Julia Collection Band 23
würde.
„Soll ich dir den Rücken waschen?“, rief sie ihm nach.
Hugh spürte, wie das Wasser über seine Haut lief und dem überhitzten Gemüt etwas Kühlung brachte. Den Rücken waschen? Das war alles, was er in seinem Zustand brauchte. Eine Berührung – und er konnte für nichts mehr garantieren.
Sie war in seinem Blut, in seinem Denken, in jeder Faser seines Körpers. Nachts verfolgte sie ihn in seinen Träumen, und auch tagsüber ließ sie sich nicht verdrängen.
Wieder und immer wieder sagte er sich, dass er ihr nicht geben konnte, wonach sie sich sehnte. Dass sie auf Dauer nicht bleiben würde – nicht bei ihm und schon gar nicht auf Pelican Cay.
Und obwohl er das wusste, kam er nicht von ihr los.
Die drei Tage mit Tom Wilson waren ihm unerträglich lang geworden. Von Miami flogen sie nach Charleston, Atlanta und Mobile, wo er Termine hatte, und danach zurück nach Florida. Tom, der auf einer kleinen Privatinsel ein luxuriöses Ferienheim für erholungsbedürftige Manager leitete, hatte natürlich, wie alle, von Sydney gehört.
„Ich bin froh, dass du Zeit hast, mich überall hinzufliegen“, versicherte er Hugh. „Ich dachte, du musst so schnell wie möglich zu deiner Freundin zurück.“
Hugh zuckte mit den Schultern. „Sie ist beschäftigt. Arbeitet für meinen Bruder.“
„Ich weiß. Jeder sagt, wie gut sie ist. Grantham kann sie gar nicht genug loben.“
„Das glaube ich gern.“
Das war Sydney: kompetent, klug und gewandt. Und spaßig, wenn sie die Dinge nicht zu ernst nahm. All das und obendrein schön wie eine Göttin.
So ging das drei lange Tage. Hugh sah oder hörte etwas – eine Bemerkung von Tom, eine drollige Geschichte, bei der sie gelächelt hätte –, und sofort sah er Sydney vor sich. Oder er erinnerte sich an gewisse Momente und …
Nein, daran durfte er nicht denken.
Nach dem zweiten Tag ertrug er es nicht länger und rief unter irgendeinem Vorwand in der Werkstatt an. Dann fragte er Molly, wie es Belle ging, in der Hoffnung, etwas über Sydney zu erfahren.
„Wie soll es ihr gehen?“, fragte seine ahnungslose Schwester. „Sie ist ganz in Syd vernarrt. Ich bezweifle, dass sie dich vermisst.“
„Die treulose Tomate!“
„Und mach dir wegen des Sturms keine Sorgen“, fuhr Molly munter fort. „Sie können bei mir übernachten.“
„Sturm? Was für ein Sturm?“
„Trina sagt, er kommt von Osten und wird heute am späten Nachmittag hier sein. Wir sind gut vorbereitet.“
„Klar. Vielleicht komme ich heute Abend zurück.“
Seine Gedanken überstürzten sich. Er wusste, dass Belle bei einem Sturm in Panik geriet. Und Sydney hatte keine Erfahrung, weder mit tropischen Stürmen noch mit verängstigten Hunden. Wahrscheinlich würde sie die Koffer packen und abreisen, wenn sie hörte, was auf sie zukam.
Deswegen war er zurückgeflogen – wegen Belle, nicht wegen Sydney St. John, oder?
Natürlich konnte Lachlan das nicht wissen. Als Hugh nach der Landung zum Kai eilte und ihn mit dem Jeep vor seinem Haus anhalten sah, lief er auf ihn zu und überfiel ihn mit den Worten: „Wo ist sie?“ Verständlicherweise nahm sein Bruder an, er spreche von Sydney.
„In deinem Haus. Sie wollte nicht mitkommen“, schrie er, um das Heulen des Windes zu übertönen. „Sie sagt, sie hat dir versprochen, nicht zu gehen.“
Bei seinen Worten wurde Hugh zunächst schwach vor Erleichterung, aber im nächsten Moment packte ihn die Angst. Er musste zu ihr, jetzt sofort.
„Kann ich deinen Jeep borgen?“, schrie er zurück.
Lachlan warf ihm die Schlüssel zu. „Fahr vorsichtig. Ich habe versucht, sie zu überreden, aber sie wollte unbedingt bleiben, für den Fall, dass du zurückkommst.“
Natürlich war es Wahnsinn, aber Hugh konnte sie verstehen. Wenn er in Florida geblieben wäre, hätte er keine ruhige Minute gehabt. Selbst während des Fluges und obwohl er mit seinem Leben spielte, dachte er nicht eine Sekunde an sich, nur an Sydney. An die Gefahr, in der sie sich vielleicht befand – falls sie nicht abgereist war. An ihre Angst, weil sie nicht wusste, wie man sich bei einem Sturm verhielt.
Aber sie hatte sich nicht geängstigt. Sie hatte die Ruhe bewahrt und getan, was getan werden musste. Wie immer.
Er war derjenige, der nicht zurechtkam, nicht vor drei Tagen, nicht jetzt. Er fühlte sich ratloser denn je zuvor.
Zähneknirschend drehte er den Kaltwasserhahn an und fluchte, als ihm der eisige Strahl über die Haut lief. Immer noch besser, als sich von ihr den
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