Julia Collection Band 23
schüttelte allerdings jeder den Kopf, allen voran sein Bruder Hugh.
„Was willst du mit dem alten Kasten anfangen?“, fragte er. Seiner Meinung nach war das achtzig Jahre alte Gebäude mit der eingefallenen Veranda und den Holzwänden, von denen die Farbe abblätterte, kaum mehr als eine Ruine.
„Ihn renovieren und zum besten Hotel in der Karibik machen“, erwiderte Lachlan, der vom Renovieren alter Häuser nicht die geringste Ahnung hatte. Aber das störte ihn nicht – er sah es als Ansporn, nicht als Hindernis. Er beauftragte eine Baufirma mit den Umbauten und lernte selbst so viel wie möglich, um mitarbeiten zu können.
Jetzt war das Moonstone Inn, wie er es nach der Fertigstellung getauft hatte, schon seit einem Jahr eröffnet und ging überraschend gut.
„Du wirst sehen, in ein paar Jahren ist es das Reiseziel Nummer eins auf den Bahamas“, versicherte er seinem Bruder. „Ich spreche natürlich von den anspruchsvollen Aktivtouristen, die genügend Sinn für die wahre Schönheit der Inseln haben.“
Hugh sah aus der Hängematte auf und grinste. „So wie du damals, nehme ich an.“
Lachlan ließ sich nicht beirren. „Ich bin sicher, das Moonstone wird eine Menge neue Besucher nach Pelican Cay bringen. Genau das Richtige, um die Wirtschaft anzukurbeln. Tourismus ist das A und O, mit Fischen allein ist es heutzutage nicht mehr getan.“
Hugh schloss die Augen und brummte etwas vom Eifer des Bekehrten – womit er natürlich nicht ganz unrecht hatte. Lachlan, der die Insel früher nie gemocht hatte, sah jetzt nur noch Vorzüge und Möglichkeiten.
Und ein drei Meter hohes Monster!
Er runzelte die Stirn. Seit er das letzte Mal genauer hingesehen hatte, schien sich das Ding verändert zu haben. Ein Arm, der noch nicht da gewesen war, ragte in die Luft, und an seinem Ende baumelte etwas, das er in dem dämmerigen Morgenlicht nicht erkennen konnte.
Mürrisch wandte er sich ab – es gab Dringenderes zu tun, als sich mit Fiona Dunbars „Kunstwerk“ zu befassen. Er war gestern von den Abacos im Norden der Bahamas zurückgekommen, wo seine neueste Erwerbung, das Sandpiper Inn, renoviert wurde. Auf dem Schreibtisch lagen Briefe zum Unterschreiben und die Post, die in seiner Abwesenheit eingegangen war.
Das letzte Schreiben, das er zur Hand nahm, kam von einem Reisemagazin und kündete den Besuch eines Journalisten an. Lachlan hatte vor mehreren Wochen verschiedene Zeitschriften und Reiseveranstalter eingeladen, das Moonstone zu besuchen, um sich an Ort und Stelle von seinen Vorzügen zu überzeugen. Zwei Zusagen waren bereits eingetroffen, eine davon von dem renommierten englischen Veranstalter Grantham Cultural Tours, dessen Besitzer seinen Besuch für diese Woche ankündigte. „Die Ruhe und zurückhaltende Eleganz, von der Sie sprechen, sind genau das, was wir für unsere Kunden suchen“, teilte er Lachlan in dem Antwortschreiben mit.
Zurückhaltende Eleganz – mit einer drei Meter hohen Vogelscheuche vor dem Eingang!
„Ruhig ist es, das Ding sagt keinen Ton“, hatte Hugh unbekümmert erwidert, als Lachlan ihm den Brief gezeigt hatte.
„Das ist auch nicht nötig, diese Geschmacklosigkeit schreit zum Himmel. Und als wäre das nicht genug, muss sie außerdem noch Dudelsack spielen.“
„Wer spielt Dudelsack?“
„Fiona. Wart’s nur ab“, fügte er hinzu, als Hugh ihn ungläubig ansah. Sie saßen auf der Hotelterrasse, um den Sonnenuntergang zu beobachten.
Und richtig. Als die letzten Sonnenstrahlen Meer und Himmel rosa färbten, kamen von irgendwoher die lang gezogenen schwermütigen und nicht gerade tonrein vorgetragenen Klänge einer schottischen Ballade.
„Woher willst du wissen, dass es Fiona ist?“, fragte Hugh, nachdem er sich von seiner Überraschung erholt hatte.
„Wer sollte es sonst sein?“
Fiona Dunbar und seine Schwester Molly hatten es vom ersten Tag an darauf angelegt, ihm den letzten Nerv zu töten. Was immer er auch unternahm, wohin er auch ging, die beiden ließen ihn nicht in Ruhe. Sie quälten ihn mit Fragen, sie liefen ihm hinterher, sie spionierten ihm nach.
„Es sind kleine Mädchen“, erwiderte seine Mutter, als er sich beschwerte. „Du bist der Ältere. Sei nett zu ihnen.“
Von wegen kleine Mädchen! Kleine Hexen kam der Sache bedeutend näher. Trotz mütterlicher Ermahnungen versuchte Lachlan alles, um sie abzuschütteln. Er fauchte, schimpfte, drohte. Nichts half.
„Sie bewundern dich“, sagte Mrs. McGillivray.
„Sie machen mich
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