Julia Collection Band 23
und Nacht an sie dachte, ganz im Gegenteil. Nur … wenn ein Mann eine Frau küsst, so wie Joaquin sie geküsst hatte – so, als wolle er bedeutend mehr als nur einen Kuss – dann war es doch ganz normal, dass man sich überlegte, ob und wie es weitergehen würde.
Wobei die Betonung auf dem Wort ob lag. Molly war sich klar, dass es nicht weitergehen konnte. Sie wollte es auch nicht, sie war Carson Sawyers Verlobte. Und selbst wenn sie es nicht wäre – Joaquin Santiago war, wie Hugh so treffend gesagt hatte, ein spanischer Playboy. Er war kein Mann zum Heiraten.
Dennoch – sie hätte nichts dagegen, ihn zu sehen und sich mit ihm zu unterhalten. Ihn zu küssen.
Mit einem Ruck blieb sie stehen. Wie, um alles in der Welt, kam sie auf die Idee?
Ich muss aufhören, an ihn zu denken. Entschlossen nahm sie ihre Wanderung wieder auf. Oder aber, ich sollte mehr über ihn nachdenken. Ich sollte öfter mit ihm zusammen sein, um gegen seinen Charme immun zu werden.
Das war es! Sie musste ihn sehen, um sich an ihn und die Wirkung, die er auf sie hatte, zu gewöhnen.
Ich will, dass er mich küsst.
Aufstöhnend ließ sie sich auf die Couch fallen und schloss die Augen. Und sofort sah sie ihn vor sich, spürte seine Lippen auf ihrem Mund. War es wirklich so wundervoll gewesen, oder bildete sie sich das nur ein?
Es war eine Frage, die sie vielleicht klären sollte.
„Sie wollen mich zum Abendessen einladen?“, wiederholte er ungläubig, noch ganz überrascht über ihren Anruf.
„Ich möchte mich gern für den Tag in Nassau revanchieren“, sagte sie leichthin. „Für alles, was Sie für mich getan haben.“
Er war nicht sicher, was sie damit meinte. Den Haarschnitt? Den Einkaufsbummel? Das Mittagessen? Den Kuss? Oder alles zusammen?
War es eine gute Idee? Die Einladung kam etwas plötzlich; vielleicht wäre es besser, erst darüber nachzudenken.
Er tat, was er fast immer tat: Er folgte seinem Instinkt.
„Gern“, sagte er. „Das ist nett von Ihnen. Danke für die Einladung.“
Etwas, das sich wie Aufatmen anhörte, kam aus der Leitung. „Prima. Wie wär’s so gegen sieben?“
„Sieben hört sich gut an. Bis später.“
Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.
Lachlans Worte gingen Joaquin nicht aus dem Sinn, als er sich mit einer Flasche Wein und einem Blumenstrauß auf den Weg zu Mollys Haus machte.
Aber, so fragte er sich, was konnte Lachlan dagegen einzuwenden haben, wenn er seiner Schwester in einer Notlage Hilfe leistete? Er wies sie lediglich in die uralte Kunst des Verführens ein. Er zeigte ihr, worauf es ankam: die kleinen Gesten, das Geben und Nehmen zwischen Mann und Frau. Dinge, die sie aus irgendeinem Grund nie gelernt hatte. Wenn sie bei der Gelegenheit entdeckte, dass auf der Welt außer Carson Sawyer auch noch andere Männer existierten, dann … dann war es mit ihrer Liebe für ihn vielleicht doch nicht so weit her.
Er hatte nicht die Absicht, sie ihrem Verlobten auszuspannen, Gott bewahre. So gern er auch mit ihr zusammen war, so gut sie auch küsste, Molly war nicht sein Typ. Sie war eine Frau, die heiraten und Kinder haben wollte. Und damit hatte er es nicht eilig.
Was noch wichtiger war: Sie wollte auch einen anderen Mann.
Wenigstens behauptete sie es.
Dann stand er vor ihrem Haus. Er erklomm die paar Stufen und klopfte an die Fliegentür.
„Herein.“
Verlockende Essensdüfte wehten ihm entgegen. Er schnupperte erwartungsvoll und spürte, wie sein Magen knurrte. Doch als er die Küche betrat, vergaß er seinen Hunger – ein weit stärkeres Verlangen verdrängte jeden Gedanken an Nahrung und all seine guten Vorsätze.
Molly stand am Herd und löffelte Reis aus dem Kochtopf in eine blaue Keramikschüssel. Sie war barfuß und trug eins der neuen Kleider. Es war mit leuchtend roten und orangefarbenen Motiven bedruckt und vertrug sich dem ersten Eindruck nach nicht mit ihrer Haarfarbe, dennoch brachte es ihren kupferfarbenen Glanz wunderbar zur Geltung. Ebenso wie die goldbraun getönte Haut des nackten Rückens.
Als sie ihn hörte, drehte sie sich um. Ihr Gesicht war vom Kochen erhitzt, und sie erschien ihm schöner als je zuvor.
„Sie sehen umwerfend aus.“
Molly lächelte. „Nur, weil Sie so einen guten Geschmack haben. Das Kleid ist cool, nicht wahr?“ Sie vollführte einen Kreis, bei dem der kurze weite Rock den Blick auf ihre schlanken Schenkel freigab.
„Sehr cool. Hier.“ Er hielt ihr den Strauß entgegen.
„Blumen!“ Ihre Augen leuchteten auf. „Sie
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