Julia Collection Band 23
dass man ihr nur Angst machen wollte, um zu sehen, wie sie reagierte.
Lachlan nickte. Er nahm sie beim Arm und zog sie an ein Fenster. „Schauen Sie.“
Was sie sah, waren ein undeutlicher violetter Streifen am Horizont und ein paar Wolken, die ihr nicht sonderlich drohend vorkamen.
„Das?“ Sie war nicht sicher, was sie erwartet hatte. Wind vielleicht und schwarze Gewitterwolken. „Mehr nicht?“
„Warten Sie es ab. Es wird Zeit, die Luken dichtzumachen.“
Die Redewendung kam ihr bekannt vor, obwohl sie sie noch nie benutzt hatte. „Was meinen Sie damit?“
„Die Strandmöbel ins Haus bringen und alles festnageln, was sich bewegen lässt. Und die Fenster und Türen mit Sturmläden verrammeln.“
„Sturmläden!“ Die einzigen Fensterläden, die sie bisher gesehen hatte, dienten zur Verzierung. „Ist das Ihr Ernst?“
„Und ob. Wenn hier alles dicht ist, komme ich mit und helfe Ihnen.“
Wieder blickte Sydney zum Horizont. War der Streifen breiter? Kamen die Wolken näher?
Was war, wenn Hugh wirklich versuchte, nach Hause zu fliegen? „Ich gehe schon voraus“, sagte sie. Plötzlich hatte sie es eilig – auf der Veranda standen eine Menge Sachen herum.
Alles, was sie so säuberlich aufgeräumt und sortiert hatte, brachte sie jetzt ins Haus, auch das Fahrrad und die Lichterketten mit den Flamingos und Hula-Tänzerinnen. Das Surfbrett trug sie in Hughs Schlafzimmer, Belles Korb in die Küche, die Taucherausrüstung in ihren Raum und die Maschinenteile ins Wohnzimmer. Und bei jedem Trip auf die Veranda sah sie, dass der violette Streifen breiter wurde und näher kam.
Lachlan erschien gleichzeitig mit den ersten Böen. Er brachte die Schaukel und die Hängematte ins Haus und befestigte die Sturmläden an den Fenstern. Sydney half, so gut sie konnte.
„Haben Sie Nachricht von Hugh? Er hat Molly gesagt, dass er heute Abend zurückfliegen will.“
„Machen Sie sich keine Sorgen, er ist nicht dumm. Wahrscheinlich sitzt er jetzt in einem bequemen Hotel in Miami und wartet, bis alles vorbei ist.“
„Hoffentlich.“
„Bestimmt. Er ist nicht lebensmüde. So …“, fügte er hinzu, nachdem das letzte Fenster verrammelt war, „… jetzt ist alles in Ordnung. Wir können gehen. Vergessen Sie Belles Futternapf nicht.“
„Gehen? Wohin?“
„Zu mir.“
Sydney schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier.“
„ Hier? Ganz allein? Sie machen Scherze!“
„Wenn er zurückkommt, und Belle ist nicht da …“
„Dann weiß er, wo er sie finden kann, und Sie auch. Kommen Sie, Fiona wartet. Unser Haus ist sicherer. Hier oben hat man eine tolle Aussicht, das gebe ich zu, aber auf der Hafenseite ist man besser geschützt.“
„Ich möchte lieber hier warten.“ Als sie sah, dass er widersprechen wollte, fuhr sie entschlossen fort: „Sie haben selbst gesagt, dass jetzt alles in Ordnung ist.“
„Natürlich, aber …“
„Wirklich, Lachlan, ich muss bleiben. Sie brauchen sich meinetwegen keine Sorgen zu machen.“ Sie wusste, dass er recht hatte und sie mit ihm gehen sollte, aber sie konnte nicht. Das Letzte, was sie zu Hugh gesagt hatte, bevor er ging, war, dass sie blieb, und das würde sie auch.
„Er kommt heute nicht mehr“, versicherte Lachlan.
Sie ließ sich nicht überreden. „Ich bleibe hier.“ Sie legte die Hand auf Belles Kopf und kraulte sie hinter den Ohren.
„Fiona bringt mich um, wenn ich allein zurückkomme.“
„Das glaube ich nicht. Ich bin sicher, sie versteht es.“
Er biss die Zähne zusammen und warf einen Blick durch die offene Tür. „Es fängt an zu regnen.“
„Dann sollten Sie nicht länger warten.“ Sie ging auf die Veranda und sah, wie sich die Bäume im Wind bewegten. „Gehen Sie jetzt, Lachlan. Bitte. Ich habe ihm gesagt, dass ich hier sein werde.“
Er blickte sie starr an, dann schüttelte er den Kopf. „Sie sind ein feines Paar, Sie und Hugh. Einer ist so stur wie der andere.“ Er drückte sie kurz an sich. „Wenn mich meine Frau umbringt, sind Sie daran schuld.“
Sie nickte. „Das werde ich dem Richter nicht verschweigen, sollte es nötig sein.“
Er grinste. „Schließen Sie den Sturmladen vor der Tür und verriegeln sie ihn. Sollte das Wasser bis zu den Mangroven steigen, ist es besser, höher hinaufzugehen.“
„Das werde ich“, versprach sie.
Sie sah ihm nach, dann verrammelte sie die Tür. Sie waren allein, Belle und sie, wie in einer kleinen, fest verschlossenen Schachtel. Draußen fiel der Regen jetzt stärker, und der Wind
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