Julia Collection Band 23
unmissverständlich mit, dass er nicht an Heiraten denke, aber auch das half nicht. Sie lächelte nur und zeigte dabei ihre entzückenden Grübchen. „Dann muss ich dich eben dazu bringen“, sagte sie.
Seitdem verfolgte sie ihn auf Schritt und Tritt. Sie kam in die Werkstatt, erwartete ihn am Hafen, und heute früh erschien sie sogar auf seiner Veranda.
„Hast du Lust, schwimmen zu gehen?“, fragte sie hoffnungsvoll.
„Ich kann nicht“, erwiderte er freundlich, aber bestimmt.
„Oh.“ Sie machte ein enttäuschtes Gesicht. „Sehen wir uns dann später?“
„Das glaube ich nicht, ich bin bis in die Nacht unterwegs.“
„Kann ich mitkommen? Heute ist mein freier Tag.“
„Tut mir leid, das geht nicht. Es ist geschäftlich.“
Und das war nicht einmal gelogen – er musste schließlich wissen, wo man am besten fischen konnte, für den Fall, dass seine Kunden danach fragten.
Er war also den ganzen Tag „geschäftlich“ unterwegs gewesen – und hatte jede Minute genossen. Ohne Lisa.
Jetzt streckte er sich genüsslich, lehnte sich zurück und unternahm einen letzten Versuch mit der Angelschnur. Er zog daran – und sah, wie sie sich plötzlich straffte.
„Na also.“ Zufrieden richtete er sich auf, ließ mehr Leine aus und holte sie wieder ein, um sicherzugehen, dass er nicht ein Büschel Algen am Haken hatte. Das Ziehen am anderen Ende wurde stärker. Hugh stieß einen Pfiff aus: Es war ein Fisch, und er war nicht klein.
„So was!“, sagte er glücklich, während er langsam die Leine einholte. „Der ist nicht von schlechten Eltern.“
Im gleichen Moment straffte sich auch die Leine am Heck.
Hugh wirbelte herum und sah, wie die Angelrute in der Halterung wild auf und nieder ging. Belle sprang auf und kläffte. „Nur keine Panik.“ Mit der freien Hand griff er nach der Rute; gleichzeitig sah er aus den Augenwinkeln, dass neben dem Boot etwas wild im Wasser zappelte.
Du liebe Güte! Er wickelte die Schnur ein paar Mal um die Hand und stemmte die Füße gegen das Deck. Was hatte er bloß am Haken? Einen Wal?
Mühsam zog er an der Leine, und im nächsten Moment durchbrach sein Fang die Wellen.
Es war eine Frau!
Sie spuckte und keuchte, dann herrschte sie ihn an: „Hören Sie endlich mit dem Zerren auf! Sie reißen mir noch das Kleid vom Leib!“
Träumte er?
Er hatte eine Frau gefangen? Unmöglich!
War es zu viel Sonne oder zu viel Bier?
Er schüttelte den Kopf, um die Vision zu vertreiben. In dem Moment fing die Hündin an zu bellen, und Hugh sah, dass sie sich über den Bootsrand lehnte und mit dem Schwanz wedelte. Es war also keine Erscheinung.
Aber was war es? Eine Meerjungfrau?
„Sei still, Belle!“ Dann fuhr er das Wasserwesen an: „Hören Sie endlich mit dem Gezappel auf!“
„Ich zapple nicht, ich versuche, den verflixten Haken aus dem Kleid zu ziehen.“ Abrupt tauchte sie unter. Verwirrt sah Hugh auf die leere Oberfläche. Er musste den Verstand verloren haben.
Belle winselte. Er packte sie beim Halsband, um zu verhindern, dass sie über Bord fiel. Die Angelschnur schnitt in seine Handfläche, als die Frau prustend wieder auftauchte. Anscheinend hatte sie den Angelhaken nicht freibekommen.
„Die blöden Pailletten!“, murrte sie.
Pailletten? Hugh blieb der Mund offen stehen, als er die silbern funkelnden Träger auf ihren Schultern bemerkte. Wer um alles in der Welt ging in so einem Kleid baden?
Sie machte noch einen Versuch, dann gab sie es auf und schwamm mit zwei Zügen zum Boot, wobei sie die Angelschnur noch mehr verhedderte.
„Haben Sie ein Messer?“
Ein Boot ohne Messer? Das war ja wie ein Haus ohne Dach.
„Natürlich.“
„Geben Sie es mir! Oder schneiden Sie die Leine durch, und ziehen Sie mich an Bord.“ Gebieterisch streckte sie eine Hand aus dem Wasser.
Sie hörte sich wie sein früherer Vorgesetzter bei der Armee an. Was fiel ihr ein, so mit ihm zu reden? Er ließ sich nicht mehr herumkommandieren, schon gar nicht von einer Nixe.
„Worauf warten Sie?“, fuhr sie ihn an, als er keine Anstalten machte, ihrer Aufforderung nachzukommen.
„Vielleicht auf das magische Wort?“
„Was in aller Welt …“ Gereizt schlug sie mit den Armen um sich.
„Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun. Es sei denn, Sie legen Wert auf Haifische.“
„Haie? Hier gibt es keine H…“
„Oh doch, große, hungrige … Wie in dem Film ‚Der weiße Hai‘, wenn Sie sich an den noch erinnern können.“ Dies war mit Abstand die außergewöhnlichste
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