Julia Collection Band 23
Vater das geglaubt hat.“
„Sie haben die Firma geleitet, und er wusste das nicht?“, fragte Hugh sarkastisch.
„Die Ärzte wollten nicht, dass wir darüber sprechen. Jedes Mal, wenn von St. John die Rede war, wurde er unruhig, weil er sich Gedanken machte, was aus der Firma wird. Und wenn ich ihn beruhigen wollte, hat er sich noch mehr aufgeregt. ‚Wer kümmert sich um dich, Margaret?‘, fragte er ständig.“ Sie griff nach der Tasse und trank einen Schluck. „Mein Vater ist überzeugt, dass Frauen ohne männliche Hilfe nicht zurechtkommen, also ließ ich ihn in diesem Glauben. Ich dachte mir, dass er irgendwann von selbst erkennen würde, dass das Geschäft nicht von allein lief. Aber das hat er nie …“ Sydney nahm sich noch ein Hühnerbein und knabberte daran.
Hugh sah ihr zu und schwieg.
„Wie dem auch sei …“, fuhr sie fort, als er nichts sagte, „… ich weiß, was ich kann. Ich muss nur jemanden finden, der mich einstellt.“
„So einfach ist das nicht.“
„Wieso nicht?“
„Weil wir hier keine leitenden Direktoren brauchen. Die ganze Insel hat bloß eine Bevölkerung von fünfzehnhundert und …“
„Ich bin sicher, dass ich etwas finde.“
„Ich nicht. Wo Sie herkommen, reißt man sich vielleicht um Leute wie Sie, aber hier brauchen wir Sie nicht.“ Und ich am allerwenigsten. „Für weibliche Topmanager haben wir keine Verwendung. Sie müssen sich schon anderswo umsehen, um auf eigenen Füßen zu stehen.“
Eine Weile sagte sie nichts, dann meinte sie verächtlich: „Was wissen Sie denn schon von Managern, männlichen oder weiblichen.“
„Ich …“
„Bloß, weil Sie den ganzen Tag auf Ihrem Boot herumgondeln, bedeutet das nicht, dass der Rest der Menschheit auch nichts Besseres zu tun hat.“
„Sie sollten froh sein, dass ich zur Stelle war.“
„Dafür habe ich mich schon bedankt.“
„Wirklich? Daran kann ich mich nicht erinnern.“
Ihre Blicke trafen sich, schließlich stand Hugh auf, nahm das Geschirr und trug es zum Spülbecken.
„Da Sie so versessen aufs Arbeiten sind …“, sagte er über die Schulter, „… bitte – tun Sie sich keinen Zwang an.“
„Frechheit!“
Er gähnte nur und wandte sich ab. „Ich gehe schlafen.“
„Und wo soll ich schlafen?“
„Nicht in meinem Bett.“
„Das hatte ich auch nicht vor.“
„Wie wär’s mit der Hängematte? Oder mit dem Sofa?“ Dann fiel ihm ein, dass dort die Wäsche lag und obendrauf sein Kajak. „Nein, das Sofa geht nicht.“
„Haben Sie kein Gästezimmer?“
„Nein. Wer ein Gästezimmer hat, hat auch Gäste.“ Wohlmeinende Eltern zum Beispiel oder Verwandte wie Tante Esme, die ihre Nase in alles hineinsteckte. Wenn Besucher kamen, schickte er sie zu seinem Bruder, der hatte mehr Platz.
„Und dort?“ Sie zeigte auf den Raum gegenüber vom Schlafzimmer.
„Da drin ist kein Platz.“
Hugh nannte es sein Büro, obwohl er das Zimmer lediglich als Abstellraum benutzte.
Sydney ließ sich jedoch nicht entmutigen. „Können wir es nicht herrichten?“
„Nein.“
„Ich tue es allein, wenn Sie zu müde sind.“
„Das werden Sie nicht, jetzt ist es fast Mitternacht.“ Dann seufzte er – es sah nicht aus, als würde sie Ruhe geben. „Also gut – Sie können das Schlafzimmer haben, aber nur für eine Nacht. Ich schlafe in der Hängematte.“ Er drehte sich um und schnippte mit den Fingern. „Komm, Belle. Höchste Zeit, sich aufs Ohr zu legen.“
„Lassen Sie sich von mir nicht aufhalten. Sie brauchen Ihre Ruhe für einen anstrengenden Tag auf dem Boot morgen.“
„Schön wär’s.“ Um seine Lippen zuckte es. „Leider fliege ich morgen nach Jamaika.“
Sydney schaute verwundert, als habe sie nicht richtig verstanden. „Sie … fliegen?“
Hugh griff in die Hosentasche, holte eine Visitenkarte hervor und ließ sie auf den Tisch gleiten.
„Ich bin zwar kein Topmanager, aber Sie sind nicht die Einzige, die weiß, wie man ein Geschäft leitet, Miss St. John. Gute Nacht – und viel Spaß beim Geschirrspülen.“
3. KAPITEL
Sydney machte sich an die Arbeit, sowie McGillivray die Haustür hinter sich zuschlug. So viel schmutziges Geschirr auf einmal hatte sie noch nie gesehen. Mr. Fly Guy hielt anscheinend nicht viel von Hausarbeit.
Er war also ein Geschäftsmann und hatte sogar sein eigenes Unternehmen. Unglaublich! Aber so stand es in eindrucksvoller Kursivschrift auf der Visitenkarte: Fly Guy Inselflüge, und darunter, in kleineren Buchstaben: Wohin Sie auch wollen,
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