Julia Collection Band 27
Fett, dachte sie, als sie zu ihrem Wagen ging. Sie würde sich zu Hause eine Suppe machen. Außerdem war sie gar nicht so hungrig.
Sie hatte so viel zu überdenken, dass der Nachmittag wie im Flug verging. So gegen sieben Uhr abends kam ihr Keiths Schweigen merkwürdig vor. Er macht sich nichts aus mir, wenn er nicht einmal am Morgen danach anruft, dachte sie. Den ganzen Tag danach nicht, um genau zu sein.
Schließlich kam sie zu der niederschmetternden Erkenntnis, dass Keith nicht anrufen würde. Nie wieder. Er hatte bekommen, was er hatte haben wollen, und damit war die Sache für ihn beendet.
Andrea hatte sich ein derartiges Szenario schon früher ausgemalt, doch die Realität ließ ihr die Knie weich werden, und sie musste sich setzen. Je länger sie darüber nachdachte, desto schwerer wurde ihr ums Herz. Sie ging in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken, und als sie an der Spüle stand, liefen ihr die Tränen über die Wangen. Keith hat das Einzige bekommen, was er von dir gewollt hat!
„Du Dummkopf“, flüsterte sie heiser und schluchzte auf. Warum tat es so weh? War es nicht das, was sie sich auch gewünscht hatte?
Oder hatte sie das Gegenteil gehofft und sich selbst etwas vorgemacht?
9. KAPITEL
Zwei Wochen später unterrichtete Andrea ihre Klasse nur halbherzig. Ständig musste sie auf den kleinen leeren Stuhl hinten im Zimmer sehen und daran denken, dass sie noch immer nichts von Keith gehört hatte. Sie war längst darüber hinweg, sich selbst zu verfluchen, und fühlte sich einfach nur noch leer und wütend.
Auf dem Weg nach Hause überlegte sie, dass sie vielleicht niemals die Gelegenheit bekäme, ihm direkt ins Gesicht zu sagen, wie sehr sie ihn verachtete, aber vielleicht bot sich diese Chance ja doch, und das würde ihr unendliches Vergnügen bereiten!
Mitte der Woche war Andrea es leid, nur noch Wut zu verspüren.
Sie hatte sich zwei Schwangerschaftstests gekauft und war auf der Heimfahrt schrecklich angespannt gewesen. Sie wollte es wissen und wollte es doch nicht wissen, und diese Unentschlossenheit machte ihr zu schaffen, zumal dies wahrscheinlich die wichtigste Angelegenheit ihres Lebens war.
Als sie nach Hause gekommen war, hatte sie wie immer in letzter Zeit als Erstes ihren Anrufbeantworter abgehört. Doch es waren lediglich zwei Nachrichten von Freundinnen darauf gewesen, die mit ihr hatten plauschen wollen. Andrea war enttäuscht gewesen, dass Keith nicht angerufen hatte, obwohl sie nicht sicher war, ob sie überhaupt von ihm hören wollte.
Dann saß sie auf dem Bett und öffnete zögernd die Schwangerschaftstests. Wahrscheinlich nahm sie das alles so mit, weil sie sich so sehr ein Kind wünschte. Wenn die Tests negativ ausfielen, wäre sie furchtbar enttäuscht.
Eine Stunde später weinte sie leise, aber nicht aus Enttäuschung. Sie war schwanger! Das hieß, dass sie eine Reihe von Entscheidungen zu treffen hatte. Eine davon, ob sie ihren Job als Lehrerin weiterhin ausüben wollte. Zunächst einmal musste sie jedoch zu ihrer Frauenärztin gehen. Sie war zwar von ihrer Schwangerschaft überzeugt, aber sie war nun einmal achtunddreißig, und dies war ihr erstes Kind. Sicherzugehen, dass alles in Ordnung war, schien ihr ganz besonders wichtig.
Das Wissen um ihre Schwangerschaft minderte Andreas Wut immerhin so weit, dass sie sich Gedanken über Keith machte. Irgendwie musste sie herausfinden, wo er war. Und wenn sie dann vielleicht die Möglichkeit bekam, mit ihm zu sprechen, dann würde sie ihm kühl und ruhig sagen, was für ein Schuft er war, und dann den Hörer auflegen. Warum ihr solch eine Tat große Befriedigung bereiten würde, war ihr nicht klar, aber sie war so verflixt verletzt durch sein hartnäckiges Schweigen. Wie konnte er es wagen, sie so schäbig zu behandeln?
Schließlich wählte sie nervös und mit zitternden Fingern seine Privatnummer. Es klingelte zwei Mal, bevor sich eine weibliche Stimme meldete: „Bei Owens.“
Andrea fragte nach Mr. Owens und erfuhr: „Mr. Owens ist nicht zu Hause. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?“
„Nein danke. Ich versuche es später noch einmal.“ Sie legte auf und sank erschöpft auf einen Stuhl, um wieder Mut zu schöpfen, denn nachdem sie einen Anruf getätigt hatte, musste sie auch noch einen zweiten tätigen.
Es dauerte fast fünf Minuten, bevor sie den Mut aufbrachte, die Nummer von Keiths Firma zu wählen. „Owens Techware. Kann ich Ihnen weiterhelfen?“
„Ich würde gern mit Mr. Owens sprechen,
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