Julia Collection Band 23
beim Training zuschaute, was sie, nach seinen Sticheleien, jetzt hin und wieder tat.
Sie glaubte, er bemerke es nicht, aber sie täuschte sich. Und er sagte sich, dass sie vielleicht doch nicht so gleichgültig war, wie sie sich den Anschein gab.
Es war nur eine Frage der Zeit, und leider Gottes hatte Fiona keine Eile. Bei ihrem Tempo würden sie beide alt und grau sein, bevor er die nächste Gelegenheit bekam, sie auch nur zu küssen.
Schließlich entschied er, dass ihm nur noch ein Ausweg blieb: Er musste in die Offensive gehen.
8. KAPITEL
„Neulich war ich in Eden Cove, und da habe ich etwas gesehen, das du vielleicht brauchen könntest“, sagte Lachlan. „Wenn du willst, zeige ich es dir.“
Er stand am Fuß des Strandkönigs und blinzelte zu Fiona hinauf, die damit beschäftigt war, eine schwarze Augenklappe an ihrem Kunstwerk anzubringen.
„Eden Cove?“, wiederholte sie. Sie kannte die kleine Bucht der unbewohnten Nachbarinsel Isla Secca, und ihrer Meinung nach gab es nichts Schöneres. Wegen eines Korallenriffs entlang der Küste war der Zugang für Kreuzschiffe nicht möglich, man konnte sie nur mit einem Boot erreichen. Eden Cove war ein Paradies für Fotografen und Liebespaare.
„Lieber nicht“, sagte sie nach einer Weile.
„Schade, es war nur ein Vorschlag. Tut mir leid, alter Freund.“ Er gab dem König einen freundschaftlichen Klaps und schlenderte davon.
„Was ist es?“, rief ihm Fiona, die ihre Neugier nicht bezwingen konnte, hinterher.
„Ein Fischernetz.“
Ein Fischernetz! Es wäre der krönende Abschluss, das Tüpfelchen auf dem i, für den Strandkönig. Mehr als einmal war sie versucht gewesen, eins von Dads alten Netzen auszugraben, um die Skulptur damit zu vervollständigen. Aber das wäre Betrug: Nur, was das Meer an Land spülte, kam infrage. So hatte sie es von Anfang an beschlossen, und dabei blieb sie.
„Wie sieht es aus?“, fragte sie möglichst gleichgültig.
Für die Tochter eines Fischers ist das eine ausgesprochen dumme Frage, ging es ihr durch den Kopf. Wenn McGillivray das auch aufgefallen war, so ließ er es sich nicht anmerken. „Ziemlich groß und sehr alt, soviel ich feststellen konnte“, erwiderte er. „Das meiste ist im Sand versteckt.“
„Du hast es … einfach liegen lassen?“
„Was soll ich damit anfangen? Ich erwähne es nur, weil ich dachte, es könnte dich interessieren.“
„Und wie! Ich meine … Vielleicht sollte ich es mir ansehen.“
Lachlan nickte. „In Ordnung. Wir nehmen mein Boot. Ich hole dich morgen ab, so gegen zehn.“
Vor sich hinpfeifend, schlenderte er zum Strand hinunter.
Am nächsten Morgen schien die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, an dem ein paar flockige Wölkchen entlangsegelten. Es war heiß, aber nicht stickig, und eine angenehme Brise wehte.
„Das ideale Segelwetter“, meinte Carin, als Fiona am Morgen ihre Souvenirs abliefern kam. Sie wusste, was Lachlan und sie vorhatten.
„Mir geht es um das Netz“, betonte Fiona, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.
„Das hindert dich nicht daran, einen schönen Tag zu haben, oder? Nun entspann dich und lächle!“
Sie lächelte, wenn auch nur flüchtig. Die Vorstellung, mehrere Stunden mit Lachlan auf einem Boot zu verbringen, erschien ihr eher beunruhigend. Wenn er auch nur eine falsche Geste macht, dann …
Ihre Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet: Er zeigte sich von seiner besten Seite. Pünktlich um zehn klopfte er an die Tür, um sie abzuholen, und auf dem Weg zum Hafen war er aufmerksam, unterhaltsam und charmant. Der perfekte Gentleman, dachte sie und tat ihr Bestes, ein argwöhnisches Gesicht zu machen. Was ihr nicht ganz leicht fiel, denn Carin hatte recht: Es war ein herrlicher Tag.
Für Fiona, die aus einer Familie von Fischern kam, war es nichts Neues, den Tag auf einem Boot zu verbringen. Doch wenn sie ihre Brüder ab und zu beim Fischfang begleitete, hatte sie stets das Gefühl, ein Passagier zu sein – oder Ballast. Boote waren Männersache; Frauen rührten sich nicht und hielten den Mund.
Gesegelt war sie noch nie, und als Lachlan den Dieselmotor anwarf, die Leinen löste und vom Anlegeplatz ablegte, achtete sie darauf, nicht im Weg zu sein. Im Hafen richtete er das Boot in den Wind, regulierte die Geschwindigkeit des Motors und gab Fiona ein Zeichen, ans Ruder zu kommen.
„Hier, nimm das Ruder, und behalte genau diese Richtung, während ich die Segel hisse.“
Fassungslos starrte sie ihn an. Sie sollte
Weitere Kostenlose Bücher