Julia Collection Band 27
er.
Sie war überrascht. „Keith, ich habe schon vielen Frauen geholfen, schwierige Zeiten durchzustehen, und war dabei niemals in Gefahr. Laura hat Probleme, und wenn ich helfen kann, dann werde ich es. Darum geht es doch im ‚New Hope Center‘. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viele Frauen in Beziehungen leben, in denen sie misshandelt werden, und ich vermute sehr stark, dass das Lauras Problem ist. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, sieht sie noch elender aus. Das wirst du doch verstehen.“
Hier ging es nicht ums Verstehen. Er machte sich Sorgen, doch er durfte seinen Eid, den er im „Texas Cattleman’s Club“ geleistet hatte, nicht brechen und Andrea von seinen Befürchtungen berichten. Er musste einen anderen Weg finden, um sie zu beschützen.
„Andrea, kannst du ihr nicht sagen, sie soll sich an das Center wenden? Ist es nicht das, was ihr da macht – Frauen in Not aufnehmen?“
„Das ist richtig, dank der Großzügigkeit von Menschen wie dir und deinen Freunden aus dem Club. Aber einige der misshandelten Frauen brauchen viel Zeit, ehe sie den Punkt erreichen, sich mit ihren Sorgen an andere zu wenden. Und deshalb, Keith, muss ich es auf ihre Weise machen. Ich werde morgen auf ihren Anruf warten. Es tut mir leid, wenn dir das nicht gefällt, aber ich weiß, was ich zu tun habe.“
Ihre entschlossene Miene verriet ihm, dass jeder Protest sinnlos war. Er konnte nicht verlangen, dass Andrea sich von Laura fern hielt, ohne eine Erklärung abzugeben. Und die konnte er nicht geben. Er griff nach ihrer Hand. „Es ist nicht so, dass es mir missfällt. Aber bitte sei vorsichtig, okay?“
Er wollte sie nur beschützen. Sie liebte ihn in diesem Moment so sehr, dass sie die Tränen wegblinzeln musste. „Ich verspreche es.“
Am nächsten Morgen erzählte Keith Andrea, dass er mal wieder ein wenig Zeit in seinem Büro verbringen müsse – eine Lüge –, dass er sie aber am Mittag anrufen würde. Außerdem bat er sie, ihn anzurufen, sobald Laura Edwards sich mit ihr in Verbindung gesetzt hatte, damit er wüsste, wo sie sich treffen wollten.
Während er sie im Arm hielt, meinte er: „Vielleicht sollte ich mich nicht um dich und das Baby sorgen, aber das tue ich. Pass auf dich auf, Liebling.“ Er küsste sie und ging.
Andrea wollte nicht einfach nur herumsitzen und auf den Anruf warten, also beschäftigte sie sich damit, dass sie ihre Schränke aufräumte. Dabei gingen ihr die Ereignisse seit dem Ball durch den Kopf. Dass sie und Keith wieder zusammen waren, glich einem Traum. Doch es ist kein Traum, erinnerte sie sich lächelnd. Es ist wahr und wunderbar.
Sie sortierte gerade ihre Schuhe, als das Telefon klingelte. Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass es bereits Mittag war. Die Zeit war schnell vergangen.
Sie griff nach dem Hörer. „Hallo?“
Es war Keith. „Hallo, Liebling. Hast du schon von Laura gehört?“
„Noch nicht. Ich hoffe, sie hat ihre Meinung nicht geändert.“
Er hoffte genau das Gegenteil, sagte es aber nicht. „Du klingst besorgt. Lass dich davon nicht niederdrücken.“
„Ich versuche es. Bist du noch im Büro?“
„Nein, im Club.“ Er war den ganzen Morgen im Club gewesen, zusammen mit Will, Robert, Sebastian und Jason. Sie hatten endlich Erics Code entschlüsselt; es war eine Zusammenstellung seiner Spielgewinne und Verluste, mit Daten und Summen. Seine Verluste hatten die Gewinne bei Weitem übertroffen, und die Zahlen stimmten mit den Summen überein, die von den Wescott-Oil-Konten verschwunden waren. Den Rest der Geschichte hatten sie sich zusammengereimt. Dorian hatte herausgefunden, dass Eric Gelder unterschlagen hatte, und ihn dann erpresst, die Buchhaltungsunterlagen so zu fälschen, dass es aussah, als wäre Sebastian dafür verantwortlich. Gleichzeitig hatte er weitere Gelder dazu benutzt, ein Konto in Sebastians Namen zu eröffnen. Offensichtlich hatte Eric dann etwas getan, was Dorian so wütend gemacht hatte, dass er Eric ermordet hatte.
Das Problem war, dass sie es Dorian nicht beweisen konnten, solange Laura Edwards ihm ein Alibi gab. Als Keith den anderen von Lauras Absicht erzählte, Andrea anzurufen, um ein Treffen zu vereinbaren, hatten sie Hoffnung geschöpft; vielleicht war Laura bereit, ihre Aussage zu widerrufen. Den ganzen Morgen über hatten sie alle gespannt darauf gewartet, dass Andrea sich meldete.
„Es ist ein Geschäftsessen, Liebes“, meinte Keith zu Andrea. Es gefiel ihm nicht, dass er sie belügen musste, aber er musste tun, was
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