Julia Collection Band 21
hatte sie ihm vorgeworfen, schuld daran zu sein, dass sie den Posten nicht bekommen hatte. Natürlich wollte er, dass sie den Job akzeptierte, der seiner Meinung nach von Anfang an hätte ihr gehören müssen.
Sobald sie Zeit hatte, eilte sie zu Andreo, erfuhr jedoch, dass er beschäftigt sei und sie warten müsse. Sie setzte sich und wünschte, sie hätte ihn einfach angerufen, statt sich all diesen Formalitäten zu unterwerfen.
Die Empfangsdame beugte sich vor und flüsterte vertraulich: „Ich sollte es ja eigentlich nicht sagen, aber Mr. D’Alessios Freundin ist bei ihm. Offenbar ist sie gerade aus dem Ausland zurückgekehrt.“
„Wirklich?“ Zuerst war Pippa schockiert, doch dann sagte sie sich, dass dies nur der normale Büroklatsch sei. „Erzählen Sie mehr.“
„Es ist Lili Richards … Sie wissen schon, das berühmte Model. Sie glauben ja nicht, wie atemberaubend sie aussieht!“
„Lili Richards …“ Pippa hatte noch nie von ihr gehört.
„Man konnte sehen, wie nahe sie und Mr. D’Alessio sich stehen.“
Pippas höfliches Lächeln wirkte inzwischen ein wenig angespannt. „Ach ja?“
„Ja. Kaum hatte sie ihn erblickt, hat sie sich auch schon in seine Arme geschmiegt. Seien wir ehrlich, er ist eine Sünde wert.“ Die Sekretärin seufzte verzückt. „Bei seinem schlechten Ruf war sie sicher krank vor Sorge, er könnte eine andere finden, während sie weg war …“
Pippas Handy vibrierte in der Jackentasche. Es war Andreo, und ihr Unbehagen schwand. Also wirklich, eine attraktive Frau besuchte ihn, und schon brodelte die Gerüchteküche!
„Ich schaffe es nicht zum Lunch“, teilte er ihr unumwunden mit.
„Aber ich wollte mit dir reden“, protestierte sie.
„Es ist leider etwas Geschäftliches dazwischengekommen. Ich rufe dich später an, okay?“ Er klang kühl, abweisend und ungeduldig.
„Okay“, flüsterte sie, und er beendete das Gespräch. Mit zittrigen Fingern steckte sie das Handy ein und stand auf.
„Der Boss und Lili Richards brechen auf“, wisperte die Empfangsdame ins Telefon.
Nein, ich werde hier nicht herumsitzen wie eine eifersüchtige Freundin, die ihm nicht traut. Pippa ging den Korridor entlang. Aus allen Türen wurden Köpfe gesteckt. Jeder Angestellte auf der Etage verrenkte sich den Hals, um einen Blick auf Andreo und seine Besucherin zu erhaschen. Pippa suchte hinter einer hohen Kübelpflanze Deckung. Er hatte gesagt, er habe geschäftlich zu tun, und das glaubte sie ihm, weil sie ihm bedingungslos vertraute. Sie war nur aus Neugier hier.
Andreo tauchte auf und drückte auf den Knopf für den Lift. Er war nicht allein, sondern mit einer Frau, die selbst für Pippas ungeschulte Augen wie ein Pin-up-Girl an seinem Arm hing. Sie hatte eine goldblonde Haarmähne und makellose Züge. Sie ist einfach schön, wirklich wunderschön, gestand Pippa sich ein. Ein berühmtes Model, ja, sie sah aus, als wäre sie berühmt. Es war etwas Überirdisches an jemandem, der so schön war, dass er kein Make-up zu tragen schien. Etwas ziemlich Deprimierendes …
Vielleicht war Lili Richards maßlos verwöhnt und anspruchsvoll, sodass Andreo nichts anderes übrig geblieben war, als sie zum Lunch einzuladen. Vielleicht war sie eine Klientin, eine Freundin der Familie, eine Schwester, Cousine oder eine Jugendfreundin? Vielleicht war Andreo unter Druck gesetzt worden. Vielleicht wurde er gerade entführt.
Während Pippa zusah, ließ Lili ihre Hände zärtlich unter Andreos Jackett gleiten, und zwar mit der Vertrautheit einer Geliebten, die sich eines freudigen Empfangs sicher war. Um allen zu zeigen, dass sie nach langer Enthaltsamkeit die Finger nicht von ihm lassen konnte, stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn voller Leidenschaft – eine Szene, die Pippa nicht länger ertrug.
„Sieht so aus, als wären sie auf dem Weg ins nächste Bett!“ Sie hörte jemanden lachen.
Vierzig Sekunden später befand Pippa sich im Waschraum und kämpfte gegen die Übelkeit an. Sie lehnte sich benommen gegen die Kabinenwand. Das Bild von Andreo und seiner schönen Freundin hatte sich ihr unauslöschlich eingeprägt. Zwei wunderschöne Menschen, die perfekt zueinander passten. Gütiger Himmel, wie hatte sie nur an ihn glauben, ihm vertrauen können? Pippa Platt … wann hatte sie vergessen, dass dies ihr Spitzname war?
Wie in Trance machte sie sich so gut wie möglich frisch und kehrte an ihren Tisch zurück.
„Stimmt es, dass Ricky und Cheryl gefeuert wurden?“, fragte
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