Julia Collection Band 27
hervor.
Andrea setzte sich wieder und überlegte fieberhaft, was sie tun sollte. Wollte sie Lauras Geschichte jetzt hören? Hier ging es um Mord! Mord an einem Angestellten von „Wescott Oil“. Sie sollte lieber mit der Polizei reden.
Aber sollte sie Laura das jetzt sagen? Die Frau wollte sich ihr anvertrauen. Dieses Vertrauen wollte sie nicht zerstören. Sie würde zuhören und dann entscheiden, wie sie mit diesen schockierenden Neuigkeiten umgehen sollte. Sie würde natürlich Keith anrufen, aber zunächst einmal würde sie zuhören.
Laura beruhigte sich wieder und begann: „Ich war seit Jahren in Sebastian Wescott verschossen. Er wusste nicht einmal, dass es mich gibt, trotzdem fantasierte ich von ihm. Natürlich war das dumm, aber ich konnte nicht anders.“ Laura seufzte. „Dann, vor ungefähr sechs Monaten, kam sein Halbbruder Dorian Brady nach Royal. Kennen Sie Sebastian und Dorian?“
„Ich habe sie getroffen, ja.“ Dorian Brady? Der Mann, der auf dem Ball darauf bestanden hatte, sich ihr vorzustellen? „Bitte fahren Sie fort.“
„Dorian sieht gut aus, und als er anfing, mich zu beachten, war ich geschmeichelt. Ich meine, er sieht Sebastian so ähnlich, und ich war so dumm, darauf hereinzufallen. Aber er war so charmant, und ich war so einsam und frustriert, weil Sebastian mich nie beachtete. Ich begann, mich mit Dorian zu treffen. Eine Weile war es ganz nett zwischen uns, aber eines Abends sagte er mir, dass er ziemlich spät noch ins Restaurant kommen würde. Er bat mich, ihm einen Platz möglichst in der hintersten Ecke zuzuweisen, ihm etwas zu essen zu bringen und dann mit meiner Arbeit fortzufahren. Er hat sich durch die Hintertür davongeschlichen, ohne dass jemand es bemerkte, und … und ich denke, dass er Mr. Chambers umgebracht hat. Er hat mich schwören lassen, dass ich jedem, der fragt, erzähle, er wäre die ganze Zeit im ‚Diner‘ gewesen, und das habe ich getan, Andrea. Ich habe die Polizei angelogen und auch Sebastians Freunde, die mich immer wieder gefragt haben.“
Andrea flüsterte: „Sind Sie sicher, dass er es getan hat?“
„Ziemlich sicher. Er ist ein gefährlicher Mensch, und ich habe entsetzliche Angst vor ihm.“
Andrea war so aufgeregt, dass sie kaum klar denken konnte. Aber etwas schoss ihr plötzlich durch den Kopf. „Sebastians Freunde?“, wiederholte sie und hakte nach: „Wer sind sie?“
„Mitglieder des ‚Texas Cattleman’s Clubs‘. Es ist irgendeine Geheimgesellschaft. Sie haben auch Dorian zu ihrem Mitglied gemacht, also kann ich ihnen nichts sagen, denn dann würde er es erfahren.“
Plötzlich fiel es Andrea wie Schuppen von den Augen. Keith war auch in diese Untersuchung eingebunden. Das war der Grund, warum er so besorgt um sie gewesen war.
Es schmerzte sie, zu erfahren, dass es Facetten an Keith gab, von denen sie nichts wusste; dabei war sie überzeugt gewesen, dass sie ihn jetzt durch und durch kannte. Aber dass er in diesen Fall verwickelt war – über diese geheime Vereinigung, die nach außen hin wie ein einfacher Männerclub wirkte –, hätte er ihr nicht davon erzählen können? Vertraute er ihr nicht?
„Warum wollte Dorian Eric töten?“, fragte Andrea geschockt. „Hat er Ihnen etwas darüber gesagt?“
„Manchmal hat er Andeutungen gemacht, dass er Mr. Chambers in der Hand hätte. Ich glaube, Dorian hat ihn dazu gebracht, die Konten zu manipulieren, sodass es aussah, als würde Sebastian seine eigene Firma bestehlen. Ich weiß, dass Dorian versucht hat, Sebastian in Schwierigkeiten zu bringen. Er hat mir mehr als einmal erzählt, wie sehr er Sebastian hasst, weil der von seinem Vater anerkannt worden war im Gegensatz zu Dorian. Ich vermute, dass Eric Chambers gedroht hat, zu Sebastian zu gehen, weil Dorian wütend auf ihn war.“
„Ich verstehe“, murmelte Andrea und kam dann zu einer Entscheidung. „Laura, ich hasse es, Ihnen das sagen zu müssen, aber Sie könnten in großer Gefahr schweben. Wenn Dorian Eric umgebracht hat, dann könnte er dasselbe mit Ihnen vorhaben.“
„Ich weiß. Ich bin schon ganz verrückt geworden, seit die Sache passiert ist.“ Laura begann wieder zu weinen. „Andrea, ich wusste nicht, dass Dorian in jener Nacht einen Mord plante. Ich dachte, er wollte nur etwas tun, um sich an Sebastian zu rächen.“
„Und Sie nahmen es Sebastian übel, dass er Sie als Frau nie wahrgenommen hatte.“
„Es war so dumm.“
„Niemand ist immer vernünftig und klug. Laura, wollen Sie einen Rat von
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