Julia Collection Band 50 - Ebook
Couchtisch legte.
„Das ist das Manuskript für mein Buch“, erwiderte er und legte Kate ein anderes Exemplar in den Schoß. „Ich habe es beendet und möchte, dass ihr es beide lest.“
Kate schaute auf den Stapel Papier, als ob er eine gefährliche Schlange wäre. „Das möchte ich eigentlich nicht, danke.“
„Ich auch nicht.“ Obwohl Zach ein leidenschaftlicher Leser war, der drei bis vier Bücher in der Woche las, tat er so, als würde J.T. von ihm eine unzumutbare Aufgabe verlangen.
J.T. ignorierte Zach und schaute Kate eindringlich an. „Bitte, Liebling. Das ist wichtig. Lies es, und wenn du danach immer noch willst, dass ich gehe, dann werde ich es auch tun.“
„Ich …“ Sie schaute zu Zach hinüber.
Der zuckte die Schultern und griff zum Manuskript. „Na schön, wenn ich ihn dadurch loswerde, tue ich es.“
Kate nagte an der Unterlippe und schaute unsicher auf den Stapel Papier und dann zu J.T. hinüber. „Also gut. Dann lese ich es auch.“
Bereits nach der ersten Seite hatte das Manuskript sie in den Bann gezogen. Nach dem ersten Kapitel hatte sie fast vergessen, warum sie sich am Anfang geweigert hatte, diese Seiten zu lesen.
J.T. hatte einen wunderbaren flüssigen Schreibstil, eine unglaubliche Fantasie und ein Talent, Charaktere und Situationen überzeugend und glaubwürdig darzustellen. Von der ersten Seite an wuchs die Spannung unaufhörlich.
Offensichtlich war Zach ebenso von dem Buch fasziniert, und die nächsten drei Stunden wechselten sie kein Wort. Die einzigen Geräusche im Raum waren das Knistern des Feuers, hin und wieder ein leises Klirren der Teetassen und das Rascheln der Seiten beim Umblättern.
Am Anfang der Geschichte erschien Bob Sweet charismatisch, freundlich und liebenswürdig, ein wahrer Hirte. Doch langsam zeigte J.T. den wahren Charakter dieses Mannes auf. Und es kam ein machthungriger und egoistischer Kerl zum Vorschein, ein manipulierender, raffgieriger Betrüger, ein gewalttätiger Ehemann und Stiefvater. Das Beängstigende war allerdings die Macht, die er über seine Gemeinde zu haben schien, eine Macht, die man mit dem Verstand nicht erklären konnte.
Er war ein Meister der Rhetorik und der Gehirnwäsche, der die gutgläubigen Leute mit seinen leidenschaftlichen Predigten um den Finger wickelte.
Als er dann auch noch einen Plan entwickelte, um die Mine zu eröffnen und den Einheimischen ihre Jobs und ihren Stolz zurückzugeben, wurde er für sie fast gottähnlich.
J.T. porträtierte Kate und Zach als unschuldige Opfer, die jahrelang Verleumdungen und Verfolgungen von ehemaligen Freunden und Nachbarn und den Medien ertragen mussten.
Während Kate und Zach lasen, lief J.T. ruhelos in der weiträumigen Halle vor dem Wohnzimmer hin und her. Hin und wieder kam er ins Zimmer, um ein Stück Holz aufs Feuer zu legen, ihnen Tee nachzuschenken oder ihnen das Licht einzuschalten. Aber diese Dinge waren für J.T. hauptsächlich Entschuldigungen, um den Gesichtsausdruck der beiden zu deuten. Zum Ende hin kam er so oft, dass Zach die Nerven verlor.
„Verflixt. Wenn du willst, dass ich das hier zu Ende lese, dann bleib draußen.“
J.T. zog sich in den gegenüberliegenden Aufenthaltsraum zurück und setzte sich auf einen Platz, von dem er sie sofort sehen würde, falls sie das Manuskript zu Ende gelesen hatten, und wartete angespannt.
Obwohl Kate die Geschichte selbst durchlebt hatte, schien sie geschrieben viel aufregender zu sein als im wahren Leben. Und als Kate schließlich die Blätter zur Seite legte, brauchte sie eine Weile, um wieder in die Wirklichkeit zurückzukehren. Das Buch war ganz und gar nicht das, was sie erwartet hatte. Statt eines Sensationsberichts über den Riesenschwindel, auf die unstillbare Neugierde des Massenpublikums ausgerichtet, war dies eine Abrechnung mit Machtmissbrauch und der Blindheit der Menschen.
Zach war mittlerweile auch zum Ende gekommen und schaute jetzt gedankenverloren zu Kate hinüber.
„Das ist ganz und gar nicht das, was ich erwartet habe“, murmelte er.
„Nein, das ist es nicht“, murmelte Kate und hatte gerade das letzte Wort ausgesprochen, als J.T. im Türrahmen erschien. Angespannt schaute er zwischen den beiden hin und her. „Nun? Was denkt ihr?“
Sie fand das Buch hervorragend, aber trotzdem war sie innerlich zerrissen. Er hatte eine fantastische Geschichte über Gier, Macht und Hass geschrieben und sie und Zach fair behandelt. Wenn die Geschichte von anderen Personen handelte, hätte sie sie
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