Julia Collection Band 23
rücken.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust, wie um sich zu schützen.
„Und wie soll ich das verstehen?“
Sie war wirklich nicht wie die anderen – sie war verwirrend und rätselhaft, und er wurde aus ihr nicht klug.
„Das heißt, dass ich versuche, einen klaren Kopf zu behalten. Und dass Sie mich völlig durcheinanderbringen.“
„Ich bringe Sie durcheinander?“ Er lachte. „Haben Sie eine Vorstellung, was Sie tun? Nein? Dann werde ich es Ihnen zeigen.“ Mit zwei Schritten war er bei ihr, zog sie ungestüm in seine Arme und küsste sie auf den Mund.
Endlich!
Es war wie beim Fußball. Manchmal erzielte man einen Treffer, wenn man am wenigsten damit rechnete. Man sah eine Chance, und man ergriff sie.
Keiner von ihnen war darauf vorbereitet, und als sich ihre Lippen trafen, war es wie eine Explosion, heftig und zügellos und voll Verlangen. Ihr heißer Atem vermischte sich, während sie sich leidenschaftlich aneinanderdrängten und den Körper des anderen ungeduldig zu erforschen suchten.
Es war himmlisch, es war einmalig – und im nächsten Moment war es vorbei.
Wie es geschah, hätte er nicht sagen können, aber plötzlich war sie nicht mehr in seinen Armen. Plötzlich stand sie am anderen Ende des Raums. Ihr Atem ging flach, und mit unsicherer Hand strich sie durch das zerzauste Haar.
„Das war … interessant.“ Sie blinzelte und holte tief Luft.
Er traute seinen Ohren nicht. „ Interessant?“, wiederholte er wie betäubt.
„Ich meine … lehrreich“, korrigierte sie mit forcierter Munterkeit. „Aber für heute habe ich, glaube ich, genug gelernt. Zu viel des Guten ist eher schädlich, finden Sie nicht auch?“
4. KAPITEL
Molly war die Sensation von Pelican Cay.
Den ganzen nächsten Tag kamen Schaulustige in der Werkstatt vorbei, um sie zu bestaunen. Als schließlich auch noch Trina, die Wetterdame der örtlichen Radiostation, auftauchte, meinte Molly in komischer Verzweiflung: „Am besten wäre es, du verkündest meinen neuen Look in deiner Sendung.“
Trina lachte. „Nicht mehr nötig, inzwischen ist er keine Neuigkeit mehr. Jeder ist auf dem Laufenden.“
Das konnte Molly nur recht sein, denn es gab Wichtigeres, womit sie sich beschäftigen musste, zum Beispiel Joaquins Kuss.
Sie weigerte sich, mehr darin zu sehen als einen Teil des sogenannten Unterrichts. Er hatte sie aufrütteln und ihr zeigen wollen, wie unerfahren sie in diesen Dingen war, wie wenig sie wusste. Was er nicht wusste, war, wie stark sie auf ihn reagierte. Und das war etwas, das ihr zu schaffen machte. Sie hatte das Gefühl, Carson zu betrügen – ein Gefühl, das ihr Bruder Hugh noch verstärkte, als er ein wenig später in der Werkstatt erschien.
Wie angewurzelt blieb er stehen und starrte sie an. „Heiliger Strohsack!“, brachte er mühsam hervor. Dann musterte er sie eingehend, während Molly ungeduldig eine seiner sarkastischen Bemerkungen erwartete.
Sie kam nicht. Stattdessen fragte er fast drohend: „Hat das zufällig etwas mit Joaquin Santiago zu tun?“
„Natürlich nicht! Wie kommst du darauf?“
„Du warst neulich mit ihm aus. Und Sydney sagt, dass er gestern mit dir nach Nassau geflogen ist.“
„Nicht mit mir, sondern mit der Gruppe“, korrigierte sie. Theoretisch stimmte das auch, obwohl Hughs Behauptung der Wahrheit bedeutend näher kam.
Er brummte etwas Unverständliches, dann sagte er: „Sieh dich vor. Er ist ein Luftikus, der den Frauen den Kopf verdreht.“
„Wie bitte?“
„Sei vorsichtig, Molly. Oder möchtest du, dass dich ein spanischer Playboy sitzen lässt?“
„ Hugh ! Was fällt dir ein?“
Ihre offensichtliche Entrüstung entging ihm nicht, und er fügte ungeschickt hinzu: „Ich will dich nur warnen. Du bist Joaquin nicht gewachsen. Kleine Mädchen wie dich vernascht er zum Frühstück.“
„Ich bin kein kleines Mädchen, und deine guten Ratschläge kannst du dir sparen, damit du es weißt“, erwiderte sie hitzig. „Hast du Carson vergessen?“
„Wen?“
„Carson Sawyer. Meinen Verlobten. Wir wollen heiraten.“
„Stimmt.“ Seine Erleichterung war so komisch, dass Molly nicht wusste, ob sie lachen oder weinen sollte.
Am Nachmittag schaute Lachlan bei ihr vorbei, und sie hatten fast wortwörtlich die gleiche Unterhaltung.
„Hallo, Molly. Hast du eine Minute?“
„Klar. Was gibt’s?“
Er betrachtete sie eine Weile. „Steht dir gut, die neue Frisur.“
„Danke.“ Anscheinend war er nicht gekommen, um ihr, wie Hugh, einen Vortrag
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