Julia Collection Band 27
füllte einen Becher und brachte ihn zum Tresen. „Zucker, Milch?“, fragte sie mit einer Stimme, die sie kaum als ihre eigene erkannte. Keith macht aus mir einen anderen Menschen, dachte sie. Das war sein Geheimnis, seine Macht; er schaffte es, all die Vornehmheit, die sie sich in den Jahren angeeignet hatte, auszulöschen, sodass nichts als der raue Kern blieb.
„Schwarz, bitte.“ Keith setzte sich auf einen der Hocker und trank einen Schluck, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Komm, trink einen Kaffee mit mir“, meinte er lächelnd.
„Was soll’s“, murmelte sie. „Ich weiß ohnehin schon, dass ich heute Nacht nicht viel Schlaf bekommen werde.“
„Warum nicht, Honey?“
Das Kosewort sandte ihr einen wohligen Schauder über den Rücken, doch sie bedachte ihn mit einem bösen Blick. „Du weißt verdammt gut, warum nicht.“
„Doch nicht, weil ich irgendetwas getan habe? Vielleicht, weil deine Party ein Flop war?“
„Sie war kein Flop! Verdammt, du gehst mir auf die Nerven.“
„Bist du gerade erst zu dieser Erkenntnis gelangt?“
„Wohl kaum.“
„Wieso hast du mich dann überhaupt hereingelassen?“
„Ja, lass uns darauf zurückkommen. Was habe ich gestern gesagt, das dich veranlasst hat, hier mitten in der Nacht aufzukreuzen? Und ich würde es sehr begrüßen, darauf eine klare Antwort zu bekommen.“
Keith stellte ihre Geduld noch weiter auf die Probe, indem er sie ansah, als müsste er gründlich nachdenken.
„Wird es jetzt bald?“, fuhr sie ihn an.
„Na ja, je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger glaube ich, dass ich es dir sagen sollte.“
„Oh, du machst mich wahnsinnig!“
„Es könnte dich aufregen.“
„Ich rege mich bereits auf!“
„Ja, scheint so. Ich rege dich ziemlich schnell auf, oder?“
„Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie schnell.“
Er ignorierte ihren Sarkasmus. „Wie kommt das nur?“
Die Wut, die in ihr aufstieg, war kein angenehmes Gefühl, und Andrea fragte sich, wohin das führen würde. Sie biss die Zähne zusammen und zwang sich, normal zu sprechen. „Darüber brauche ich nicht nachzudenken, ich weiß es. So, entweder erzählst du mir jetzt, was ich gestern gesagt habe, das dich so fasziniert hat – der einzige Grund, warum ich dir die Tür aufgemacht habe –, oder du gehst. Das sind die beiden Möglichkeiten, die du hast.“
„Okay, aber denk dran, du hast auf Offenheit bestanden. Du hast gesagt, dass wir wahrscheinlich am besten ein Mal zusammen ins Bett gehen sollten, um die Sache ein für alle Mal zu beenden. Ich würde dein Angebot gern annehmen.“
Andrea sackte gegen den Kühlschrank und starrte ihn fassungslos an. „Du bist verrückt.“
„Hast du das gesagt oder nicht?“
„Nicht in dem Zusammenhang, den du dir jetzt zurechtzimmerst.“
„Ach ja? Was für eine andere Bedeutung könnte eine Einladung in dein Bett denn wohl sonst haben?“
„Ich habe dich nicht in mein Bett eingeladen!“, rief sie. „Das habe ich nie gesagt!“
„Ich fürchte doch.“
Andrea hätte ihn am liebsten geschlagen. „Geh!“, schrie sie. „Verschwinde sofort aus meinem Haus.“
„Na gut, wenn du dich wegen einer einfachen Unterhaltung so aufregst, dann gehe ich eben.“ Keith stellte seinen Becher ab und stand auf.
Andrea atmete schwer und war so wütend, dass sich ihre Wangen röteten. Außerdem verspürte sie einen Stich im Herzen. Woher er kam, war ihr nicht klar, sie wusste nur, dass er irgendetwas mit Keith zu tun hatte. Vielleicht waren es auch nur Erinnerungen an Keith, die sie all die Jahre versucht hatte zu verdrängen und die jetzt wieder an die Oberfläche kamen.
Ein anderer Teil von ihr, einer, der ihr völlig fremd war, drängte sie, Keith zurückzurufen und ihn zu bitten, seinen Kaffee auszutrinken. Sie konnten doch sicherlich miteinander reden, ohne sich zu streiten, oder? Sie öffnete den Mund, brachte jedoch keinen Ton heraus.
Keith ging um den Tresen herum und war auf dem Weg aus der Küche, als er sie damit überraschte, dass er die Richtung wechselte und zu ihr kam. Er stellte sich so dicht vor sie, dass sie mit dem Rücken gegen den Kühlschrank gepresst wurde, und schaute ihr tief in die Augen.
„Du bist eine Schönheit, Andrea“, meinte er heiser. „Du hast definitiv gesagt, dass wir miteinander schlafen sollten, und ich glaube nicht, dass ich dich missverstanden habe. Du hast erkannt, dass wir im anderen Gefühle wecken, die viel zu stark sind, als dass wir sie ignorieren könnten, und
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