Julia Collection Band 23
Haus.
Was er jetzt brauchte, war weibliche Gesellschaft, und zwar von der unkomplizierten Sorte. Jemand, mit dem er flirten und ein paar angenehme Stunden im Bett verbringen konnte, ohne sich den Kopf über Dinge wie Ehrgefühl und Liebe zu zerbrechen. Keine Molly McGillivray, die ihre Verführungskünste an ihm testen wollte, um sie später bei ihrem Verlobten anzuwenden.
Joaquin ging geradewegs in den Grouper. Er setzte sich an die Bar, bestellte ein Bier und sah sich um. An Kandidatinnen für das, was ihm vorschwebte, fehlte es nicht. Er würde sich die hübscheste aussuchen und so schnell wie möglich mit ihr in sein Hotelzimmer gehen.
Es dauerte nicht lange, bis er mit einer jungen Engländerin am andern Ende der Bar Augenkontakt aufgenommen hatte. Er nahm sein Bier, schlenderte zu ihr hinüber und setzte sich neben sie. Sie hieß Charlotte, und wenn er sich nicht täuschte, hatte sie vom weiteren Verlauf des Abends ähnliche Vorstellungen wie er. Sie unterhielten sich eine Weile, und sie teilte ihm mit, dass sie wusste, wer er war.
„Wenn ich mich nicht irre, nennt man Sie den spanischen Fußballcasanova, oder?“ Sie kicherte und strich ihm mit der Hand über die Wange.
Joaquin lächelte, doch die Geste ließ ihn kalt; sie war bei Weitem nicht so erotisch wie Mollys Zehenspiel.
„Die Zeitungen übertreiben, wie üblich.“
„Meine Mom sagt immer ‚Kein Rauch ohne Flamme‘.“
„Sagt sie das wirklich?“
„O ja.“ Charlotte setzte sich mit einer provokanten Bewegung auf dem Barstuhl zurecht, und der kurze Rock rutschte noch ein paar Zentimeter höher. „Ich habe mich schon immer gefragt, ob das stimmt.“ Aus großen blauen Augen sah sie ihn gespielt naiv an. Dann teilte sie ihm mit, dass sie zufällig auch im Moonstone wohne und seinen Vorschlag, gemeinsam zurückzugehen, gern annehme.
Etwas anderes hatte Joaquin auch nicht erwartet.
Doch als sie kurz danach vor seinem Hotelzimmer anlangten, war sein Interesse an Charlotte verflogen. Der bloße Gedanke, die Nacht mit ihr zu verbringen, erschien ihm plötzlich unerträglich, und er überlegte, wie er sie am besten loswerden konnte.
„Es tut mir leid …“, sagte er, „… aber ich fühle mich nicht besonders wohl.“
„Sie Ärmster!“ Sie legte ihm eine Hand auf die Stirn. „Dann sollten Sie schleunigst ins Bett.“ Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, besagte deutlich: „Natürlich nicht allein“.
„Sie haben recht, das sollte ich“, erwiderte er. „Gute Nacht, Charlotte. Und vielen Dank für die Begleitung.“
„Soll ich Ihnen Gesellschaft leisten? Ich tue es gern.“
„ Gracias , das ist sehr lieb von Ihnen, aber ich glaube, ich wäre jetzt lieber allein.“ Er konnte ihr schlecht sagen, dass sie gegen das, was ihn plagte, machtlos war.
In seinem Zimmer angekommen, nahm er eine kalte Dusche, die auch nicht half. Es blieb ihm nur noch, aus dem Fenster zu springen oder sich aufzuhängen. Es sei denn, er stattete einer gewissen Person mit tizianrotem Haar einen Besuch ab.
Zu dieser Lösung hatte er sich gerade durchgerungen, als das Telefon klingelte.
Er riss den Hörer von der Gabel, obwohl ihm sein Verstand sagte, dass sie es nicht sein konnte. Warum sollte Molly ihn anrufen? Er war es, der die Flucht ergriffen und sie allein gelassen hatte.
„Hallo?“
„ Hola ! Mi hijo ! Wie geht es dir?“
Joaquin fiel fast der Hörer aus der Hand. „Papá?“ Er warf einen Blick auf die Armbanduhr: In Spanien war es fünf Uhr morgens. „Ist etwas passiert, dass du um diese Zeit anrufst?“
„Was soll passiert sein? Und hier ist es elf Uhr nachts, wie bei dir. Wir sind in New York.“
„In New York? Warum?“
„Wenn du die Unterlagen gelesen hättest, die ich dir neulich geschickt habe, wüsstest du das.“
„Ich … ich war beschäftigt.“ Und in keiner Verfassung, um über Geschäfte nachzudenken, fügte er im Stillen hinzu .
„ Was machst du in New York?“
„Das erzähle ich dir persönlich.“
„Du willst, dass ich nach New York komme?“
„ No, no “, erwiderte Martin Santiago gut gelaunt. „Wir kommen nach Pelican Cay.“
„ Was ?“
„Ja, für einen kleinen Urlaub. Und um dir das Leben schwer zu machen.“ Er lachte.
„Um mir …“
„Du erzählst uns doch ständig, wie schön die Insel ist. Außerdem hat Lachlan uns bei seinem letzten Besuch in Spanien eingeladen, erinnerst du dich nicht?“
Doch, Joaquin erinnerte sich sehr gut, aber das tat jetzt nichts zur Sache. „Hier geht im Moment
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