Julia Collection Band 23
soll in zwei Tagen hier sein.“ Mike betrachtete den sternenklaren Himmel.
Was Hugh betraf, so war der Sturm bereits da gewesen. „Solange ich morgen hier wegkomme … Ich muss nach Miami.“
„Mit deiner Freundin?“
„Nein!“ Die Heftigkeit, mit der er antwortete, überraschte selbst ihn. Er strich sich mit der Hand über die Stirn und wiederholte ruhiger. „Nein.“
Mike klopfte ihm auf die Schulter und grinste. „Frauen! Ohne sie geht’s nicht und mit ihnen auch nicht.“
Das kann man wohl sagen, dachte Hugh, während er, nicht ganz sicher auf den Beinen, langsam nach Hause ging.
Und jetzt hatte er einen Kater. Sein Kopf hämmerte, die Augenlider wogen einen Zentner, und im Mund hatte er einen Geschmack wie von alten Socken. Nebenan klapperte Sydney mit irgendwelchen Töpfen herum und summte vor sich hin. Er stöhnte – warum mussten Frauen immer so viel Lärm machen?
Er rollte eine Khakihose zusammen und stopfte sie in die Reisetasche, zusammen mit einem Paar Mokassins. Heute Abend würde er ausgehen, vielleicht begegnete er einer aufregenden Frau, die ihn von der aufregenden Frau in seinem Haus ablenken würde.
Fertig. Er zog den Reißverschluss zu, nahm die Tasche und ging in die Küche.
„Ich fliege nach Miami.“
Sydney drehte sich um. Ihr Blick streifte die Tasche, dann sah sie ihn an.
„Wenn Sie … du … mitkommen willst – im Flugzeug ist Platz.“ Warum ging sie nicht? Sie hatte es versprochen.
„Ich bleibe. Ich habe bei St. John Electronics gekündigt.“
Na wunderbar. Genau, was er hören wollte.
„Ganz wie du möchtest. Während ich weg bin, hast du Zeit, eine Wohnung zu finden.“
Den Bruchteil einer Sekunde verdunkelte sich ihr Blick schmerzhaft, dann presste sie die Lippen fest zusammen. „Okay.“
„Ich weiß nicht, wie lange ich unterwegs bin. Was ist mit Belle? Soll ich sie hier lassen oder zu meiner Schwester bringen?“
„Lass sie hier.“
Sie sahen sich an und schwiegen.
„Bring sie zu Molly, wenn du deine Meinung änderst.“
„Ich gehe nicht, ich bleibe hier.“
Ihre Blicke trafen sich, dann wandte er sich ab: Die Versuchung, sie zu küssen, war zu groß. „Ich muss weg. Mach’s gut.“
Sydney überprüfte die Listen vor ihr auf dem Tisch. Sie enthielten die Namen von Künstlern und Kunsthandwerkern, eine Aufstellung von Sehenswürdigkeiten, Unterkünften und Restaurants, Adressen von Bootsverleihen, Geschäften von Taucherausrüstungen, Angelbedarf und dergleichen. Nichts fehlte – sie hatte an alles gedacht.
Aber sie war nicht so recht bei der Sache, immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem, was sich zwischen Hugh und ihr ereignet hatte, zurück.
Sie wollte ihn wie keinen Mann je zuvor, und dieses Verlangen war nicht nur physisch. Was sie für ihn empfand, war komplizierter.
„Ist es Liebe?“, fragte sie sich laut. Sie griff nach dem Kugelschreiber und schrieb das Wort auf ein Blatt Papier.
L-I-E-B-E.
Ganz still saß sie da und betrachtete nachdenklich die fünf Buchstaben. Dann holte sie tief Atem und flüsterte: „Ich liebe ihn.“
Einen ungeeigneteren Mann hätte sie nicht finden können. Er war zu starrsinnig, zu unordentlich, zu überheblich. Und dennoch …
Ihr Herz schlug, als wollte es zerspringen. Sie blickte auf die Hand, die den Kugelschreiber umklammerte, und sah, dass die Knöchel weiß hervortraten. Als sie ihn auf den Tisch legte, entdeckte sie, dass ihre Finger zitterten.
Sydney lehnte sich zurück und schloss die Augen. Eine bunte Folge von Bildern zog an ihr vorbei: Hugh, wie er mit Belle spielte; wie er am Strand entlanglief; wie er ihr Schnorcheln beibrachte; wie er ihr Geschichten von Seeräubern erzählte; wie er sie in den Armen hielt und küsste …
Ein Zittern durchlief sie. O ja – sie liebte ihn, und sie wollte ihn. Die Frage war nur: Was sollte sie tun?
Denn Hugh liebte sie nicht. Er liebte Carin Campbell, die Frau, mit der er, nach seinen eigenen Worten, gehofft hatte sein Leben zu verbringen.
Dass er das nicht konnte – und es akzeptierte –, hieß nicht, dass er sich mit einer anderen begnügen würde.
Ja, er hatte sie geküsst, er hatte sie begehrt, aber das war rein körperlich. Mit Liebe hatte es nichts zu tun.
Er mochte Frauen und fand sie, Sydney, sexuell attraktiv. Aber er liebte sie nicht.
Noch nicht.
Sydney hielt den Atem an.
Nicht – oder noch nicht?
Dinge änderten sich. Menschen änderten sich.
Konnte aus physischem Verlangen mehr werden? Etwas Tieferes, Dauerhaftes?
Bei ihr
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