Julia Collection Band 23
fünf aufgewacht und wollte gerade aufstehen, um zu Fiona zu gehen, als ihm einfiel, dass seine Anwesenheit nicht länger erforderlich war.
Gut, dachte er, drehte sich um und versuchte weiterzuschlafen. Nach einer Viertelstunde gab er es auf, schlüpfte in die Badehose und ging schwimmen. Danach ging er ins Büro, wo er seitdem erfolglos über den Plänen grübelte.
Jetzt schob er sie beiseite und stand auf. Er konnte nicht länger still sitzen. Was er brauchte, war körperliche Arbeit.
Er machte sich auf den Weg zu seinem Bruder.
Um diese Zeit lag Hugh natürlich noch im Bett. Er blinzelte, als Lachlan ins Schlafzimmer kam und die Jalousien hochzog. „W…wie spät ist es? Kannst du nicht anklopfen?“
„Halb acht und Zeit zum Aufstehen. Wir haben zu tun.“
Schon seit Monaten war Hugh hinter ihm her, beim Abreißen eines alten Schuppens, der auf einem Grundstück neben dem Fußballplatz stand, mitzuhelfen. Dort wollte sein Bruder eine Werkstatt für die Flugzeuge errichten.
„Es ist viel zu früh …“
„Jetzt habe ich Zeit“, sagte Lachlan und gab dem Bett einen Fußtritt. „Und wenn du willst, dass man anklopft, dann schließ die Tür ab. Sie war offen.“
Hugh zog das Bettlaken über den Kopf. „Später.“
Lachlan sah sich in dem unaufgeräumten Schlafzimmer um. „Wie du willst. Dann fange ich hier an.“
Stöhnend setzte Hugh sich im Bett auf und rieb die Augen. „Was ist los? Hat Fiona dich vor die Tür gesetzt?“
Hugh oder sonst jemandem klarzumachen, dass er nicht bei Fiona übernachtet hatte – dass Fiona und er keine Affäre gehabt hatten –, war sinnlos, wie Lachlan sehr schnell feststellen musste. Die Einwohner von Pelican Cay glaubten das, was sie glauben wollten.
Er war dabei, einen Fensterrahmen herauszureißen, als Molly auftauchte. „Was machst du hier?“, fragte sie.
„Dreimal darfst du raten“, schnauzte er sie an.
Gelassen fragte Molly: „Hat dir Fiona den Laufpass gegeben?“
„Nein, verdammt noch mal. Lass mich in Ruhe.“
Niemand glaubte ihm. Jeder war überzeugt, dass Fiona ihn vor die Tür gesetzt hatte. Carin, Nathan, Miss Saffron, Maurice – sogar die Pelikane. Als er sie während einer Trainingsstunde anfauchte, grinsten sie nur.
„Meine Tante hat ihm den Laufpass gegeben“, sagte Peter Dunbar naseweis.
Carins Tochter Lacey nickte. „Mom sagt, es ist seine Schuld.“
„Tante Fiona …“, versicherte Tom, während er den Fußball vor sich her dribbelte, „… braucht keinen Freund. Sie geht nach England. Oder nach Italien.“
Italien?
„Wieso Italien?“, fragte Lachlan.
Die Pelikane wussten es nicht, also fragte er Hugh und Molly.
Hugh hatte keine Ahnung, aber Mollys weibliche Intuition war trotz aller Vorliebe für Maschinenbau und Mechanik noch intakt. „Wahrscheinlich hat sie sich bei einer Schule in Italien beworben. Dort wollte sie einmal studieren, bevor ihr Vater krank wurde.“
„Wirklich? Wo in Italien?“
Er kannte die Stadt – sie war nicht weit von Mailand entfernt. „Wann war das?“
„So vor zehn oder elf Jahren.“
Damals lebte er in Italien. Zufall? Sein Instinkt sagte ihm, dass es kein Zufall war. Fiona und Molly waren Freundinnen. Molly musste ihr gesagt haben, wo er wohnte. Das bedeutete …
Unsinn.
Lachlan hatte seine Wirkung auf Frauen nie unterschätzt. Aber dass Fiona Dunbar in Italien Kunst studieren wollte, weil er dort Fußball spielte, erschien ihm denn doch an den Haaren herbeigezogen.
Er stapfte aus dem Schuppen, gab dem Kompressor einen Fußtritt und brach sich fast den Zeh.
„Unser großer Bruder ist anscheinend schlecht gelaunt“, bemerkte Molly.
Hugh grinste. „Das wäre ich auch, wenn mich Fiona vor die Tür gesetzt hätte.“
Innerhalb von vierundzwanzig Stunden wusste jeder, dass es zwischen Fiona und Lachlan aus war.
„Das hat aber nicht lang gedauert“, sagte Nikki. „Was ist passiert?“
„Tut es sehr weh?“, fragte Carin.
„Lachlan ist mein Bruder, ich weiß, wie dämlich er sein kann“, sagte Molly. „Trotzdem – warum hast du Schluss gemacht? Oder willst du nicht darüber sprechen?“
Was sollte sie darauf antworten? Was sie auch sagte, es wäre das Falsche.
„Lachlan lebt sein Leben und ich meins“, erwiderte sie. Diplomatischer konnte man es nicht ausdrücken, und außerdem kam es der Wahrheit am nächsten.
Zumindest glaubte sie das – bis Lachlan damit anfing, ihr regelmäßig Besuche abzustatten.
Als sie ihn das erste Mal vor der Tür stehen sah, war sie
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