Julia Collection Band 23
„Belle! Wo bleibst du?“
Die Hündin machte einen Satz und landete auf dem Rücksitz zwischen ein paar Kochtöpfen, T-Shirts und Tüten mit Essensresten. Sydney rümpfte die Nase. „Was für ein Durcheinander!“
Ihre Kritik schien ihn nicht weiter zu stören. Er eilte zum Anlegesteg zurück, wo Lisa immer noch neben dem Boot stand, sagte etwas zu ihr und belud sie mit allem, was auf dem Dock lag. Er selbst packte die schwere Kühltasche, und die beiden kehrten zum Jeep zurück. Interessiert sah Sydney ihnen entgegen. Wenn das Mädchen nicht seine Freundin war, wer war sie dann? Sein Packesel?
„Wirf einfach alles auf den Rücksitz“, sagte er.
Lisa tat wie geheißen. Sie schluckte und lächelte tapfer: Unter den Sachen befand sich das Kleid mit den Pailletten.
Hugh setzte sich hinter das Lenkrad. „Danke, Lisa. Du bist ein echter Kumpel.“ Er winkte ihr zu, ließ den Motor an und gab Gas.
„Sind Sie immer so gefühllos?“, fragte Sydney nach einer Weile.
Er zuckte mit den Schultern und fuhr weiter.
Die schmale Straße führte einen Hang hinauf und war voller Schlaglöcher. Zu beiden Seiten standen Wohnhäuser aus Holz, einige waren auch weiß verputzt, sowie mehrere kleine Geschäfte. Eine Menge Fußgänger war unterwegs, und fast alle riefen ihnen einen Gruß zu, den Hugh mit einem lässigen Winken erwiderte. Die meisten Häuser hatten einen kleinen Vorgarten, einige eine überdachte Veranda. Soweit Sydney bei der schwachen Beleuchtung erkennen konnte, waren alle in besserem Zustand als sein Fahrzeug – oder die Straße.
„Halten Sie sich fest“, warnte er. „Ich habe schon öfter einen Beifahrer verloren.“ Sie griff nach dem Rahmen der Windschutzscheibe, als er sich scharf in die Kurve legte und gleich darauf durch ein besonders tiefes Schlagloch fuhr. Sydney konnte sich gerade noch rechtzeitig festklammern und warf ihm einen nicht allzu freundlichen Blick zu.
Er grinste. „Ich habe Sie gewarnt.“
Mehrere Schlaglöcher später bog er links ab. Plötzlich war die Straße zu Ende, und sie fuhren auf einem steinigen Pfad, der kaum breiter war als der Jeep. Hier gab es keine Beleuchtung. Links und rechts wuchs hohes Gebüsch, und es war so dunkel, dass Sydney trotz der Scheinwerfer kaum etwas sehen konnte. Hin und wieder drang ein Licht durch das dichte Laubwerk, vermutlich von einem einsamen Haus. Nach mehreren Rechts- und Linkskurven tauchte plötzlich eine Mauer vor ihnen auf; McGillivray bremste scharf und stellte den Motor ab.
„Willkommen in meinem bescheidenen Heim.“
Sie atmete auf. Belle sprang aus dem Fahrzeug, und Hugh folgte ihr.
„Kommen Sie“, sagte er. „Und passen Sie auf, wo Sie hintreten. Hier gibt es Schlangen.“
„Schlangen?“ Entsetzt zog sie die Steppdecke enger um sich. Sie hörte, wie sich seine Schritte in der Dunkelheit entfernten, und vernahm nur noch das Rascheln von Laub und das Knacken von Ästen.
„He! Warten Sie!“ Sie sprang aus dem Jeep und eilte hinter ihm her. Als sie klopfenden Herzens um die Hausecke kam, gingen auf der Veranda Lichter an: eine Kette von rosa Flamingos und giftgrünen Palmen.
„Das hätte ich mir denken können“, entfuhr es ihr. „Jetzt fehlen nur noch die Hula-Mädchen.“
Hugh lehnte in der Tür und grinste. „Die gehören zwar auf eine andere Insel, aber das macht nichts.“ Er drückte auf den Lichtschalter: An beiden Säulen der Veranda flammten tanzende Hula-Mädchen auf.
Einen Augenblick war Sydney sprachlos, dann lachte sie. „Was sagt Ihre Freundin dazu?“
„Sie ist nicht meine Freundin.“
„Ach ja, richtig.“ Schmunzelnd stieg sie die wenigen Stufen zur Veranda hinauf. Wie leicht man ihn doch reizen konnte!
Hier herrschte das gleiche Durcheinander wie im Jeep. Schwimmflossen, Schnorchel, ein Fischernetz, Kochtöpfe, ein Hundekorb mit Futternapf und zahllose Motorenteile standen und lagen überall herum.
An einem Ende hing eine geknüpfte Hängematte, am anderen schwang eine Schaukel aus Holz. Dahinter lehnte ein Surfbrett, und darüber baumelte ein Kleiderbügel mit einem Taucheranzug an einem Haken, der anscheinend für eine Hängepflanze vorgesehen war.
Von dem Luxushotel in Nassau, in dem sie gestern übernachtet hatte, war das Haus Lichtjahre entfernt. Andererseits, ging es Sydney durch den Kopf, bin ich hier nicht die Attraktion des Abends, als Roland Carruthers’ frischgebackene Ehefrau.
Und bisher hatte sie nicht eine einzige Schlange gesehen.
„Hübsch haben Sie es“, sagte sie
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