Julia Collection Band 24: WIE KANN ICH DEIN HERZ GEWINNEN? / SPIEL DES LEBENS / DER SCHLÜSSEL ZUM GLÜCK / (German Edition)
sah, wie das Licht in Janes Schlafzimmer erlosch. Er fragte sich, ob ihr das Einschlafen ebenso schwerfiel wie ihm in den letzten Tagen. Er hoffte es. Er hoffte, dass sie an ihn dachte. Dass sie genauso litt wie er. Dass der verzweifelte Versuch, ihn aus dem Kopf zu bekommen, sie verrückt machte.
Er saß in seinem komplett renovierten Arbeitszimmer in dem ihrem Haus zugewandten Turm und zappte fast zwei Stunden lang durch das Fernsehprogramm. Auf keinem der über siebzig Kanäle fand er etwas, das ihn interessierte. Neben seinem Sessel stand auf einem kleinen Tisch die Kristallkugel, die sie vor seine Tür gestellt hatte. Hin und wieder starrte er darauf und sah darin sein Gesicht, bizarr und verzerrt, und daneben das Flackern des Bildschirms.
Gegen elf stand er schließlich auf und fuhr zum Highgrade .
Caitlin stand hinter dem Bartresen. „Was ist los mit dir, mein Liebling? Du siehst irgendwie krank gut aus.“
„Es geht mir aber gut, Ma. Gib mir ein Bier.“
Sie beugte sich zu ihm. „Was ist das Problem – Liebe oder Geld?“
„Hör auf, Ma. Ich will nur ein Bier.“
Sie wandte sich ab, zapfte ihm eins und stellte es vor ihn hin.
Cade leerte es. „Sieh mich nicht so an. Mir ist heute Abend nicht nach Reden.“
Seine Mutter schmunzelte. „Noch eins?“
Er nickte. Sie füllte es, und er ging damit ins Hinterzimmer, wo gerade eine Pokerpartie lief. Er zog sich einen Stuhl heran. Als die Runde sich gegen drei Uhr morgens auflöste, hatte er ein wenig über tausend Dollar verloren. Nun fuhr er nach Hause. Nebenan war alles dunkel.
Er ging geradewegs ins Arbeitszimmer, wo die Vase auf ihn wartete.
Jane am nächsten Morgen die Zeitung von der Veranda holte, stand die Vase wieder dort. Cade hatte sie so neben die Tür gestellt, dass Jane sie nicht versehentlich umstoßen konnte, wenn sie das Fliegengitter öffnete. Sie bemerkte sie erst, als sie sich nach der Zeitung bückte und sah, dass Cades Wagen wieder am Straßenrand stand.
Janes Herz schlug heftig gegen die Rippen, ihr Puls begann zu rasen, und ihre Haut fühlte sich heiß an.
Lächerlich. Absurd.
Sie schlug sich mit der Zeitung gegen den Oberschenkel, ließ die Vase, wo sie war, und frühstückte erst mal. Danach las sie bei einer zweiten Tasse Kaffee die neuesten Meldungen und zog sich an.
Als sie das Haus verließ, ignorierte sie die Vase. Das tat sie auch am Mittag. Aber abends um halb zwölf gelang es Jane nicht mehr, so zu tun, als würde auf ihrer Veranda keine wertvolle Antiquität stehen. Sie sprang aus dem Bett und zog sich an: dunkle Sachen, die sich geradezu dafür anboten, nachts durch einen Vorgarten zu schleichen.
Die Vase war noch da. Cades Wagen nicht. Sein Haus war dunkel, nur das Licht über der Tür brannte. Jane trug die Vase zu ihm hinüber und stellte sie an dieselbe Stelle, an der sie sie am Tag zuvor deponiert hatte.
Am nächsten Morgen stand sie wieder auf ihrer Veranda. Jane seufzte. Sie wartete bis kurz vor Mitternacht und brachte die Vase zurück. Am Morgen darauf – Mittwoch – fiel Janes Blick erneut auf das Prachtstück, als sie die Zeitung holte. Dieses Mal lächelte sie. Schlagartig ging ihr auf, dass das hier sich zu einem Spiel entwickelte.
Ein Spiel. Sie spielte ein Spiel mit Cade Bravo. Das gefiel ihr gar nicht.
Damit musste sie unbedingt aufhören. Hier und jetzt. Jane trug also die Vase hinein, ging in den Garten und schnitt einen großen Strauß Blumen. Den arrangierte sie in Cades unwillkommenem Geschenk. Recht kunstvoll, wie sie fand. Und dann stellte sie es auf einen Ehrenplatz mitten auf den Esszimmertisch.
Kurz darauf, in der Buchhandlung, rief sie einige Antiquitätenhändler in Tahoe an. Beim vierten landete sie einen Treffer. Er erinnerte sich daran, dass er das Stück am vorigen Samstag verkauft hatte. An einen Spieler, der bei einem Turnier in Los Angeles eine Glückssträhne gehabt hatte.
Ja, dachte Jane. Das kann nur Cade gewesen sein.
Sie erklärte dem Mann, dass sie sich für genau so eine Vase interessierte, und fragte ihn, wie viel sie dafür zahlen sollte. Er nannte ihr eine Summe. Vorsichtshalber rief sie noch zwei Händler in Reno und Sacramento an und beschrieb ihnen die Vase. Beide schätzen ihren Wert in etwa so hoch ein wie ihr Kollege aus Tahoe.
Also stellte Jane Cade Bravo einen Scheck aus. Dazu suchte sie eine hübsche Karte aus, die zwei Kinder zeigte. Einen Jungen und ein Mädchen, die am Strand Sandburgen bauten. Sie schrieb darauf:
Cade,
ich habe beschlossen,
Weitere Kostenlose Bücher