihm geschickt hatte, nicht
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