Julia Collection Band 27
sagen.
Also entschied sie, wenn sie wirklich ein Baby bekommen sollte, würde sie es allein großziehen. Plötzlich konnte sie die Tränen nicht länger zurückhalten. Sie hatte den Traum von einem Kind schon vor langer Zeit aufgegeben, doch jetzt schien es so, als könnte ihr innigster Wunsch wahr werden. Etwas sehr Mächtiges – vielleicht Instinkt oder weibliche Intuition – sagte ihr, dass sie tatsächlich schwanger war. Sie weinte sowohl vor Freude als auch vor Traurigkeit.
Schließlich ging sie wieder ins Bett und schlief sogar irgendwann ein, aber was ihr in der Nacht noch vernünftig und machbar erschienen war, kam ihr am Morgen nur noch grässlich unehrlich vor. Es war albern anzunehmen, dass sie nach nur einem Mal Sex schwanger sein sollte und dass sie etwas so Wichtiges vor Keith geheim halten könnte, weil er sie nicht liebte. Müde rieb sie sich die Augen, stand auf und machte sich fertig, um ihre übliche Runde zu laufen. Doch sie lief vorsichtiger, so wie sie alles vorsichtiger tun würde, bis sie herausgefunden hatte, ob sie schwanger war oder nicht.
Nach dem Frühstück fuhr sie zur Kirche und entschied anschließend, im „Royal Diner“ zu Mittag zu essen. Sie hatte Glück und fand noch eine freie Nische, und nachdem sie sich gesetzt, sich umgesehen und einigen Bekannten freundlich zugenickt hatte, wartete sie auf die Kellnerin. Sie war froh, dass sich niemand zu ihr an den Tisch gesetzt hatte.
Ein Glas Wasser und eine Speisekarte wurden vor sie auf den Tisch gestellt. Andrea sah auf, um sich zu bedanken, und bemerkte Laura Edwards, die noch mitgenommener aussah als neulich auf dem Wohltätigkeitsball.
„Hallo, Laura“, sagte Andrea ruhig und vergaß für einen Moment ihre eigenen Probleme.
„Guten Tag, Ma’am. Möchten Sie noch einen Blick auf die Speisekarte werfen, oder wissen Sie schon, was Sie bestellen möchten?“
Andrea runzelte die Stirn, denn Lauras Verhalten war distanziert und unfreundlich. „Ich weiß es schon … einen Hamburger, gut durchgebraten, und einen Schokomilchshake.“
„In Ordnung.“ Laura eilte davon.
Andrea war verblüfft, doch Lauras unnötige Kühle ließ sie annehmen, dass etwas im Leben der Kellnerin ganz und gar nicht in Ordnung war. Laura hatte Gewicht verloren, und die Ringe unter ihren Augen sprachen auch Bände; diese Zeichen waren die gleichen wie bei den misshandelten Frauen, die im „New Hope Center“ Schutz suchten.
Andrea seufzte. Weder sie noch sonst jemand konnte einem Menschen helfen, wenn der jegliche Hilfsangebote ablehnte. Also konzentrierte sie sich wieder auf ihre eigenen Probleme. Wenn Keith beschloss, sie weiterhin zu bedrängen, dann gab es nichts, was sie tun konnte, um ihn auf Abstand zu halten. Das hatte sie schließlich seit dem Ball vergeblich versucht. Was wollte er von ihr, abgesehen vom Offensichtlichen?
Bei dem Gedanken, lediglich die Bettgespielin eines Mannes zu sein, wurde ihr regelrecht schlecht, und sie winkte Laura heran. „Ist es schon zu spät, um meine Bestellung rückgängig zu machen? Mir geht es nicht so gut.“
„Auf einmal?“, fragte Laura ungläubig.
„Tut mir leid, aber ich kann im Moment wirklich nichts essen. Wenn es schon vorbereitet wird, dann zahle ich jetzt und gehe dann.“
„Ich frage den Chef.“ Laura ging davon.
Andrea trank einen Schluck Wasser. Jeder hat Probleme, ermahnte sie sich. Du kannst dich wegen dieser Sache nicht so aufregen, dass dir schlecht wird.
Laura kam zurück. „Es ist in Ordnung. Sie brauchen nicht zu bezahlen.“
„Danke, Laura.“ Andrea legte zwei Dollarnoten auf den Tisch. „Für Ihre Mühe“, murmelte sie.
„Das war keine Mühe.“
„Laura, haben Sie noch die Karte, die ich Ihnen auf dem Ball gegeben habe?“ Andrea musste einfach fragen. Ob Laura nun Hilfe wollte oder nicht, sie musste sie anbieten.
„Ich … denke ja.“
Andrea öffnete ihre Handtasche. „Hier ist noch eine. Ich weiß, dass etwas nicht in Ordnung ist, aber sicher kann ich natürlich nur dann sein, wenn Sie darüber reden. Gleichzeitig verstehe ich, dass es für Sie schwierig ist, sich jemandem anzuvertrauen. Aber wenn Sie das Gefühl haben, nicht mehr damit fertig zu werden, dann rufen Sie mich an.“
Laura nahm die Karte und steckte sie in die Tasche. „Danke, Andrea.“
„Gern geschehen.“ Andrea stand auf.
„Ich hoffe, es geht Ihnen bald besser.“
„Bestimmt.“ Als Andrea draußen war, ging es ihr tatsächlich besser. Es lag bestimmt an dem Geruch von all dem
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