Julia Collection Band 23
alles drunter und drüber, Papá. Sie haben am Wochenende ein Festival, und die Insel ist völlig überlaufen. Nicht gerade ideal, um sich zu erholen. Ich komme demnächst nach Hause, und da können wir …“
„Wir wissen von der Fiesta, deine Mutter hat es im Internet gelesen. Wirklich eine wundervolle Erfindung, dieses Internet.“
Joaquin fuhr sich mit der Hand über die Stirn. „Die Hotels sind alle ausgebucht, Papá.“
„Wir brauchen kein Hotel, wir wohnen bei Lachlan.“
„Bei Lachlan ? Hat er euch gesagt, ihr sollt kommen?“ Und so etwas nannte sich Freund! Am liebsten würde er ihn eigenhändig erdrosseln.
„Nicht er, Fiona. Sie ist eine so liebenswürdige Person.“
„Das ist sie“, gab Joaquin widerwillig zu.
„Deine Mutter hat heute mit ihr telefoniert. Lachlan war nicht zu Hause, er war auf dem Fußballplatz. Fiona sagt, er trainiert die Mannschaft von Pelican Cay.“ Martins Stimme klang eher belustigt; für ihn war Fußball ein Zeitvertreib für junge Leute, keine Beschäftigung für erwachsene Männer. „Wir freuen uns schon, sie kennenzulernen“, fuhr er fort. „Am Donnerstag kommen wir.“
Donnerstag! Das war übermorgen! „Papá, meinst du nicht, ihr solltet …“
„ Hasta el jueves, mi hijo. Bis Donnerstag.“
„Warte! Ich …“
Sein Vater hatte bereits aufgelegt.
Joaquin warf sich auf das Bett und starrte in die Luft. Seine Eltern kamen nach Pelican Cay – um ihm das Leben schwer zu machen, wie sein Vater sagte.
„Mein Leben ist schon kompliziert genug, Papá. Auch ohne deine Hilfe“, sagte er zur Zimmerdecke.
„Wie konntest du das zulassen?“ Unruhig lief Joaquin in Lachlans Büro auf und ab.
„Hast du erwartet, dass ich meine Frau bloßstelle und deine Eltern wieder auslade? Noch dazu, wo sie immer so gastfreundlich zu mir waren?“ Ungerührt lehnte Lachlan sich in seinem Ledersessel zurück und beobachtete seinen Freund.
„Du hättest sagen können, dass es ein Irrtum war und ihr keinen Platz habt.“
„Das wäre gelogen. Außerdem, warum sollen sie nicht kommen?“
„Dir macht es natürlich nichts aus.“
„Ich bin sicher, du wirst es überstehen. Außerdem kannst du nicht ewig davonlaufen.“
„Ich laufe nicht davon!“
Lachlan zuckte mit den Schultern. „Das ist Ansichtssache.“ Etwas versöhnlicher fügte er hinzu: „Ich weiß, es ist nicht einfach. Du brauchst Zeit, um zu wissen, wie es weitergehen soll. Aber jetzt bist du schon einen Monat hier, und was hast du getan? Nichts.“
Joaquin presste die Lippen zusammen. Dass er mit Molly um ein Haar geschlafen hätte, behielt er für sich.
„Im Übrigen …“, fuhr Lachlan fort, „… kommen deine alten Herrschaften nicht deinetwegen.“
„Nein? Dann sag mir, weshalb sie kommen.“
„Um Duncan zu sehen.“
Joaquin stöhnte. „Na wunderbar. Damit mir meine Mutter ständig wegen Enkelkindern in den Ohren liegt.“
„Dazu hat sie garantiert keine Zeit, Duncan wird sie genug beschäftigen. Außerdem kommen sie nicht allein.“
Sein Freund blieb stehen. „Wer kommt mit?“
„Eine Witwe und ihre Tochter.“
Joaquin fluchte. „Esperanza Delgado und die reizende Marianela.“
„Oh?“ Lachlan schmunzelte. „Ich verstehe. Deine Mutter war fleißig, wie?“
„Es sieht so aus.“
„Und wenn schon. Früher oder später ist es für jeden so weit.“
„Niemand hat dich gezwungen, Fiona zu heiraten.“
„Warum suchst du dir nicht selbst eine Frau, wenn dir die reizende Marianela nicht gefällt?“
Das brauche ich nicht mehr, dachte Joaquin. Ich habe sie schon gefunden.
Das Leben war bedeutend einfacher, wenn man die Dinge auf sich zukommen ließ, anstatt zu versuchen, Schicksal zu spielen. Das Ergebnis war, dass man die Umstände nur verschlechterte und sich selbst dabei zum Narren machte.
Das war Mollys Schlussfolgerung nach dem Reinfall mit Joaquin. Alles, was sie mit ihrer genialen Idee, Carson aufrütteln zu wollen, erreicht hatte, war, dass aus der verlässlichen, wenn auch nicht sonderlich aufregenden Beziehung mit ihrem Verlobten plötzlich ein heilloses Durcheinander geworden war, in dem sie sich nicht mehr zurechtfand. Seit dem missglückten Abendessen ging sie jeden Morgen in die Werkstatt, erledigte ihre Arbeit und verbrachte die Abende zu Hause. Sie ging kaum aus und machte einen großen Bogen um das Moonstone und den Grouper, um Joaquin nicht zu begegnen. Sie zwang sich, so wenig wie möglich an ihn zu denken, denn die Erinnerung an ihr Verhalten und seine
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