Julia Collection Band 23
diesen Zettel vor. Ich zahle den Rest später. H.
Im Wohnzimmer stellte er fest, dass seine saubere Kleidung nicht mehr auf dem Stuhl lag. Er fluchte. Sie musste in ihrem Übereifer alles in den Kleiderschrank geräumt haben, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als ins Schlafzimmer zu gehen und etwas zum Anziehen zu holen.
Leise öffnete er die Tür und trat ein.
Sie lag auf dem Bett und schlief. Das Mondlicht, das durch die Schlitze der Jalousien drang, beschien die langen schlanken Beine und das üppige dunkle Haar auf dem weißen Kissen.
Was für ein Gesicht!, dachte Hugh. Was immer sie auch sonst sein mochte, sie konnte mit jedem der Supermodels konkurrieren, die er des Öfteren zu Modeaufnahmen zwischen den Inseln hin und her flog. Er kannte sich aus, denn er hatte genug perfekt geformte Wangenknochen gesehen und Supermodel-Lippen geküsst.
Sydney St. John besaß beides, dazu eine kleine Nase mit ein paar winzigen Sommersprossen. Es war ein Gesicht, von dem jeder Fotograf träumte, makellos und unverfälscht, der Typus der amerikanischen Schönheit. Sogar das eigensinnige Kinn hatte etwas sehr Anziehendes, jetzt, da ihr Gesicht entspannt war.
Während er dastand und sie betrachtete, sah er, wie es um ihren Mund zuckte. Sie krauste die Stirn und murmelte etwas, bewegte die Beine und rollte auf die Seite, das Kissen wie zum Schutz an die Brust gedrückt.
„Nein“, sagte sie heftig. „Ich will nicht.“
Hastig trat er zurück. Was sie träumte, wollte er nicht wissen, erfreulich schien es nicht zu sein. Er öffnete den Kleiderschrank: Seine Sachen lagen säuberlich gefaltet und gestapelt in den verschiedenen Fächern. Er griff nach Shorts, einem Hemd und Unterwäsche, dann überlegte er und entnahm auch für sie frische Kleidung.
„Lass mich.“ Ihre Stimme war erregt. Er machte den Schrank zu und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen.
„Nein, nicht!“, rief es von drinnen.
Hugh blieb stehen. Er hatte ein weiches Herz, besonders wenn es sich um Damen in Bedrängnis handelte. Unschlüssig blieb er stehen und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar – sollte er sie wecken? Lieber nicht.
Belle sah ihm entgegen und wedelte mit dem Schwanz. „Komm“, sagte er. „Das geht uns nichts an.“
„Hör auf! Ich will nicht!“ Ein lautes Geräusch, wie von einem Fall, folgte.
„Was war das?“ Er rannte zurück und riss die Tür auf, aber Sydney lag auf dem Bett, das Gesicht zur Wand. In ihrer Erregung hatte sie ein Loch in die Mauer geschlagen, aus dem der Verputz bröckelte.
Mit ein paar Schritten war er am Bett und beugte sich über sie. In dem Moment öffnete sie die Augen, und als sie ihn sah, fuhr sie hoch und schrie: „Lass mich in Ruhe!“ Dann holte sie aus und versetzte ihm einen Haken genau unters Auge.
„Au!“
Sein Aufschrei brachte sie zur Besinnung. Entsetzt blickte sie ihm entgegen, dann sackte sie zusammen und rieb die Knöchel ihrer Hand. „Sie sind es.“
„Ja, ich bin’s.“ Vorsichtig betastete er das Auge und zuckte vor Schmerz zusammen.
„Es … tut mir so leid“, murmelte sie. „Ich … Ich hatte einen Albtraum.“
„Dann war es also nicht persönlich gemeint.“ Er bemühte sich um einen leichten Ton, um sie nicht noch mehr zu verstören. Am liebsten hätte er sie in den Arm genommen, doch er widerstand der Versuchung – sein Selbsterhaltungstrieb behielt die Oberhand.
Eins stand fest: Zuschlagen konnte sie.
„Es tut mir leid“, wiederholte sie. „Ich dachte, Sie wären …“
„Roland?“
Sie nickte und schlang zitternd die Arme um die Brust.
„Sind Sie in Ordnung? Soll ich einen Arzt rufen?“
Sie hob das Kinn. „Ich brauche keinen Arzt. Mir fehlt nichts.“
„Das können Sie jemand anders weismachen. Wahrscheinlich haben Sie einen Schock. Eine verspätete Reaktion.“
Sie zuckte mit den Schultern, dann sah sie das Loch in der Wand. „War ich das?“
„Sie … oder eine Schlange.“
Entsetzt wich sie zurück.
„Das war nur ein Scherz.“
„Sehr lustig.“ Sie schauderte.
Nein, ging es ihm durch den Kopf, lustig war es wohl nicht, aber ungefährlicher, als sie trösten zu wollen. Er steckte beide Hände in die Hosentaschen. „Sie sind noch ganz durcheinander. Wie wär’s mit etwas zur Beruhigung?“
„Sie meinen ein Bier?“
„Wenn Sie das wollen, gern. Ich dachte an etwas anderes. Meine Tante Esme schwört darauf. Als wir noch klein waren, gab sie es uns immer, wenn wir einen Rappel bekamen.“
„Einen
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