Julia Collection Band 23
Was wussten Sie nicht?“
„Dass Sie schwul sind.“
„Was?“ Er wich zurück, als habe sie ihn mit einem brennenden Eisen berührt. „Was soll das heißen – ich bin schwul?“, fauchte er.
„Was denn sonst? Sie tun, als … als wäre Ihnen mein Anblick zuwider und …“ Sie schluckte. „Ich weiß selbst, dass ich keine Schönheitskönigin bin, aber abstoßend hat mich bisher noch niemand gefunden.“
Er stand auf und trat einen Schritt zurück. „Sie halten mich für schwul, weil ich Sie zugedeckt habe?“
„Ich dachte nur … Sie sagen ständig, dass Lisa nicht Ihre Freundin ist und … und dass sich Ihre Schwester Gedanken macht …“ Sydney fand ihre Vermutung keinesfalls abwegig. „Wenn es Sie beruhigt – für mich ist das kein Problem.“
„Soll das ein Trost sein?“
„Ich …“
„Sehe ich aus, als wäre ich schwul?“
Sydney blickte von seinen Knien aufwärts und wurde rot.
„Oh“, sagte sie kaum hörbar.
„Ja, oh“, murrte er, halb erbittert, halb befriedigt.
„Ich … Es tut mir sehr leid.“ Ihre Wangen glühten. „Kann ich … Kann ich etwas für Sie tun?“
„Wie bitte?“
Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. „So war das nicht gemeint. Ich wollte nur … Bitte entschuldigen Sie.“
„Ich werd’s überleben.“ Er streckte eine Hand aus. „Können Sie aufstehen?“
„Ja, natürlich.“ Unter den gegebenen Umständen hätte sie auf seine Hilfe gern verzichtet, aber sie fühlte sich immer noch ein wenig unsicher auf den Beinen. Sie ließ seine Hand sofort los, als sie aufrecht stand. „Danke, jetzt geht es wieder. Mir wurde nur einen Moment schwindlig. Es war keine Ohnmacht“, fügte sie hinzu.
„Wie Sie wollen.“ Seine Stimme klang neutral, aber etwas hatte sich verändert, Sydney spürte es. Es war, als sei die Atmosphäre in dem kleinen Raum auf einmal wie elektrisch geladen. Er musste es auch spüren, denn er wandte sich abrupt ab.
„Beeilen Sie sich“, sagte er rau. „Sonst verbrennt das Essen.“ Er ging aus dem Bad, und sie war wieder allein. Die erotische Spannung, die sich zwischen ihnen bemerkbar gemacht hatte, hing wie ein Schleier in der Luft.
McGillivray hatte sie begehrt.
Sinnliche Begierde nach einer Frau war für Männer nichts Besonderes, das wusste Sydney. Aber bisher hatte sie nicht gedacht, dass sie dergleichen in einem Mann erwecken könnte. Ihr männlicher Bekanntenkreis sah in ihr die Tochter von Simon St. John, nicht Sydney, die Frau. Roland war das beste Beispiel: Sein Interesse an ihr hatte nicht das Geringste mit Lust oder leidenschaftlichem Verlangen zu tun. Es war kein sehr erhebendes Gefühl für eine Frau.
Und jetzt hatte McGillivray ihr deutlich bewiesen, welche Wirkung sie auf einen Mann haben konnte.
Sydney lächelte – sie kam sich auf einmal unglaublich feminin und sexy vor. Dass sie als Frau begehrenswert sein konnte, war für sie ein äußerst belebender Gedanke.
Voll Energie drehte sie den Wasserstrahl an und stellte sich unter die Dusche. Sie gab ein wenig von McGillivrays Shampoo auf die Hand und massierte es in ihr Haar. Der Duft, eine Mischung aus Zitrusfrüchten, Meeresluft und noch etwas anderem, war frisch und belebend und bei Weitem angenehmer als der blumige Geruch ihres eigenen Shampoos.
Ein neuer Duft für ein neues Leben.
Das hörte sich gut an. Schließlich spülte sie den Schaum aus dem Haar – und mit ihm jede Spur von Roland Carruthers und St. John Electronics. Sie fühlte sich frei – wie neugeboren.
Nach der Dusche schlüpfte sie in das dunkelblaue T-Shirt und die Boxershorts, die er ihr geliehen hatte, dann tupfte sie ein paar Tropfen seines ebenfalls nach Zitrone duftenden Rasierwassers hinter die Ohren. Die Zukunft konnte beginnen.
Vielleicht war es ein Irrtum gewesen, Sydney St. John hierher zu bringen.
Die Frau ist gefährlich, dachte Hugh, während er sich in der Küche zu schaffen machte und versuchte, nicht daran zu denken, dass sie nebenan unter der Dusche stand. Sie war zehn Mal faszinierender als Lisa Milligan, und sie wusste es nicht einmal.
Und weil er auf Abstand bedacht war, glaubte sie tatsächlich, er sei schwul!
Er! Hugh McGillivray!
Eigentlich sollte er Zwiebeln für das Omelett klein hacken, doch seine Gedanken waren nicht beim Kochen: Vor seinem geistigen Auge sah er wieder die Steppdecke von ihrer Schulter gleiten, und er erinnerte sich nur zu gut, wie sie sich auf dem Boot so aufreizend aus dem schillernden Kleid geschält hatte. Bei Gott, sie
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