Julia Collection Band 23
habe nur getan, was notwendig war. Und was notwendig ist, sehe ich, ohne dass man mich darauf aufmerksam macht. Es ist das Kennzeichen eines leitenden Direktors.“
Hugh knirschte mit den Zähnen. „Ich brauche keinen Direktor.“
„Sind Sie sicher?“ Der Anflug eines Lächelns spielte um ihre Lippen.
Er stopfte die Fäuste in die Hosentaschen und blickte Sydney starr an. Nur gut, dass Blicke nicht töten konnten, sonst wäre es ihr schlimmer ergangen als mit einem Pack Haifische.
Sie bemerkte es nicht einmal. Da stand sie, kühl und gelassen, schön wie eine Göttin. Der türkisblaue Sarong brachte die Farbe ihrer Augen noch besser zur Geltung und enthüllte viel zu viel von der goldbraun getönten Haut. Die Frau war eine Augenweide.
„Wo ist denn bitte die Wäsche? Wo sind meine Shorts, meine T-Shirts?“
„Drei Mal dürfen Sie raten.“
Hugh hätte sie am liebsten erwürgt.
Sie drehte sich um und ging ihm voran ins Schlafzimmer.
„Die sauberen Sachen sind im Schrank …“, sie öffnete Türen, zog Schubladen auf, „… die schmutzigen im Wäschekorb.“
„Wäschekorb? Wo kommt der her?“
„Aus dem Strohladen. Ein kleines Geschenk für Sie.“
„Sie haben kein Geld für Geschenke.“
„Aber bald. Ich habe einen Job.“
„Was?“
„Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass ich etwas finden werde?“, gab sie lächelnd zurück.
„Wo? Bei wem? Wer hat Sie eingestellt?“
Sydney schenkte ihm ein weiteres Lächeln. „Ich muss mich ums Abendessen kümmern“, sagte sie und verschwand in der Küche.
Er folgte ihr und nahm sprachlos den Tisch mit dem weißen Tischtuch und den fünf Gedecken zur Kenntnis. „Für wen sind die?“
„Für Molly und Lachlan und Fiona. Ich habe sie zum Essen eingeladen.“
„Woher kennen Sie meine Schwester? Und meinen Bruder?“
Plötzlich wurde er misstrauisch. Vor seiner Heirat war Lachlan ein notorischer Schürzenjäger gewesen. War es möglich, dass er und Sydney …
„Ich bin ihnen begegnet“, erwiderte sie gelassen.
„Molly hatte Anweisungen, Sie nicht zu belästigen.“
„Das hat sie auch nicht. Ich war auf dem Weg zum Einkaufen, und wir haben uns zufällig beim Strandkönig getroffen. Sie war in der Werkstatt, und als sie mich dort stehen sah, da kam sie und hat sich vorgestellt und mir von der Skulptur erzählt.“
„Und deswegen laden Sie sie gleich zum Abendessen ein?“
„Eigentlich hat sie mich zuerst eingeladen. Als sie hörte, dass ich in die Stadt ging, da sagte sie, ich soll auf dem Heimweg aus Tony’s Café belegte Brötchen mitbringen. Das habe ich, und wir haben zusammen zu Mittag gegessen und uns ein bisschen unterhalten. Sie hat mir von der Insel erzählt und von Lachlan und Fiona. Wie sie sich kennengelernt haben, dass er ihr nach Italien nachgereist ist …“ Sie lächelte. „Und dass Fiona ihn ins Wasser geschubst hat.“
„Gibt es etwas, das sie Ihnen nicht erzählt hat?“
„Ja – wie Sie mit Ihrem zweiten Vornamen heißen.“
Er brauchte einen Moment, bevor er verstand, dass sie sich über ihn lustig machte, dann verfinsterte sich sein Gesicht. „Molly wird nicht dafür bezahlt, dass sie drei Stunden Mittagspause macht.“
„Soviel ich weiß, wird sie überhaupt nicht bezahlt. Im Übrigen hat sie ihre Arbeit erledigt, und ich auch. Ich habe Ihre Rechnungen geschrieben.“
„Sie haben … Wer hat Sie dazu aufgefordert?“
„ Molly. Sie sagt, sie hat keine Zeit dafür. Außerdem hasst sie Zahlen – und Sie anscheinend auch.“
„Das ist nicht wahr.“
„Sie schieben es bloß auf, weil es Ihnen so viel Spaß macht, nicht wahr? Wie dem auch sei, ich arbeite gern mit Zahlen. Sie schaffen Ordnung. Und Übersicht.“
Sie brachte ihn um den Verstand. Sein Leben war geordnet gewesen – bis sie daherkam und alles durcheinanderbrachte.
„Buchhaltung …“, fuhr sie unbekümmert fort, „… ist kein Problem …“
„Das weiß ich selbst.“
„… wenn man ein System hat, und das haben Sie jetzt. Es war ganz einfach, in zwei Stunden war alles erledigt. Mehr Zeit hatte ich auch nicht, weil ich bis nach Spanish Wells musste, um Gips zu kaufen.“
„Deswegen waren Sie in Spanish Wells?“ Das Loch in der Wand hatte er ganz vergessen. Er drehte sich um und ging ins Schlafzimmer. An der besagten Stelle befand sich jetzt nur noch ein feuchter Gipsfleck. Er schüttelte den Kopf und kehrte in die Küche zurück.
„Ich hoffe, es hält“, sagte Sydney eifrig. „Wenn nicht, lasse ich einen Handwerker kommen.
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