Julia Collection Band 23
egal wann – ein Anruf genügt. Hugh McGillivray, Geschäftsinhaber und Pilot.
Es sah so aus, als habe der Mann mehr zu bieten als ein attraktives Äußeres, stahlharte Muskeln und eine Vorliebe für Hunde. Von einem großen Mundwerk und der Lass-mich-in-Ruhe-Einstellung ganz zu schweigen.
Flüchtig ging es ihr durch den Kopf, dass die Visitenkarten nur dazu dienen könnten, anderen etwas vorzumachen, doch sie verwarf den Gedanken gleich wieder: Die Mühe machte er sich bestimmt nicht, das wäre ihm zu anstrengend.
Nicht einmal geduscht hatte er. Mit einem „Ich gehe lieber schwimmen“ war er in Richtung Strand verschwunden.
Nach dem Geschirrspülen ging Sydney ins Schlafzimmer und bezog das Bett mit frischen Laken aus dem Wäscheschrank, aus dem er auch das Handtuch für sie genommen hatte. Fly Guys Haushaltsführung war anscheinend nicht ohne Methode: Gebrauchtes Geschirr stand im und ums Spülbecken herum oder auf dem Fußboden, das saubere im Küchenschrank. Schmutzwäsche häufte sich neben der Hintertür und in der Küche, die gewaschene lag auf den Stühlen im Wohnzimmer oder im Badezimmerschrank. Sie faltete die Sachen auf den Stühlen und räumte sie in den Kleiderschrank im Schlafzimmer.
Als das erledigt war, ging sie auf die Veranda. Das Meer funkelte im Mondlicht, aber von McGillivray war nichts zu sehen.
Umso besser. Sie wollte jetzt nicht an ihn denken oder die Empfindungen analysieren, die in seiner Gegenwart in ihr aufkamen. Es lenkte sie nur ab, und im Moment gab es Wichtigeres, worüber sie nachdenken musste.
Probleme zu lösen war eine ihrer Stärken, das sagten sogar ihr Vater und Roland.
Der liebe Roland – jetzt bekam er eine Kostprobe davon.
Sie legte den Kopf zurück und ließ die nächtliche Brise durch das fast trockene Haar wehen. Wie gut sich das anfühlte und wie beruhigend! Sie hatte das Gefühl, dass Roland und St. John Electronics plötzlich weit weg waren, so, als gehörten sie zu einer anderen Welt.
Wie schön die Insel war! Und wie ruhig, ganz anders als Nassau und Paradise Island mit seinen Luxushotels und Spielcasinos. Hier gab es keine Jet-Skis, kein Parasailing und ähnliche Hightech-Spielereien; das Einzige, was sie hören konnte, war das sanfte Flüstern der Brandung.
Gern wäre sie zum Strand hinuntergegangen, aber McGillivrays Warnung vor Schlangen war ihr noch frisch im Gedächtnis. Gab es die wirklich? Bei ihm wusste man nicht, woran man war. Schon zwei Mal hatte er sie auf den Arm genommen – was für sie eine neue Erfahrung war.
Im Allgemeinen rissen sich die Männer darum, Sydney St. John jeden Wunsch von den Augen abzulesen.
Aus dem Gestrüpp kam ein leises Rascheln, und sie zog es vor, zu bleiben, wo sie war und die Umgebung von hier in Augenschein zu nehmen.
Das Haus, ein goldgelb gestrichener Holzbungalow, stand auf einer leichten Erhebung, von wo man einen weiten Blick auf die Bucht hatte. Hier und da sah sie die Lichter vereinzelter Häuser. Zwei davon schienen Hotels zu sein; sie waren größer als die anderen, aber mit den Palästen auf Paradise Island konnte man sie nicht vergleichen.
Sie fragte sich, ob Roland jetzt dort war oder immer noch nach ihr suchte und langsam in Panik geriet. Wenn ja, so geschah es ihm recht.
Schaudernd dachte sie, dass sie jetzt mit ihm im Bett sein würde, wenn sie an Bord der Jacht geblieben wäre. Oder hatte er an eine platonische Verbindung gedacht?
Sie schüttelte den Kopf: Nein, auf seinen Rechten als Ehemann hätte er bestanden, auch wenn es ihm nur um St. John ging. Warum sollte er auf den Sex verzichten? Aber es wäre eine reine Vernunftehe gewesen, lieblos, ohne Leidenschaft, ohne Erotik.
Hugh McGillivrays Bild tauchte ungebeten vor ihr auf, und ein Prickeln lief über ihren Rücken. Nicht, dass sie ihn heiraten wollte – Gott behüte! Sie hatte keinerlei Interesse an einer festen Bindung, auch wenn er sich das anscheinend einbildete.
Arroganter Kerl!
Doch das Bild verschwand nicht. Die Spannung zwischen ihnen faszinierte sie, es war etwas, was sie nicht kannte. Hin und wieder, wenn ihr ein attraktiver Mann über den Weg gelaufen war, hatte sie ein gewisses Interesse verspürt, aber geknistert hatte es nie. Das, so sagte sie sich, liegt nicht in meiner Natur.
Anscheinend hatte sie sich getäuscht.
Würde es sich wiederholen? Das war es, was sie wissen wollte.
Ein weiterer Grund, eine Weile zu bleiben. Sie wollte sich beweisen, dass sie auf eigenen Füßen stehen konnte, und herausfinden, was es
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