Julia Collection Band 23
es wäre unangebracht gewesen. Wenn Sie mich fragen, war es bei Weitem unangebrachter, mitten auf dem Ozean ins Wasser zu hüpfen.“
Ihre Wangen wurden heiß, doch sie weigerte sich, einzugestehen, wie leichtsinnig sie gewesen war. Wenn sie jetzt darüber nachdachte, bekam sie weiche Knie. „Es hat funktioniert, niemand hat mich gesehen.“
„Und das ist jetzt opportun? Wissen Sie überhaupt, was Sie getan haben? Wenn ich Sie nicht aus dem Wasser gezogen hätte, wären Sie ertrunken – oder die Haie hätten Sie gefressen.“
„Ich sah Ihr Boot.“
„Sie sahen mein Boot?“ Verständnislos betrachtete er sie, als zweifle er an ihrem Verstand. „Sie waren einen halben Kilometer entfernt. Wie kann man nur so dämlich sein!“
So, wie er es sagte, klang es irrwitzig; und doch war es ihr als die einzig sinnvolle Lösung erschienen.
Sie konnte Roland Carruthers, den wichtigsten Mann im Unternehmen ihres Vaters, nicht gut als Lügner hinstellen. Nicht vor all den Direktoren und Investoren, die sich auf der Jacht befanden, um die Übernahme von Butler Instruments durch St. John Electronics zu feiern.
Roland wusste das natürlich – und weil er es wusste, hatte er, ohne ihr ein Wort zu sagen, das Mikrofon ergriffen und mit seiner rauchigen Whiskystimme vor den versammelten Gästen ihre bevorstehende Hochzeit verkündete.
Er sprach von der wundervollen Überraschung, die er für sie alle habe, von der großen St.-John-Electronics-Familie, von Simon St. Johns einziger Tochter Margaret Sydney, die heute Abend hier an Bord der Jacht mit ihm, Roland Carruthers, den Bund fürs Leben schließen würde.
Bei seinen Worten war sie totenblass geworden, aber sie schwieg. Auch als er auf sie zukam und ihr lächelnd den Arm um die Schultern legte, als wäre das Ganze auch ihre Entscheidung und nicht eine bodenlose Frechheit. Er wagte es, aus ihrer Heirat eine geschäftliche Transaktion zu machen, wohl wissend, dass sie ihn vor den Geschäftspartnern ihres Vaters nicht bloßstellen würde. Simon St. John hatte sie von klein auf gelehrt, dass das Unternehmen stets zuerst kam, und es wäre ihr nie eingefallen, sein Ansehen durch einen Skandal zu gefährden. Sie handelte stets „im Interesse der Firma“.
Damit hatte Roland gerechnet und ihr Einverständnis als selbstverständlich vorausgesetzt. Für St. John Electronics war die Ehe ideal, und Sydney wusste es ebenso wie er. Trotzdem: Sie konnte es nicht.
Nicht auf diese Art.
Rolands Mitteilung hatte sie zutiefst schockiert. Nur die jahrelange Erfahrung bewahrte sie davor, ihre Selbstbeherrschung zu verlieren. Sie wusste nicht, was sie mehr entsetzt hatte: sein anmaßendes Verhalten oder wie sie darauf reagierte. Es war etwas, worüber sie erst nachdenken musste.
Sydney hatte den heimlichen Verdacht, dass sie eingewilligt hätte, wenn er sie gebeten hätte, seine Frau zu werden. Wenn er um sie geworben und Liebe vorgetäuscht hätte. Aber nichts von all dem war geschehen. Er war ganz einfach davon ausgegangen, dass sie Ja sagen würde, weil es dem Unternehmen diente. Es war, wie gesagt, eine geschäftliche Transaktion.
Hätte ich eingewilligt, dachte sie schaudernd, dann wäre ich jetzt Mrs. Carruthers. Nein, das stimmt nicht – Roland wäre Mr. St. John Electronics. Um etwas anderes ging es ihm nicht.
Im Grunde sollte sie ihm dankbar sein: Er hatte ihr gezeigt, wo für sie die Grenze lag. Wie vorteilhaft eine solche Verbindung auch für das Unternehmen sein mochte, wie glücklich es ihren Vater auch machen würde, sie konnte es nicht. Sie würde nur aus Liebe heiraten.
Aber das konnte sie vor den Gästen natürlich nicht sagen.
Als Roland sie zu ihrer Kabine begleitete, damit sie sich für den bevorstehenden Abend umziehe, versuchte sie, ihm das verständlich zu machen.
„Das Ganze ist irrsinnig“, sagte sie. „Du warst zu lange in der Sonne.“
„Im Gegenteil, es ist genau das Richtige. Das weißt du ebenso gut wie ich, Margaret.“ Er nannte sie stets Margaret, weil ihr Vater sie so nannte. „Spiel jetzt nicht die beleidigte Leberwurst, meine Liebe. Das ist nicht deine Art.“
Womit er recht hatte. Aber ebenso wenig war es ihre Art, sich manipulieren zu lassen. Sie schlug ihm die Tür vor der Nase zu.
„Beeile dich, die Gäste warten auf uns.“
„Ich heirate dich nicht, Roland.“
„Margaret! Werde bloß nicht hysterisch“, erwiderte er, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Ich warte oben auf dich.“
Nun, er hatte umsonst
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