Julia Collection Band 23
stellte seine Selbstbeherrschung auf eine harte Probe. Sollte es ihr jemals in den Sinn kommen, ihn zu ermuntern, dann …
Aber das war höchst unwahrscheinlich. Und selbst wenn, er würde nicht zulassen, dass es so weit kam.
Denn im Grunde hatte sie die gleichen Ideen wie Lisa. Wenn ihre Geschichte nicht erlogen war – und dazu hörte sie sich viel zu unwahrscheinlich an –, dann war sie eine Romantikerin. Sie wollte diesen Roland Soundso nicht heiraten, weil er sie nicht liebte und sie ihn auch nicht.
Dagegen gab es nichts einzuwenden. Hugh hatte Carin auch aus Liebe heiraten wollen, und weil er sie nicht haben konnte, beschränkte er sich auf Flirten und Sex. Dass Miss St. John dafür nicht infrage kam, konnte selbst ein Blinder sehen.
So weit war er in seinen Überlegungen gekommen, als Sydney in die Küche stolzierte.
In dem dunkelblauen T-Shirt mit nichts darunter und den hellblauen Boxershorts sah sie zum Anbeißen aus. Und diese Beine! Lang und rassig … Hughs löbliche Absichten schmolzen wie Schnee in der Sonne.
„Das hat gutgetan“, sagte sie und strahlte ihn an. „Jetzt geht es mir viel besser.“
Er dachte, dass sie jetzt noch umwerfender aussah, obwohl er das kaum für möglich gehalten hatte. Mit ihrem schlanken Hals und einem Handtuch, turbanartig um das Haar gewickelt, glich sie der Büste von Nofretete. Er schluckte ein paar Mal, bevor er sprechen konnte.
„Das freut mich. Das Abendessen ist fertig.“ Er stellte einen Teller mit Omelett auf den Tisch und zeigte dabei auf den Brotkorb und die verschiedenen Schüsselchen mit Resten von Lisas kulinarischen Verführungsversuchen. „Guten Appetit. Nach dem Essen halten wir Lagebesprechung.“
„Gern, ich bin am Verhungern.“ Sie nahm Platz und griff zu. „Das sieht ja richtig lecker aus. Haben Sie das alles gekocht?“ Sie probierte den Kartoffelsalat und verdrehte die Augen. „Hm, das schmeckt!“
Sie aß mit so viel Appetit, fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, knabberte genießerisch an einem Hähnchenflügel und wirkte so verführerisch, dass Hugh den Blick nicht abwenden konnte. Als er es nicht länger ertrug, sprang er auf.
„Stimmt etwas nicht?“, fragte sie.
„Ja … Nein. Ich will nur Kaffee kochen. Wollen Sie eine Tasse?“
„Das wäre wundervoll!“
Während er den Kaffee zubereitete, rief er sich alles ins Gedächtnis, was er sagen musste, damit die nächsten zwei Tage reibungslos verliefen. Als er fertig war, kam er mit den gefüllten Tassen an den Tisch und setzte sich ihr gegenüber.
„Grundregel Nummer eins …“, begann er.
Sie sah vom Teller auf. „Wie bitte?“
Er schob das Kinn vor. „Ich möchte nicht, dass Sie sich falschen Vorstellungen hingeben.“
„Falschen …“ Verständnislos sah sie ihn an. „Falschen Vorstellungen von was?“ Sie legte die Gabel aus der Hand.
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Von uns.“
Sie zog die Brauen hoch. „Uns?“
„Wegen dem, was sich … vorhin im Badezimmer ereignet hat.“
„Sie meinen, als Sie mir Ihre Heterosexualität unter Beweis gestellt haben?“
Er biss die Zähne zusammen. „Nennen Sie es, wie Sie wollen. Was ich sagen will, ist, dass ich … nicht interessiert bin.“
„Den Eindruck hatte ich allerdings nicht.“ Sie griff nach der Gabel und aß seelenruhig weiter.
Hugh umklammerte den Henkel seiner Tasse. „Ich habe nicht die Absicht, vom Regen in die Traufe zu kommen.“
Sie blinzelte. „Das verstehe ich nicht.“
„Ich will nicht, dass Sie sich die gleichen Hoffnungen machen wie Lisa.“
Sydneys Augen wurden kugelrund. „Sie glauben, ich will Sie heiraten? Du liebe Güte! Ich wollte nicht einmal Roland heiraten, und er hat wenigstens einen einträglichen Job.“
Jetzt war es an Hugh, zu blinzeln. Dachte sie, er vertrieb sich die Zeit mit Fischen? Wenn das ihre Meinung war – ihm sollte es recht sein.
„Ganz recht, und ich will Sie nicht davon abbringen, Ihr Leben als alte Jungfer zu fristen.“
Sydney verschluckte sich. Als sie wieder sprechen konnte, erwiderte sie schneidend: „Mehr und mehr komme ich zu der Überzeugung, dass das Leben einer Junggesellin seine Vorteile hat.“
„Dann ist ja alles in Ordnung. Dennoch wäre es gut, für Ihren kurzen Aufenthalt in diesem Haus ein paar Grundregeln festzuhalten.“
„Um ganz ehrlich zu sein …“, nachlässig zuckte sie die Schultern, „… von Vorschriften habe ich genug. Mein ganzes Leben lang habe ich die meines Vaters befolgt, und was hat es
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