Julia Collection Band 23
Reaktion trieb ihr immer noch die Schamröte in die Wangen.
Und zu allem Überfluss hatte sie seinetwegen auch noch Tränen vergossen – sie, Molly McGillivray, die so gut wie nie weinte. Aber das würde ihr nicht ein zweites Mal passieren. Nicht wegen ihm, nicht wegen Carson.
Carson! Wenn er doch endlich nach Hause käme!, dachte sie, den Kopf unter der Motorhaube, die Arme bis zu den Ellbogen mit Öl verschmiert.
„Komm heim, Carson!“, flüsterte sie. „Wir lassen uns Zeit, ich werde nicht drängen. Wir heiraten, wann du willst, nur komm.“
Das Telefon klingelte. Molly ließ es klingeln: Wer immer es auch war, konnte eine Nachricht hinterlassen. Dann hörte sie Carsons Stimme über den Lautsprecher – das Timing war direkt unheimlich.
„Hallo, Molly, ich bin’s. Ruf mich an, wenn du einen Moment Zeit hast. Ich …“
Sie ließ den Schraubenschlüssel fallen und lief ans Telefon. „Hallo, Carson!“
„Seit wann filterst du deine Anrufe?“, fragte er gut gelaunt, und sie hörte das Lächeln in seiner Stimme. Sie sah ihn vor sich, vertraut und unkompliziert, und wäre vor Erleichterung fast in Tränen ausgebrochen.
„Das tue ich nicht, ich bin bloß wie üblich voller Öl. Wie geht es dir?“
„Gut. Ich wollte dir nur sagen, dass ich meine Pläne geändert habe.“
Mollys Herz sank. Sicher, gerade hatte sie gelobt, ihn nicht zu drängen, trotzdem hätte er …
„Ich komme wahrscheinlich früher als geplant.“
Ihr Herz machte einen Sprung. „Wirklich?“
„Ja. Erinnerst du dich noch an Dena Wilson?“
„Natürlich.“ Dena war Tom Wilsons Tochter. „Lebt sie jetzt auch in Savannah?“
„Die meiste Zeit ist sie in Miami, aber sie und ich kümmern uns gemeinsam um Toms neues Projekt in Savannah. Sie kommt auch zum Festival, mit ihrem eigenen Flugzeug, und hat angeboten, mich mitzunehmen. Dann hätten wir – ich meine, du und ich – mehr Zeit, nicht wie beim letzten Mal. Und wir könnten miteinander reden. Das möchtest du doch, oder?“
„Ja.“
„Wahrscheinlich wird es wieder hektisch werden. Tom plant ein Meeting für ein paar Investoren, die sich für das neue Projekt interessieren, und will, dass ich dabei bin.“
„Aber wir werden uns trotzdem sehen, oder?“
„Was für eine Frage! Natürlich sehen wir uns.“ Seine Stimme klang erstaunt. „Am Samstag gibt er eine Party auf seiner Insel, eine größere Sache, nur für geladene Gäste. Mit Dinner, Orchester, Smoking … das Übliche. Er hat mich eingeladen, und ich konnte nicht absagen. Ich hoffe, es macht dir nichts aus.“
„Überhaupt nicht. Ich ziehe mein neues Kleid an.“
„Du willst mitkommen?“, fragte er nach einer Sekunde.
„Nur, wenn es dir recht ist.“
„Natürlich ist es mir recht, ich war nur … etwas überrascht. Ich wusste gar nicht, dass du dir jetzt Kleider kaufst. Wie sieht es aus?“
Sie lächelte. „Abwarten.“
„Etwas anderes bleibt mir wohl nicht übrig.“ Sein Ton war noch immer ein wenig überrascht. „Übrigens, ich habe eine Bitte. Kannst du mir ein Zimmer besorgen? Im Moonstone ist alles ausgebucht.“
Molly ergriff die Gelegenheit beim Schopf. „Kein Problem. Du kannst bei mir wohnen.“
Nach zwei Tagen hielt Joaquin es nicht länger in seinem Hotelzimmer aus. Er hatte versucht, die Unterlagen, die sein Vater geschickt hatte, zu lesen, um auf dem Laufenden zu sein. Es ging um die mögliche Fusion mit einem Unternehmen in New York, was den Besuch in Amerika erklärte. Doch Joaquins Herz war nicht bei der Sache, all sein Denken drehte sich um Molly.
Seit dem Abend mit dem Zehentanz hatte er sie nicht mehr gesehen. Ob er sich für den überstürzten Aufbruch bei ihr entschuldigen sollte? Gereizt schüttelte er den Kopf. Warum sollte er sich dafür entschuldigen, dass er ehrenhaft gehandelt und die Situation nicht ausgenutzt hatte?
Er warf die Dokumente auf den Tisch und verdrängte Molly aus seinen Gedanken. Was er brauchte, war Bewegung, einen langen Dauerlauf.
Am Strand begegnete er Charlotte, die er seit jener Nacht auch nicht mehr gesehen hatte. Sie schlug vor, mit ihm zu joggen, doch er schüttelte den Kopf.
„Danke, das ist nett, aber ich laufe am liebsten allein.“ Im Moment brauchte er keine zusätzlichen Probleme, und Sex mit Charlotte interessierte ihn nicht. Am liebsten würde er seine Koffer packen und abreisen, aber das war unmöglich, jetzt, wo seine Eltern kamen. Noch dazu mit einer Heiratskandidatin im Gepäck!
Erbittert rannte er los, bis er das Ende
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