Julia Collection Band 25
Silas erwidern.
Was machte seine Mutter hier? Und was meinte sie?
„Bin ich auch nicht. Julias Mutter wollte lieber persönlich als am Telefon mit mir über die Hochzeitspläne sprechen, deshalb bin ich nach London geflogen. Sie wollte wissen, ob sie jemanden auf der Gästeliste vergessen habe und wen ich sonst noch gern einladen möchte. Weil Amberley Church so klein ist, versucht sie, die Liste auf fünfhundert Namen zu beschränken.“ Als Silas auf die ironische Erklärung nicht reagierte, fuhr seine Mutter energisch fort: „Sie hat mir auch erzählt, dass ihr hier in Marbella seid – anscheinend spricht Julia häufiger mit ihrer Mutter als du mit deiner. Da habe ich mir gedacht, dass ich ebenso gut über Spanien nach Hause fliegen und herausfinden kann, was eigentlich vorgeht.“
„Du weißt, was vorgeht. Julia und ich wollen heiraten“, antwortete Silas kühl.
„Wo ist sie?“
„In der Stadt. Schuhe kaufen.“
Als sie das resignierte Seufzen hörte, zuckte Julia zusammen, schien es doch ihren Verdacht zu bestätigen, dass seine Mutter sie für albern und oberflächlich hielt.
„Ich habe mir Besseres erhofft, Silas.“
Das war ja noch schlimmer, als sie befürchtet hatte. Julia wurde das Herz schwer. Seine Mutter meinte, sie sei nicht gut genug für ihn.
„Julia ist die perfekte Ehefrau für mich. Eine bessere gibt es nicht“, erwiderte Silas kurz angebunden.
Sofort wurde ihr wieder leichter ums Herz, weil er sie verteidigte.
„Ich habe gemeint, Besseres von dir, nicht Besseres für dich“, präzisierte seine Mutter und versetzte Julia einen zweiten Schock. „Und das weißt du ganz genau. Als du mir an Julias achtzehntem Geburtstag mitgeteilt hast, dass du sie unbedingt heiraten willst, aber nicht, weil du sie liebst, sondern weil sie vom praktischen Standpunkt aus die perfekte Ehefrau für dich ist, habe ich meine Ansicht deutlich genug gemacht, glaube ich.“
„Ja, und du hast geglaubt, dass Julia mich zurückweisen würde.“ Der Besuch seiner Mutter war für Silas völlig überraschend gekommen und komplizierte eine ohnehin schon sehr heikle Situation. Bis jetzt wusste noch niemand, dass Julia und er verheiratet waren. Natürlich wollte sie es ihrer Mutter und ihrem Großvater persönlich sagen, bevor sie damit an die Öffentlichkeit traten. Deshalb hatte Silas darüber nachgedacht, vor ihrer Abreise nach Dubai noch nach England zu fliegen. Aber zurzeit wollte er Julia mit niemandem teilen. Außerdem sollte erst einmal ihr alter Frohsinn wieder komplett hergestellt sein, bevor sie sich in den Gefühlssturm stürzten, den die Neuigkeit von ihrer heimlichen Heirat auslösen würde – besonders bei Julias Mutter.
Und noch etwas hatte ihn veranlasst zu warten: Er, der Liebe immer für eine Illusion gehalten hatte, die es nicht einmal wert war, in seine Überlegungen einbezogen zu werden, hatte sich eingestehen müssen, dass er Julia liebte. Das war das Schwerste, was er jemals getan hatte, und seitdem fühlte er sich ungeschützt und verwundbar. Deshalb brauchte er Zeit, um sich an diese neue Seite seiner Persönlichkeit zu gewöhnen, sich damit wohlzufühlen, bevor er der ganzen Welt mitteilte, dass er leidenschaftlich in seine Frau verliebt war. Und mit Sicherheit würde es seine Mutter nicht als Erste erfahren. Besonders nicht, da er sich zwar seit vier Wochen nervös ausmalte, Julia diese drei kleinen Worte zuzuflüstern, sie aber noch immer nicht ausgesprochen hatte.
Nein. Er würde genau bei dem bleiben, was er seiner Mutter vor all den Jahren erklärt hatte.
„Julia ist die perfekte Ehefrau für mich.“ Perfekt in jeder Hinsicht, aber besonders wegen der Freude, die sie in sein Leben gebracht hatte, und wegen seiner Liebe zu ihr.
Draußen, in der Ecke neben der Terrassentür, kämpfte Julia mit ihren Gefühlen. Die Enthüllungen seiner Mutter hatten sie schockiert und verletzt, aber vielleicht hatte sie mehr von Silas’ Sachlichkeit in sich, als ihr bewusst gewesen war. Entweder das, oder seine Einstellung fing an, ihr eigenes Denken zu verändern. Weil sie ehrlicherweise zugeben musste, dass er ihr noch nie gesagt hatte, dass er sie liebte. Ganz selbstverständlich war sie einfach davon ausgegangen – wegen ihrer Gefühle für ihn und weil ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen war, dass er sie aus einem anderen Grund heiraten könnte.
Jetzt sah Julia ein, dass sie hoffnungslos naiv gewesen war. Und was sollte sie tun? Ausrasten und damit herausplatzen, dass sie ihn
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