Julia Collection Band 27
los.
Merkwürdigerweise fühlte Andrea sich erleichtert. Wahrscheinlich war sie nur durch Keiths Warnungen so nervös geworden. Aber wie sollte sie ihm böse sein, wenn er sie so sehr liebte und sich Sorgen um sie und das Baby machte?
„Das ist so nett von Ihnen“, meinte Laura und wischte sich die Augen. „Ich … ich habe mich schon gefragt, warum sich eine Frau in Gefahr begibt, um jemandem wie mir zu helfen.“
Andrea erschauerte. „Bin ich in Gefahr, Laura?“
„Na ja, ich denke schon, wenn er mich in Ihrem Auto sieht.“ Sie klang elend und sehr entschuldigend.
Andrea begann, in den Rückspiegel zu schauen, obwohl sie es wohl kaum mitbekommen würde, wenn jemand sie verfolgte. Sie war schließlich keine Detektivin. Sie war jetzt noch besorgter, doch sie würde die Sache zu Ende bringen.
„Wir sind nicht so verschieden, wie Sie vielleicht meinen, Laura“, sagte sie und versuchte normal zu klingen.
„Sie haben unrecht“, erwiderte Laura teilnahmslos. „Ich weiß ganz sicher, dass Sie niemals das getan hätten, was ich getan habe.“
Andrea warf ihrer Beifahrerin einen scharfen Blick zu. „Was Sie getan haben?“
„Ich … ich muss mit jemandem darüber reden“, flüsterte Laura heiser. „Ich kann nicht länger damit leben.“
Jetzt war Andrea richtig beunruhigt. Sie war so sicher gewesen, dass Lauras Problem ein sie misshandelnder Partner war, und nun klang es so, als hätte sie selbst etwas getan.
Andrea umklammerte das Lenkrad und ließ den Rückspiegel nicht mehr aus dem Auge. Doch sie bemerkte nichts Ungewöhnliches, und auch als sie in die Straße bog, in der sie wohnte, sah sie hinter sich kein einziges Auto. Trotzdem war sie froh, als sie in ihre Einfahrt bog und in ihre Garage fahren konnte. Sie schloss das Garagentor sofort wieder und führte Laura ins Haus. „Möchten Sie einen Kräutertee, Laura?“, fragte sie ihren Gast, als sie in der Küche waren.
„Ja, gern“, murmelte Laura.
„Seien Sie nicht nervös. Hier sind Sie sicher. Setzen Sie sich doch. Ich mache schnell den Tee.“ Andrea setzte Wasser auf und meinte dann: „Ich muss noch einmal kurz telefonieren, Laura. Ich bin gleich wieder da.“ Sie eilte ins Wohnzimmer und wählte Keiths Nummer.
„Sie ist hier“, sagte sie ohne Einleitung. „Keith, sie hat angedeutet, dass sie etwas getan hat. Mir scheint, ich habe falsch gelegen mit meiner Einschätzung, dass sie misshandelt wird.“
Keith ballte seine freie Hand zur Faust. Er war sich jetzt sicher, was Laura Andrea erzählen würde. Er nickte seinen Freunden zu. Jetzt wurde es ernst.
Wieder warnte er Andrea. „Bitte, Andrea, ich werde das Telefon in der Hand behalten, bis du dich wieder meldest. Wenn auch nur die kleinste Kleinigkeit passiert, die dir merkwürdig vorkommt, dann ruf mich sofort an.“
Diesmal nahm Andrea seine Warnung ernst. Etwas war nicht in Ordnung. Sie hatte keine Ahnung, was es sein könnte, aber sie spürte, dass es wichtig war, genau das zu tun, worum Keith sie bat.
„Das werde ich, Liebling.“ Sie legte auf und ging schnell wieder in die Küche.
„Ihr Haus ist hübsch“, sagte Laura schüchtern, als Andrea hereinkam.
„Danke. Mir gefällt es auch.“
„Ich lebe in einer Wohnung. Die ist auch ganz nett.“
„Wo denn?“
„In Caplan Arms.“
„Oh ja, das kenne ich. Es sieht nett dort aus.“ Andrea goss den Tee auf und stellte die Kanne auf den Tisch. Dann setzte sie sich Laura gegenüber und lächelte, obwohl ihr absolut nicht nach Lächeln zumute war. „Jetzt können wir reden. Tee beruhigt mich immer.“
Laura erwiderte das Lächeln schwach. „Tee ist gut.“
Und dann nippte Andrea an ihrem Tee und zwang sich darauf zu warten, bis Laura die Unterhaltung begann. Schließlich fragte Laura: „Wissen Sie von der Untersuchung an dem Mordfall von Eric Chambers?“
Andrea war so erstaunt, dass sie die Tasse senkte und Laura mit großen Augen ansah. Laura hatte doch wohl keinen Mord begangen, oder?
„Nicht viel“, brachte sie heraus. „Warum?“
„Ich glaube … nein, ich bin sicher, ich weiß, wer der Mörder ist.“
Andrea wurde blass. „Woher … wissen Sie das?“
„Ich habe dem Mörder ein Alibi verschafft“, flüsterte Laura. „Genau genommen bin ich sein Alibi. Oh, Andrea, es ist alles so schrecklich.“ Sie begann zu weinen.
Andrea eilte auf wackligen Beinen los, um Taschentücher zu holen. Ihr Herz pochte, und ihre Hände zitterten, als sie sie Laura reichte. „Danke“, stieß Laura schluchzend
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