Julia Collection Band 27
Zumindest bis um elf Uhr, obwohl einige dieser Dinnerpartys auch mal bis Mitternacht gedauert hatten.
Sie wollte sich gerade umdrehen, um wieder hineinzugehen, als sie ein Auto auf der Straße hörte. Es fuhr sehr langsam, und als sie hinsah, erkannte sie, dass es ein dunkler Geländewagen war. Das war Keith, darauf würde sie wetten! Warum fuhr er abends an ihrem Haus vorbei? Was kam als Nächstes?
Keith sah die Autos auf Andreas Einfahrt. Sie hatte Gäste. Er wendete am Ende der Straße und fuhr nach Haus.
Als er dort ankam, stellte er erneut Erics Computer an und öffnete die codierte Datei, die er gefunden hatte. Er starrte auf die langen Reihen von zweistelligen Zahlen, die absolut keinen Sinn ergaben, und begann schließlich, damit herumzuspielen und verschiedene Sachen zu testen.
Er arbeitete einige Stunden lang, ohne etwas herauszubekommen, und ging schließlich ins Bett. Kaum hatte sein Kopf das Kopfkissen berührt, waren sämtliche Zahlen aus seinem Gehirn verschwunden. Das Einzige, was jetzt noch Platz darin fand, war das Bild von Andrea. Und sie schaute ihn nicht einmal mit freundlicher Miene an.
Frustriert schlug er mit der Faust auf das Kissen.
6. KAPITEL
Andrea verabschiedete ihre Gäste mit dem üblichen warmen Lächeln. Sie beglückwünschten sie zu ihrem köstlichen Essen und gingen gut gelaunt kurz vor elf. Erleichtert, dass anscheinend niemand ihre merkwürdige Stimmung bemerkt hatte, vertauschte Andrea ihr Kleid mit einem bequemen Morgenmantel und machte sich ans Aufräumen.
Und wieder kehrten ihre Gedanken zu Keith zurück, der ihre langjährige Routine durcheinander brachte. Das nahm sie ihm wirklich übel. Warum hatte er nicht in seiner Welt bleiben können?
Aber er tat, was er wollte. Das hatte er schon immer getan, wenn sie sich recht erinnerte. Er war zwar einmal ihr bester Freund gewesen, doch schon damals hatte er gern andere herumkommandiert. Und jetzt auf einmal meinte er, dass er wieder an ihr interessiert wäre. Und sie sollte auch noch begeistert darüber sein! Was sollte sie bei so viel Arroganz nur tun?
Sie war noch immer tief in diese Gedanken versunken, als es an der Tür klingelte. Fast hätte sie vor Schreck einen Teller fallen gelassen. Doch sie fasste sich schnell wieder – ein Gast hatte wahrscheinlich etwas vergessen –, trocknete sich die Hände ab und eilte in den Flur.
Nachdem sie die Außenbeleuchtung eingeschaltet hatte, spähte sie durch den Spion. Ihr stockte der Atem, und ihr Puls beschleunigte sich: Es war Keith!
Es klingelte erneut.
Andrea schloss auf und öffnete die Tür einen Spalt breit. „Es ist spät. Warum bist du hier?“
„Ich habe gesehen, dass bei dir noch Licht brannte. Darf ich hereinkommen?“
„Weshalb?“
„Weil ich einen Freund brauche.“
„Oh, du bist in einer deiner einsamen Stimmungen.“ Sie wusste, sie klang grausam, und eigentlich wollte sie Keith auch nicht verletzen. Aber wer sonst würde um diese Uhrzeit bei ihr klingeln? Ihre Freunde waren rücksichtsvoller. Sie riefen an, bevor sie vorbeikamen.
Keith verscheuchte eine Motte, die vom Licht angezogen worden war. „Um ganz ehrlich zu sein, habe ich darüber nachgedacht, was du gestern gesagt hast, und ich glaube, dass du recht hast.“
„Was habe ich gesagt?“
Noch eine Motte umschwirrte Keiths Kopf, und er machte eine abwehrende Handbewegung. „Lässt du mich bitte herein, damit ich diesen Biestern entkomme?“
Widerstrebend öffnete sie die Tür. „Was habe ich gestern gesagt?“, wiederholte sie eisig, als er eintrat.
„Hey, rieche ich Kaffee? Würde es dir etwas ausmachen, mir eine Tasse abzugeben?“
Andrea schüttelte missmutig den Kopf. „Du bist unmöglich. Wenn du Kaffee willst, der ist in der Küche.“ Sie wirbelte herum und marschierte davon.
Grinsend und überzeugt davon, dass sie gar nicht wirklich wütend war, weil er uneingeladen hereingeschneit war, folgte Keith ihr dicht auf den Fersen.
„Wie war deine Party? Ganz schön früh zu Ende, was? Hattet ihr keinen Spaß? Hast du den Fehler begangen, einen Haufen Langweiler einzuladen?“
Sie drehte sich zu ihm um. „Meine Freunde sind nicht langweilig! Wir haben einen sehr netten Abend zusammen verbracht.“
Er streckte die Hand aus und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne von der Wange, was sie erstarren ließ, und meinte leise: „Wie kommt es, dass ich dich immer so wütend mache, Liebling?“
Andrea schluckte und zwang sich, von ihm wegzutreten. Sie ging zur Kaffeemaschine,
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